Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
Konzert-Archiv

Stichwort:



 
Konzert-Bericht
 
Elliott und die Normannen

Elliott Murphy
Morgan Finlay

Solingen, Cobra
10.06.2007

zur Foto-Galerie
Elliott Murphy
Nachdem das legendäre Steinenhaus in Solingen seine Pforten schließen musste, fand das übliche Konzert von Elliott Murphy auf der von Gaesteliste.de präsentierten Tour in der zwar größeren, aber auch leider auch leereren Cobra statt. Einfühlsam hatten die Veranstalter die Halle abgehängt und vor der eigentlichen Bühne eine kleinere, intime Spielfläche arrangiert. Darauf wirkte auch der Support-Act, Morgan Finlay, dann nicht so verloren.
Der Mann aus Kanada hatte sich auf vorangegangenen Touren eine solide Kenntnis in Sachen "Tourdeutsch" erworben und beschloss daher, nach dem dritten Song alle Ansagen auf Deutsch zu machen. Diese beschränkten sich zwar darauf zu erklären, an welcher Stelle der entsprechenden CD das jeweils nächste Stück zu finden ist und wie lange er gebraucht hatte, um es zu schreiben, waren aber doch sehr witzig, da er jedes Wort, das ihm nicht einfiel war - und das waren doch so einige - durch "Scheiß" ersetzte (außer "schwitzen" - das erfragte er im Publikum). Diese heitere Herangehensweise übertrug und verstand sich dann auch ausgezeichnet auf / mit der Präsentation Browns, der beim Spielen mehr lustige Grimassen schnitt als ein durchschnittlicher deutscher Comedian im Privatfernsehen. Dazu wippte er nervös mit dem Fuß, überholte sich dabei jedoch ständig, so dass seine Stücke insgesamt wesentlich schneller wirkten, als sie eigentlich sind. Zu des Mannes Ehrenrettung muss allerdings ausdrücklich erwähnt werden, dass seine Scheiben nicht so hektisch daherkommen, wie dieser Vortrag. Aber so richtig zu meckern gab es auf der anderen Seite auch nichts, denn Finlay ist auf der Bühne ein relativ kurzweiliger Zeitgenosse, der lediglich den Begriff "Support Act" ein wenig zu sehr zu seinen Gunsten auslegte.
Was bei Elliott Murphy insofern ein Problem sein kann, als das dieser ja zuweilen recht unerbittlich mit der möglichen Nachtruhe seines Publikums umgeht: Am Tag zuvor hatte er z.B. noch über vier Stunden am Stück gespielt. So arg sollte es aber dieses Mal nicht werden. Zum Glück, denn Elliott hatte sich eine ausgezeichnete Setlist zurechtgelegt und hielt sich auch an diese - selbst als der "Rusty Roses"-Rufer einsetzte (dieses Mal merkwürdigerweise erst nach ca. einem Drittel der Laufzeit). Murphy hat es in seinem Alter ja nicht mehr nötig, die jeweils neueste CD komplett durchzuspielen, um deren Verkauf anzukurbeln (einfach auch deswegen, weil jeder, der seine Konzerte besucht, sie eh schon hat und andere nicht hinzukommen). Und so gab es denn eine brillante Tour de Force durch das Murph'sche Oeuvre, bei dem angesichts dessen, dass er mit einer vollständigen Band - den Normandy All-Stars (mit Drummer Alan Fatras & Bassist Laurent Pardo) - unterwegs war, auch mal wieder der Fokus auf die Rockstücke im Programm gelegt werden konnte. Und so gab es dann brilliante Versionen von (im akustischen Programm eher potentiellen) Gassenhauern, wie z.B. "Green River" - einem Song, der sich sicherlich auch in Stadien und von U2 interpretiert gut machen würde.

Doch U2 waren zum Glück nicht dabei. Dafür aber Stargitarrero Olivier Durand, der sich immer noch - wir erwähnten es schon - konsequent weiterentwickelt. Momentan ist er in seiner Rockstar-Phase angelangt. Nicht nur, dass er und Elliott sich bei fast jedem Stück begeisternde Gitarrenduelle lieferten, sondern obendrein post er mittlerweile wie ein Weltmeister und leistete sich sogar Pete-Townsend-Windmühlen! Und sein Effekt-Arsenal ermöglicht ihm heutzutage durchaus auch "echte" Gitarrensounds, so dass zu keiner Sekunde der Gedanke aufkam, hier fehle etwa eine E-Gitarre. Auch der "Terraplane Blues" von Robert Johnson (auf den Elliott durch Mick Jagger und Eric Clapton gekommen sei, wie er selber einräumte) ging mächtig ab. Es war zwar immer noch kein Blues, aber jetzt doch immerhin ein knackiger Rausschmeißer. Bei aller Liebe zum Rock'n'Roll vergaß Elliott selbstredend nie, dass er ja von Haus aus zunächst ein Songwriter ist. Und so gab es dann natürlich auch die üblichen Klassiker, wie "Elvis Presley's Birthday" - und siehe da, auch hier schadete der einfühlsame Bass von Laurent Padro keineswegs, sondern machte das Stück ungewohnt leichtfüßig! Als sich alle schön warmgespielt hatten, gelang es Elliott schließlich auch, die Leute vor die Bühne zu locken - teilweise, indem er sich kurzerhand VOR das Mikro stellte und ohne Verstärkung ins Rund sang. Sehr schön auch das seiner Mutter gewidmete "Pneumonia Alley" vom neuen Album "Coming Home Again", das jetzt wieder in der abgespeckten Live-Version überzeugender wirkte, als die Konserve. Elliott Murphy weiß eben, was zu betonen ist, und wann man sich zurücknehmen muss, um live die optimale Wirkung zu entfalten. Bei "Dragon" durfte dann z.B. wieder Olivier Durand als Sänger ran - und dieses Mal konnte man sogar verstehen, was er vortrug - und das, obwohl das Publikum lautstark mitsang. Obwohl Elliott bei dieser Show weniger neue Geschichten erzählte, als sonst üblich und obwohl das Set beinahe stromlinienförmig organisiert war, zählte das Konzert eindeutig zu den besten, kurzweiligsten, unterhaltsamsten Leistungen Elliotts an gleicher Stelle. Manchmal ist es eben doch gut, wenn sich jemand nichts mehr beweisen muss, sondern verlässlich das liefert, was alle von ihm erwarten. Jedenfalls dann, wenn es mit so viel Nonchalance und so souverän geschieht, wie im Falle von Elliott Murphy.

zur Foto-Galerie

Surfempfehlung:
www.elliottmurphy.com
www.morganfinlay.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
Banner, 234x60, ohne Claim, bestellen
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister