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Konzert-Bericht
 
Das Schweigen des Lammes

Lou Rhodes
Oddur

Köln, Stadtgarten
18.03.2008

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Lou Rhodes
Nicht, dass Lou Rhodes bei ihrem Solo-Konzert im Kölner Stadtgarten ihre Vergangenheit als Frontfrau von Lamb ganz verleugnete: Ihre mit intelligenten Sampler-Passagen angereicherte Version des Lamb-Klassikers "Gabriel" gehörte zu den Höhepunkten der extrem intensiven und intimen Performance - aber als ein Herr aus dem Publikum mehr von Lamb forderte, meinte sie fast pikiert: "Ich bin nicht mehr Lamb, ich bin ich!" (Allerdings bedankte sie sich dann doch artig für die Anfrage.) Die Frage nach Lamb-Songs erschien dabei gar nicht so unberechtigt, denn letztlich entfernt sich Lou Rhodes - songwriterisch und was den nach wie vor einzigartigen, samtweichen, durchdringenden, emotional berührenden Gesang angeht - gar nicht so weit von dem, was sie damals mit Band machte. Auch wenn sie selbst das ganz anders sieht und ein akustisches Solo-Konzert definitiv soundmäßig anders klingt, als eine mit (oder im Falle ihrer Solo-Scheiben ohne) Elektronik und Pomp aufgebaute CD mit Studio-Aufnahmen. Lou sollte die Sache vielleicht eher als Kompliment abhaken, denn eine charismatische Sängerin wie Lou Rhodes ist nun mal extrem prägend für jedes Band-Projekt.
Davon ist ihr Support-Act, der Isländer Oddur, noch ein Stück entfernt. Zwar hat er eine markante, durchdringende Gesangsstimme, seine eigenen Stücke eignen sich aber nicht besonders gut als Folksongs. Oddur setzt nämlich ganz auf Pop-Momente mit klassischen Refrains - was mit aufwendigen Arrangements (wie auf seiner MySpace-Seite nachzuhören) wesentlich besser funktioniert als im akustischen Ambiente. Hinzu kam, dass Oddur, der bei dem Konzert zwar durchaus unterhaltsam rüberkam, sehr viel nervöser wirkte, als es notwendig gewesen wäre (denn er kam gut an), was dem Set ein wenig von seiner Wirkung nahm.
Lou Rhodes betrat dann - relativ leger gekleidet - nach einer halben Stunde Umbaupause, in der es absolut nichts umzubauen gab, die Bühne und legte mit "Rain" vom aktuellen Album "Bloom" dann auch gleich die Messlatte für alle folgenden Nummern. Es gab Lou, ihre Stimme, gerade so viel akustische Gitarre wie notwendig, ein wenig - und äußerst pointiert - eingesetztes Live-Sampling, so wie bei einem Track ein wenig rhythmisches Geklatsche vom Publikum. Auch was das Songwriting angeht, ist Lou bekanntlich eine Minimalistin. Erstaunlich viele ihrer Stücke kommen mit zwei Akkorden aus, zu denen sie sich dann - ganz in der Tradition klassischer Folk-Sänger - eine Melodie sucht. Das reicht aber, um ein ganzes Konzert in einer fast tranceartigen Stimmung zu zelebrieren, die nicht nur, aber auch deswegen entsteht, weil Lou Rhodes jede Nuance ihres Timbres akzentuiert zu kontrollieren im Stande ist (was weniger für ihr eher rudimentäres Gitarrenspiel gilt - was aber andererseits einen gewissen Indie-Touch in die Veranstaltung brachte). Die meisten der Stücke von "Bloom" wurden in diesem Ambiente dargeboten - angereichert mit ein paar Favorites wie "Save Me", "Why", dem selten gespielten "Fortress", einem Joni Mitchell-Cover und einem neuen Song namens "Fully Down" - einem selbst für die ungekrönte Königin des misanthropischen Liebesliedes ungewohnt depressive Nummer. Lou erklärte zwischen den Tracks auch einige der Songs (wie z.B. die Geschichte hinter "Fortress") und beschrieb bei dieser Gelegenheit auch gleich, wie ihre Musik verstanden werden möchte: Bei ihren Songs ginge es um Gefühle, die sie selber durchlebt habe, aber jeder ihrer Songs bedeute für jeden Zuhörer etwas anderes und das sei auch der Grund, warum man diese Stücke immer wieder singen könne.

Lou Rhodes präsentierte sich bei diesem Konzert als Songwriterin fernab der üblichen Konventionen. Weder macht sie in Sachen Girlie-Pop, noch geht sie als Indie-Ikone durch und schon gar nicht als typische Folksängerin. Nicht mal ihrem Idol Joni Mitchell ähnelt sie musikalisch wirklich. Gerade dieses Sitzen zwischen allen möglichen Stühlen macht Lou Rhodes aber auch gerade so interessant. Auch, wenn man sich vielleicht gewünscht hätte, dass sie - wenigstens ab und an - einmal von ihrem mit fünf Mikroständern eingerahmten Stuhl aufgestanden wäre.

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/lourhodes
www.infinitebloom.com
www.lastfm.de/music/Lou+Rhodes
www.myspace.com/oddurmusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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