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Konzert-Bericht
 
Mit Ach und Krach

Health
Fuck Buttons/ Pictureplane/ Le Corps Mince De Françoise

Hamburg, Prinzenbar
15.10.2009
Health
Gerade so mit Ach und Krach in der Prinzenbar angekommen, musste man feststellen, dass man die erste Band aufgrund widriger Umstände (a.k.a. Arbeit) knapp verpasst hatte. Nach kurzem Durchfragen war klar, dass dies Le Corps Mince De Françoise war. Angesichts der zahlreichen frisch erworbenen weißen T-Shirts mit schwarzem Band-Aufdruck im Publikum, können die drei Mädels aus Finnland jedoch nicht eben schlecht gewesen sein.
Die nächsten Erkenntnisse folgten auf dem Fuße: Die Prinzenbar ist mit ihrem barocken Ambiente zwar unwahrscheinlich hübsch, für Konzerte jedoch denkbar ungeeignet: Ziemlich klein - was unter normalen Umständen ja nicht das Problem ist -, vor allem aber mit ihren vielen kleinen Treppen und dem kurzen Weg vom Bühnenrand zur Theke ziemlich verbaut. Als dann der nächste Act namens Pictureplane zu spielen anfing, kam jedoch noch ein weiteres Ärgernis hinzu: Warum man in so einem kleinen Laden die Lautstärke derartig aufreißen muss, ist einfach unbegreiflich. Als Künstler, besonders aber als Tonverantwortlichem muss einem doch auffallen, dass fast das gesamte Publikum trotz Ohrstöpseln mit verkniffenem Gesicht dasteht, weil der Lärm selbst ein Stockwerk tiefer kaum zu ertragen ist.

Nun gut. Pictureplane ist ein junger Mann aus den USA mit schrägem Outfit und ähnlich schräger Musik. In seinen Stücken entwirft er eine teilweise ziemlich ungewöhnliche Mischung aus fetten Beats, sphärischen Klängen und zerhackten Sounds allerlei Couleur. Die Selbsteinordnung auf der MySpace-Seite ("Goth / House / Dub") passt hier irgendwie nicht so richtig, doch das tut dem Auftritt keinen Abbruch. Was man zu hören bekommt, erinnert eigentlich eher an eine Art zerbrechlichen House, falls es sowas gibt, der immer wieder von noisigen Sounds durchbrochen wird. Gegen diese kommt die zarte Gesangsstimme des eher androgyn gebauten Sängers kaum an, doch dann kippt die Musik plötzlich vollends in warmen Trance um. Das alles ist nicht schlecht, was so auch vom Publikum wohlwollend quittiert wird, aber eben auch nicht weltbewegend.

Nach kurzer Um- bzw. Abbaupause - Pictureplane spielte nämlich vor der Bühne - stand auch schon ein vermeintliches Highlight des Abends in Form des Elektroduos Fuck Buttons auf der Bühne. Die beiden hatten nämlich so viel elektronischen Krempel angeschleppt, dass man offensichtlich nach dem Soundcheck kurzerhand einfach alles aufgebaut und Pictureplane unterhalb der Bühne spielen lassen hatte.

Je beeindruckender die Auswahl an Gerätschaften auf der Bühne war, umso weniger wusste das Duo leider musikalisch zu überzeugen. Das Set bestand vor allem aus immer gleichen Computer-Geräuschflächen, die sich teilweise minutenlang aufbauten - dann aber schlicht nicht aufgelöst wurden. Auch dem Großteil des Publikums war deutlich anzusehen, dass es nicht so recht wusste, was mit derlei Praxis anzufangen sei. Zugegeben, ein Problem war hier sicherlich auch der miese Sound in der Prinzenbar. Bei derartig schmerzhafter Lautstärke minutenlang ein einziges Geräusch zu hören, mag mancher künstlerisch interessant finden, manch anderer findet es einfach nur unangenehm. Als Fuck Buttons nach ca. 20 Minuten begannen, etwas tanzbarere Beats zu spielen, hatten viele im Publikum schon entnervt aufgegeben. Die von den so vielversprechenden Platten bekannteren, eingängigeren Stücke wuerden dankbar angenommen, Pictureplane wusste hier aber deutlich mehr Bewegung in die Menge zu bringen.

Pünktlich um 23:00 standen dann endlich Health auf der Bühne und lieferten wie zu erwarten den krönenden Abschluss eines bislang eher mäßig spannenden Abends ab. Mit ihrer furiosen Mischung aus purem Krach, roboterhaften Rhythmen und höchst fragilen Augenblicken voll zarter Popmelodien waren sie das erklärte Highlight des Abends. Die Band stieg von Beginn an voll in ihre Show ein und nutzte den geringen Platz auf der kleinen Bühne vollends aus, sodass das Publikum eine furiose Darbietung zu sehen bekam. Doch auch Health hatten mit dem Sound zu kämpfen: Das Schlagzeug übertönte fast alles und ist (absichtlich oder nicht, kann man bei einer Band wie Health nicht ganz ausmachen) stellenweise wirklich unangenehm. Auf der Bühne gaben sich Health zwischen ihren Stücken - im krassen Gegensatz zu ihrer Musik - angenehm zurückhaltend und höflich.

Leider war der ganze Spaß nach knappen 40 Minuten auch schon wieder dabei: Als man nach einer halben Stunde dachte, Sänger Jake Duzsik würde sich doch noch einmal zu einer Ansage hinreißen lassen, kündigte er in eben dieser ausgerechnet das letzte Lied an. Dennoch: Das Warten hat sich gelohnt. Health sind sicherlich eine der interessantesten Bands, die man derzeit in Deutschland live erleben kann.
Surfempfehlung:
www.healthnoise.com
www.myspace.com/healthmusic
www.fuckbuttons.co.uk
www.myspace.com/fuckbuttons
plainpictures.blogspot.com
www.myspace.com/pictureplane
www.myspace.com/lecorpsmincedefrancoise
Text: -Felix Maliers-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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