Auf eine Vorband wurde an diesem Abend glücklicherweise verzichtet. Schließlich sind Built To Spill durchaus dafür bekannt, manchmal gut und gerne zwei Stunden lang zu spielen. Die Erregung des sich überwiegend aus Männern über 30 zusammensetzenden Publikums war förmlich greifbar, als die auf dieser Tour fünfköpfige Band um Punkt 21:30 Uhr die Bühne betrat. Halbglatze, ein mittlerweile ergrauter Bart, ein ausgeleiertes T-Shirt über dem Bierbauch – wenn man Doug Martsch vor sich sieht, dann kommt man nicht unbedingt auf die Idee, dass es sich hierbei um einen der genialsten Musiker der letzten 20 Jahre handelt. Dementsprechend un-rockstarlike nutzte die Band die ersten Minuten auf der Bühne erst einmal zum Stimmen ihrer Instrumente – die Umbaupausenmusik lief dabei vorerst weiter. Erst als wirklich alles perfekt war, gab der Frontmann ein Zeichen, und Built To Spill begannen ihr Set mit "Liar", einem der schönsten Stücke ihres im letzten Jahr erschienenen Albums "You In Reverse". Wer nun aber befürchtete, die Tour könnte vielleicht zum promoten von eben diesem Album genutzt werden, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Mit dem immerhin 13 Jahre alten "In The Morning" und "Get A Life" vom Debütalbum "Ultimate Alternative Wavers" ging es erst einmal in die Anfangstage der Band zurück.
Wer eine Karte für ein Built To Spill-Konzert erwirbt, kann vorher nie genau wissen, was ihn erwartet. Von einem Best Of des wohl meistgeliebten Albums "There's Nothing Wrong With Love" bis hin zu einem äußerst obskuren Set ist alles möglich. Die Setlist an diesem Abend in Köln war dagegen so ausgewogen zusammengestellt, dass wohl die feuchtesten Träume von allen Anwesenden wahr wurden. Von jedem der sechs regulären Studioalben wurde mindestens ein Stück gespielt – "There's Nothing Wrong With Love" und "Keep It Like A Secret" waren mit jeweils vier Beiträgen am besten repräsentiert. Dass aber auch das neueste Album nicht hinter den älteren Stücken zurücksteht, bewies die euphorische Reaktion des Publikums auf "Goin' Against Your Mind". Während ansonsten vieles schweigend genossen wurde, erreichte die Stimmung hier ihren Höhepunkt. Erst nach geschlagenen 100 Minuten verließ die Band zum ersten Mal die Bühne. In der Zwischenzeit hatten sie das ganze Spektrum ihres Könnens demonstriert: Vom ausufernden, aus mehreren unterschiedlich schnellen Teilen bestehenden "Kicked It In The Sun" bis hin zu einem sehr reduziert nur mit Gitarre und Bass vorgetragenen "Car". Zwischen den Liedern kam es immer wieder zu längeren Pausen: Nicht nur die Instrumente mussten umgestimmt werden, Schlagzeuger Scott Plouf ließ sich auch wiederholt den Takt mit Hilfe eines an das Ohr gehaltenen Metronoms vorgeben (die entsprechenden Beats per Minute wurden zudem akribisch genau auf der Setlist festgehalten). Wie zu erwarten, redete Doug Martsch nicht viel mit dem Publikum. Natürlich bedankte er sich höflich, wirkte aber ansonsten, als wäre ihm soviel Aufmerksamkeit fast unangenehm. Einmal jedoch hatte man den Eindruck, als wolle er etwas erzählen. "Today is an important and historic day for the band", setzte er an. Als eine weitere Erklärung ausblieb und ein Konzertbesucher nachfragte, warum dies so sei, erhielt man als Antwort lediglich "That's Not Important".