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Rachael Yamagata

Köln, Kulturbunker
26.02.2009

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Rachael Yamagata
Bei einem Major-Label zu sein, hat auch seine Vorteile. Dann kann man es sich z.B. leisten, gleich mit einer Band (und einem Cellisten) auf die erste Europa-Tour zu gehen, bevor die Scheibe, die dieses eigentlich erst ermöglichen sollte, erschienen ist. Und dank der entsprechenden Promotion kommen dann auch statt der üblichen 20 Leute bei vergleichbaren Indie-Acts zumindest mal 50. (Obwohl der Kölner Kulturbunker darauf hinweisen möchte, dass es mittlerweile nur noch ein Mythos sei, dass sich grundsätzlich zu wenige Zuschauer auf die falsche Rheinseite verirren.)
Rachael Yamagata absolvierte mit ihrer Debüt-CD unter eigenem Namen "Happenstance" zwischen 2004 und 2006 zwar einen wahren Konzertmarathon - doch nicht hierzulande. Deswegen war diese Tour für sie auch der erste Besuch auf deutschem Boden. Die von Lampenfieber geplagte Songwriterin, deren Stücke heutzutage in allen besseren US-Fernsehserien, TV-Shows und Filmen zu finden sind, hatte sich dementsprechend vorbereitet: Einige Brocken Deutsch trug sie aus einem deutsch-englischen Phrasenbuch vor - bis sie dann einsah, dass es gar nicht nötig war, das Publikum auf diese Art für sich einzunehmen. Denn erstens bestand dieses aus bestens informierten Hardcore-Fans, die sich die neue Scheibe "Elephant / Teeth Sinking Into Heart", die bei uns erst um April erscheint, bereits in den USA besorgt hatten und insofern die Texte mitsingen konnten und zweitens bot Rachael eine durchaus ansprechende, kurzweilige Show.
Das Set bestand nahezu ausschließlich aus den Stücken des neuen Albums. Die Besonderheit desselben ist die, dass dieses in zwei musikalisch recht unterschiedliche Teile aufgesplittet wurde, die das Zerbrechen und die Nachwehen einer Beziehung schildern. Im intimen Beleuchten von fragilen Beziehungs-Ungleichgewichten und den damit verbundenen Dramen ist Rachael Yamagata wohl die ungekrönte Königin ihrer Zunft. Ein Umstand, der ihr selbst wohl durchaus bewusst ist und der dazu führte, dass sie sich gleich mehrfach beim Publikum und bei ihrer Band für die vielen "Chick-Songs" entschuldigte. Auch das wäre nicht nötig gewesen, denn allzu introvertiert und besinnlich wurde die Show gar nicht. Das lag zum einen daran, dass Rachael darauf verzichtete, die Teilung ihrer CD in "langsame" und "rockige" Songs auch live umzusetzen, sondern diese bunt mischte und zum anderen an der bemerkenswert "tighten" und ausgebufft professionellen Band, bei der sich besonders Gitarrist Michael Chavez hervortat. Rachael selbst wechselte des Öfteren vom Piano zur Gitarre, wobei sie einräumte, gerade letztere gerade erst für sich zu entdecken. Das machte aber nichts, da der Gesamteindruck stimmte: Die besagten balladesken Songs wurden zum Beispiel gegenüber der verspielten und üppig arrangierten CD-Versionen entfleischt und gestrafft (anstatt z.B. die Streicher zu emulieren übernahm Cellist Oliver Kraus alleine diesen Part - und zwar schnörkellos und stellenweise gar rockig). Das Material der neuen Scheibe spottet jedwedem Kategorisierungsversuch und mäandert bemerkenswert ungezwungen zwischen den Stilen herum. Rachael selbst zählt Jeff Buckley zu ihren musikalischen Inspirationsquellen - weil dieser so geschickt mit der Dynamik arbeitete. Dieses Element - in Kombination mit Rachaels sirenenhaftem Gesang, der - besonders bei den balladesken Nummern - eine unheimliche Ähnlichkeit mit dem Buckleys hatte - fand sich auch bei den Live-Versionen der "Elephants-Tracks" - etwa beim Titeltrack oder aber dem ausufernd schönen "Horizon“. Die Rock-Nummern des "Teeth"-Albums a la "Sidedish Friend" oder "Faster" kamen hingegen deutlich sauberer definiert rüber als auf der Konserve - und zudem auch als richtige Live-Versionen, mit ausuferenden Intros, Soli und klar definierten Gesangsharmonien. Da zahlte sich dann der lange Soundcheck aus, den sich die Musiker im Vorfeld der Show gegönnt hatten.

Rachael unterhielt zwischendurch das Publikum mit amüsanten Anekdötchen über ihr verwirrendes Liebesleben und die Entstehungsgeschichte der Songs. So erfuhren die Zuschauer, dass man sich vor Dreiecksbeziehungen in Acht nehmen solle, und dass sie einige Passagen ihrer Songs um vier Uhr Morgens von einem Geister-Trompeter abgekupfert habe. Mit dieser Show empfahl sich Rachael Yamagata als überraschend vielseitige Performerin, die sich trotz ihres mittlerweile beachtlichen Status (auch unter Kollegen) ein gewisse Erdverbundenheit bewahrt hat. Das neue Material wurde dabei ganz en passant optimal und mehr als adäquat live umgesetzt.

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Surfempfehlung:
www.rachaelyamagata.com
www.myspace.com/rachaelyamagata
de.wikipedia.org/wiki/Rachael_Yamagata
www.warnermusic.de/rachaelyamagata
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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