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Australian Open

Nick Cave & The Bad Seeds
The Dave Graney Show

Düsseldorf, Philipshalle
09.05.2001

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Nick Cave & The Bad Seeds
"Ein herzliches Willkommen aus der Welthauptstadt des Kunst-Rock, Melbourne, Australien", begrüßte Dave Graney die andächtige Kongregation strenggläubiger Nick Cave Anhänger, die mehr oder minder schweigend ihren Gleichmut zum Ausdruck brachte. Dave Graney - jetzt mit Keyboarderin Clare Moore und einem Gitarristen als "The Dave Graney" Show unterwegs - glaubt, daß er "Art-Rock" macht. Das schon alleine deswegen, weil er nicht mit Melbourne's Blues-Szene assoziiert werden möchte (wobei es immer noch keinen schlüssigen Beweis gibt, ob diese überhaupt existiert). Egal: Der flamboyante Geck macht weder Blues noch Rock. Kunst schon.
Die überaus spröden (und arg kunstmäßig konstruierten) Songs seines aktuellen Albums "Kiss Tomorrow Goodbye" wollten so gar nicht dazu beitragen "das Eis zu brechen", wie er es selbst halb scherzhaft formulierte. Dabei hat Graney Humor: Sein Song "Don't Waste Drugs On Youth" beschäftigt sich z.B. mit dem Thema, daß die beste Zeit, Drogen zu nehmen nicht morgens, nicht nachmittags, sondern das Alter sei. Graney wirkte auf der großflächigen Bühne der Philipshalle leicht deplaziert. Der Mann braucht die Nähe zum Publikum, sonst verpuffen seine grandios-theatralischen Gesten mehr oder minder unfreiweillig komisch im Nichts.
Im Prinzip gilt das auch für den Preacherman Nick Cave selbst. Nur: Im Gegensatz zu Graney wurde der Meister von den Betgängern natürlich ernst genommen. Hinzu kam, daß Cave von Anfang an klar machte, daß keine Geste zu groß sei, um nicht von ihm mit Inbrunst zum Leben erweckt zu werden. Gestikulierend, dirigierend und beschwörend hastete Nick von einem Ende der Bühne zum anderen und bläute die Botschaft ins Auditorium, daß es eine reine Freude war. Das muß man ihm lassen: So wie er hat das sonst keiner drauf. Die Bad Seeds - vollständig angetreten mit Warren Ellis, Conway Savage, Thomas Wydler und Blixa Bargeld (der den stoisch-coolen Antipapst zu Cave's Exorzismen abgab) und aufgestockt auf ein bis zu acht Mann starkes Orchester - legten sich mächtig ins Zeug. Leider - und wie so oft: Wenn es mal keine Rockmusik gibt in deutschen Hallen, hat man gleich Schwierigkeiten mit dem Sound. In diesem Falle ließ man bei orkanartiger Lautstärke einfach die Mitten weg, was dazu führte, daß man von pulsierenden Bässen und schneidenden Höhen entzwei gerissen wurde. Hinzu kam, daß die Veranstaltung in der Philipshalle merkwürdig deplaziert wirkte. Ein intimeres Ambiente hätte der Messe noch mehr Intensität verliehen. Doch Nick ist hierzulande für so was nun mal zu erfolgreich. Musikalisch ging Cave seinen Weg: Einen ersten Höhepunkt bildete der grandiose neue Track "Halleluja" - im o.a. Ambiente von jedwedem Pathos befreit und vom (wie gewohnt mit dem Rücken zum Publikum spielenden) Warren Ellis mittels des genialen Geigenriffs getragen. Es folgten Klassiker wie "Henry Lee" oder eine sich von der Balladenform zum Crescendo steigernde Version des "Mercy Seat" (soeben von Johnny Cash durch Interpretation geadelt). Nach etwas einer Stunde verabschiedete sich Cave bereits vom Publikum - was die Frage aufwarf, ob die 50 Zossen für das Ticket nicht doch etwas hochgegriffen erschienen. Immerhin: Cave ließ sich zu ein paar Zugaben "überreden", wobei sich das Publikum per Akklamation sogar den "Ship-Song" wünschen durfte. Dann gab es noch einen Birthday-Party Song und KEIN Duett mit Kylie Minogue, bevor sich Cave mit "In My Arms" - das er vorher 3 x verseppelt hatte - endgültig in die Gruft zurückzog. Unterm Strich war dies ein beeindruckendes Konzerterlebnis - für diejenigen, die das Glück hatten, in den vorderen Reihen zu stehen. Ein paar eigentliche Gedankengänge seien noch erlaubt: Wieso rekrutiert sich eigentlich die Gefolgschaft des wortgewaltigen Gottesmannes Cave (fast) ausschließlich aus Grufties und Teufelsanbetern? Seit wann dürfen eigentlich am Merchandise-Stand feilgebotene CDs teurer sein als in mittelvernünftigen Plattenläden? Woher kamen eigentlich die Rauchschwaden in der Halle, wo doch das Rauchen untersagt war? Und wo bleibt eigentlich die T-Shirt Polizei, wenn die Bootlegger vor der Halle ihre Ware zum halben Preis verhökern (Bzw. umgekehrt: Warum soll man in der Halle das Doppelte zahlen?)?

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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