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Konzert-Bericht
 
Sympathie auf Socken

Andrew Bird
Laura Marling

Berlin, Admiralspalast 101
06.05.2009

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Andrew Bird
Das Ambiente des 101 im Admiralspalast war in dunkelrotes Licht getaucht und wartete nur darauf, vom abendlichen Programm zum Leben erweckt zu werden. Während die Instrumente aber noch still an ihrer Stelle verharrten und dem leisen Murmeln des Publikums den Bruch des Schweigens überließen, war die Erwartungshaltung ungefähr so gespannt wie Andrew Birds Geigenbogen. Mit anderen Worten sehr. Der aus Chicago stammende Multi-Instrumentalist und seine Begleitband, u.a. mit Martin Dosh, hatten mitten in der Stadt ihr Zelt aufgeschlagen, um den Berliner Zuschauern eine Kostprobe ihres Zusammenspiels vorzuführen. Seine bisherigen Veröffentlichungen allein wären schon Anlass genug, damit einen die Füße wie von selbst zum Ort des Geschehens tragen. Trotzdem gab es natürlich mit seinem letzten Album "Noble Beast" einen aktuellen Grund, warum es sich umso mehr lohnte, den Weg in den Admiralspalast anzutreten.
Selbst das Vorprogramm gestaltete sich in Form von Laura Marling und einer begleitenden Cellistin als sehr angenehm. Auch wenn das anfängliche Echo im Raum sie ein wenig zu irritieren schien, ließ sich die englische Singer / Songwriterin schon bald darauf nicht mehr aus der Ruhe bringen und absolvierte ihr Set mit viel Routine. Ihre im Folk verwurzelten Songs zeugten dabei von viel Ernsthaftigkeit, die besonders durch die Intonation ihres Gesangs verstärkt wurde. Als Verabschiedung versprach sie ihren Zuhörern schon einmal viel Spaß mit Andrew Bird, den sie im selben Atemzug als "wahren musikalischen Leckerbissen" betitelte. Es stellte sich heraus, dass dies eine passende Überleitung darstellen sollte zu dem, was danach folgte.

Eleganz und Liebe zum Detail waren zwei Dinge, die nicht nur optisch, sondern auch musikalisch den Abend begleiten sollten. Die vierköpfige Band, inklusive Andrew Bird, erschien nämlich im adretten Hemd und wahlweise mit Jacket. Ähnlich elegant begann dann auch die eigentliche Show. Zwar wirkte die Bühne durch das viele Equipment etwas vollgestellt, aber das Intro, welches in den Song "Masterswarm" überleitete, ließ jegliche musikalische Überladung verrauchen. Stattdessen bewies Andrew Bird samt Band, dass der gezielte Einsatz der Instrumente und die Genauigkeit der gesetzten Akzente sich wunderbar zu einem großen Ganzen zusammenschlossen. Obwohl die dadurch hervorgerufene Anstrengung seitens der Musiker zum Teil in ihren Gesichtern nicht zu übersehen war, zeigte zumindest ihre übrige Körpersprache keinerlei Verkrampftheit. Vor allem Andrew Bird schien seine anspruchsvollen Parts auf der Violine und der Gitarre mit einer ungekünstelten Leichtigkeit in den vor sich liegenden Raum zu transportieren. Konzentriert, aber dennoch mit Hang zur Verspieltheit erzeugte er die Töne, die fast ausnahmslos präzise zum Vorschein kamen. Nur ganz vereinzelt schlichen sich unsaubere Übergänge oder verpatzte Anfänge ein, die aber kaum merkbar waren oder gar seine ansonsten durchaus perfekt ambitionierte Vorstellung schmälern sollten. Die bereits erwähnte Lockerheit äußerte sich auch gleich zu Beginn in anderer Form. So entledigte sich Herr Bird zum Beispiel seines Schuhwerks und bestritt den restlichen Abend ganz legère auf grün-gestreiften Socken. Diese drohten ihm aufgrund seines zwischenzeitlichen Getänzels und dem engagierten Stehen auf den Zehenspitzen sogar von den Füßen zu rutschen. Die meisten der gespielten Songs auf der Setlist waren eine Sammlung seiner letzten drei Alben, wobei gerade den neuen Stücken seiner Platte "Noble Beast" genügend Raum gegeben wurde. Die anfängliche Ernsthaftigkeit auf der Bühne wich zunehmend mit jedem neuen Song und ermunterte auch das Publikum immer mehr, sich völlig auf die Musik einzulassen. So sehr, dass es bei der zweiten Zugabe des Abends "Tables and Chairs" schwungvoll den Background Chor zu Andrew Birds Gesang bildete und sich unbefangen am Geschehen auf der Bühne beteiligte, was diesen offensichtlich erheiterte.

Obwohl er nicht unnötig viel zwischen den Songs spricht, konnte man auch bei ihm eine kleine Aufwärmphase feststellen. Die Entwicklung führte von anfangs vorgetragenen Stücken, bei denen er nur mit geschlossenen Augen sang, dahin, dass er sich seiner Rolle als Hauptakteur bewusst wurde und in dieser dann immer mehr brillierte. Trotz minimalem Dialog mit den Zuschauern sammelte er durch sein authentisches Auftreten Pluspunkte und spielte mitunter auf charmante Art und Weise mit den jeweiligen Charakteren seiner Songs. Höhepunkt seiner "schauspielerischen" Fähigkeiten war die erste Zugabe "Why?", die ihn zu unerwarteten Ausbrüchen hinriss, aber gleichzeitig ungemein den Unterhaltungsfaktor steigerte. Scherzend reagierte er danach auch noch, als wütender Charakter seines letzten Songs auf eine Bemerkung des Drummers Martin Dosh. Er könne die Rolle eben nicht so schnell verlassen!

Mit welcher Intensität er sich in seine Songs begibt und wie sehr er Teil dessen ist, was er auf der Bühne präsentiert, wurde daran deutlich, dass er mit oder ohne Instrument in der Hand auf gleiche Weise eine tiefe Verbundenheit zur vorgetragenen Musik durchscheinen lässt. So steht er oftmals völlig eingenommen von den Klängen um sich herum am Mikrophon, krallt seine Zehen in den Boden oder malt die entstandenen Töne mit seinen Händen in die Luft, scheint sie gar greifbar machen zu wollen. So bestätigt sich die vorab von Laura Marling getroffene Aussage ausnahmslos, dass man es bei Andrew Bird durchaus mit einem musikalischen Leckerbissen zu tun hat, der nicht nur klanglich alle an ihn gestellten Erwartungen erfüllt, sondern auch als Künstlerfigur auf der Bühne einen durchaus angenehmen Eindruck hinterlässt.

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Surfempfehlung:
www.andrewbird.net
www.myspace.com/andrewbird
www.lauramarling.com
www.myspace.com/lauramarling
Text: -Annett Bonkowski-
Foto: -Annett Bonkowski-


 
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