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Konzert-Bericht
 
Island trägt Norwegerpullis

Sigur Ros

Berlin, Admiralspalast
21.10.2007
Sigur Ros
Das kommt auch nicht oft vor: Dass man bei einem Termin für populäre Musik rechtzeitig kommt und gerade noch so einen Platz erwischt. Aber Sigur Ros hatten gerufen, und 1.700 Menschen füllten den ausverkauften großen Saal des Admiralspalastes. Der schwere Kronleuchter hing besonders symbolträchtig über der Szenerie, als wollte auch er wie der Moderator sagen: Was hier heute Abend geschieht, gibt es so kein zweites Mal.
Denn die Band, von deren Musik oft behauptet wird, sie sei Musik für den Film im Kopf, brachte dieses Mal ihren eigenen Film mit. "Heima" heißt er, Heimat, und ist Sigur Ros' eigenen Heimat Island und seinen Menschen gewidmet.

Zu Beginn spielt die Band ein paar ihrer Stücke unplugged, und die Akustik im Admiralspalast ist wie gemacht für die Kopfstimme von Jónsi Birgisson und das pointierte Laut-leise-Spiel der Band. Das hätte gut und gerne noch stundenlang so weitergehen können, aber der Film wollte ja auch noch gezeigt werden. Im Sommer 2006 tourten Sigur Ros für zwei Wochen durch Island und spielten Konzerte, ohne dafür Eintritt zu verlangen – an den unmöglichsten Orten, wie einer seit Jahren stillgelegten Fischfabrik oder in einem kleinen Gemeindehaus, aber auch den größten Gig ihrer Karriere in der Hauptstadt Reykjavik. Der Effekt war erstaunlich: Die Menschen nutzten die Konzerte für Familienzusammenkünfte, brachten Urgroßeltern und Urenkel mit. "Heima" zeigt erfreulicherweise viele dieser isländischen Besucher, ist tatsächlich auch ein Film über den Konzertgänger an sich geworden und über die Freude und Faszination, die sich in einem Gesicht zeigen kann. Manchmal ist es, als sähe man sein Spiegelbild dort auf der Leinwand. Erstaunlich auch, wie selbstverständlich der Norwegerpulli in der isländischen Kleidungskultur verankert ist.

Ergänzt werden die Konzertaufnahmen, die mit Lichteffekten und Close-Ups glänzen, von lyrischen Bildern der isländischen Landschaft – da fließt auch schon mal ein Fluss zur Quelle zurück! – und Gesprächen mit den Musikern. Man habe aber, das wurde betont, etwas anderes von Island zeigen wollen, als man normalerweise in den Einführungsfilmchen zum Eurovision Song Contest sieht. Das ist mehr als gelungen, und geht fast ohne Kitsch ab.

Zu guter Letzt stellte sich die Band noch den Fragen des Publikums, ein sinnvolles Gespräch scheiterte aber an einem betrunkenen Witzbold, der sich mehrmals zu Wort meldete und sich zum Beispiel erkundigte, ob Sigur Ros denn schlimme Träume hätten. Birgisson meisterte die Situation, indem er den so Fragenden an die Bar zurückverwies. Ein etwas unrühmliches Ende eines denkwürdigen Abends.
Surfempfehlung:
www.sigur-ros.co.uk
www.myspace.com/sigurros
Text: -Tina Manske-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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