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The Rhythm Kings

The Delgados

Köln, MTC
02.11.2000
The Delgados
"Es kommt nur immer nur auf den Rhythmus an", meint Delgado Frontfrau und Co-Chemikal-Underground-Label-Chefin Emma Pollock mit ernster Miene. Interessant in diesem Zusammenhang ist weder die ernste Miene - die Delgados nehmen ihre Musik, ihre Arbeit und ihre Mission sehr ernst - noch die Aussage an sich, sondern der Zusammenhang, in dem sie fiel. Eine Band, die bekannt und beliebt ist für ihre komplexen, hochmelodischen und epischen Pop-Rock-Folksongs würde man nicht unbedingt und vor allem mit dem Attribut "Rhythmus" in Verbindung bringen - schon gar nicht, wie in diesem Fall im Zusammenhang mit den Texten, auf die wir Emma ansprachen.
The Delgados
"Bei mir kommt immer die Musik zuerst", führt sie ihre Überlegungen aus, "ich habe - bevor ich die Texte schreibe - auch immer bereits eine Vorstellung davon, wie die Worte klingen sollen. Ich suche mir dann später nach einer Bedeutung. Meine Texte sind Stories ohne tiefere Bedeutung. Ich bin auf jeden Fall mehr an der Musik interessiert - und diese orientiert sich am Rhythmus. So ist das auch mit den Texten. Wenn Du z.B. zu viele Worte in einen Text paßt, kannst Du ihn zerstören. Wenn Du einen schlechten Song mit guten Texten hast, interessiert mich das nicht. Ich bin kein großer Bob Dylan Fan." Ungewöhnlich für eine Band, deren Texte - ähnlich der Musik - äußerst eloquent, wortgewandt und komplex daherkommt, ihre vertrackten Stücke komplementiert. "Unsere Stücke sind gar nicht so kompliziert", meint Emma darauf angesprochen (und auf den Umstand, daß auf der Tour 6 Gastmusiker dabei sind und das Set dennoch wie aus einem Guß klingt), "die meisten Teile sind sogar recht simpel. Es kommt nur darauf an, daß wir aufeinander hören und gut zusammenspielen. Ich denke, das haben wir ganz gut drauf." Was eine schlichte Untertreibung ist. Die Delgados absolvieren diese Tour mit 4 Streichern, einer Flötistin und einem zusätzlichen Keyboarder. Solch ein Ensemble hat man in dieser Form selten derart organisch und kompakt zusammenspielen gesehen. Die kleinen schrägen Töne oder Timing-Probleme, die man ansonsten beim Konzept "Rock meets Classic" vorfindet, fehlen hier völlig. Im Gegenteil: Durch die zusätzlichen Musikanten gewinnt die Musik der Delgados zusätzlich an Profil, Tiefe und Dynamik. Das ist besonders bei den älteren Träcks wie "Pull The Wires" zu hören, die man erstmalig in diesem majestätisch anmutenden Ambiente zu hören bekommt. Emma's Gitarre ist kaum (aber eben doch) zu hören, die Rhythmusgruppe groovt tierisch, Alun's Gitarre haut ab und an mächtig rein und irgendwo im Zwischenfeld tummelt sich die String-Section und läßt dennoch Flöte und Keyboards und insbesondere den Vocals genügend Raum. Obendrein gibt's zusätzlich noch geschickt plazierte Samples und eine ausgeklügelte Lightshow.
The Delgados
Wahrlich beeindruckend, das, und sicherlich immens teuer. "Ja, für Beggars Banquet", stimmt Emma zu, "nun gut: Für uns auch. Wir haben ja nicht nur die zusätzlichen Musiker mit, sondern auch einen Soundtechniker und einen Lichttechniker. Es stand aber für uns außer Frage daß wir unsere neuen Songs auf diese Art präsentieren mußten. Ansonsten hätten wir die Hälfte der Stücke ja gar nicht spielen können. Wir sind ja, wenn wir ehrlich sind, keine besonders große Band hierzulande, und da wollten wir schon einen ordentlichen Eindruck hinterlassen." Was mit dieser Tour sicherlich gelungen ist. Die Frage ist nur, wie es von hier aus musikalisch weitergehen könnte. "Das wird sich zeigen", überlegt Emma, "ich denke nicht, daß es darum gehen kann, noch mehr Instrumente anzuhäufen. Viel interessanter wäre es z.B. einen "Schritt zur Seite" zu machen, und mit den vorhandenen Mitteln etwas neues auszuprobieren." Wozu man nur beipflichten kann, denn perfekter kann man Produktionen wie die aktuelle Delgados CD "The Great Eastern" nicht mehr hinbekommen. Und freuen wir uns: Nächstes Jahr soll ein ziemlich großes Chemikal Underground Jahr werden...
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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