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Let's Dance!

Brett Anderson

Berlin, Lido
01.02.2010
Brett Anderson
David Bowie mag diese Worte zum Motto erhoben haben, Brett Anderson hat sich ihnen nun angenommen. Bei der letzten Tour noch auf leisen Sohlen und dem akustischen Ambiente nicht abgeneigt, sind bei der diesjährigen Tour von Brett Anderson durch die deutschen Clubs nur noch Bruchstücke davon übrig geblieben. Viel lieber gibt er sich mit Verstärkung einer spielfreudigen Band im Rücken ausgelassen den lauten Tönen hin. Er scheint wieder Spaß an etwas Aufruhr auf der Bühne und vor allem zappelnden Füßen zu haben, sowohl im Zuschauerraum als auch an den eigenen Beinen. Im Berliner Lido lag ein Hauch von Draufgängertum und Euphorie in der Luft, der sich von der Bühne ausgehend immer mehr auf das Publikum zu übertragen schien. Während draußen vor der Tür durch die Schneeschicht Vorsicht bei allen Bewegungen geboten war, konnte man drinnen angekommen nach Herzenslust im Einklang mit Mr. Anderson das Tanzbein schwingen.
Wer geglaubt hat, ein ruhiger Abend stünde bevor, der wurde schon bald vom Gegenteil überzeugt. Auch wenn die drei Soloalben eher vermuten ließen, dass die musikalische Umsetzung auf der Bühne gemäßigt zugehen würde, konnte man sich getrost nach wenigen Minuten von dieser Vorstellung verabschieden. Brett Anderson war eindeutig nach Berlin gereist, um zum Teil ganz neue und vor allem dynamischere Interpretationen seiner Songs darzubieten. Leidenschaftlich und mit viel Ausdauer legte er Meter um Meter im adretten Hemd und blank polierten Schuhen auf den Bühnenbrettern zurück, holte zu abenteuerlichen Bewegungen und Hüftschwüngen in allen Varianten aus und schwenkte unermüdlich das Tambourin oder wahlweise das Mikro in den Händen. Selbst die kurzen Pausen zwischen den Songs nutzte er nicht zum Luft holen, sondern lieber dazu, den Zuschauern das eine oder andere charmante Wort und ein wenig Ironie in die Ohren zu flüstern. Nicht einmal zu dem Zeitpunkt ohne das leiseste Anzeichen von Erschöpfung.

So erhaben wie mitunter die tänzerischen Einlagen, war auch das musikalische Repertoire, aus dem an diesem Abend geschöpft wurde. Ohne sich vor dem neuen Material zu scheuen und auf Altbewährtes zu vertrauen, war die Setlist mit reichlich neuen Songs vom letzten Album "Slow Attack" versehen. Zeilen wie "And The Snow In February Falls, Painting Winter Hollow" ("Frozen Roads") wirkten angesichts des weißen Treibens ein paar Meter weiter umso malerischer. Auch wenn die Holzbläser live nicht zum Einsatz kamen, vermochte es die Band den jeweiligen Stücken viel Ausdrucksstärke einzuhauchen. Nicht viele Sänger schaffen es ihre Gefühle auch auf der Bühne wirkungsvoll und glaubhaft zu transportieren, Brett Anderson muss sich darum keine Gedanken machen. Jede Intonation sitzt, jedes Wort wird von ihm mit voller Überzeugung gesungen als wäre es seine Unterschrift. Dazu benötigt er nicht einmal ein Mikrofon, wie er bei "Scarecrows And Lilacs" unter Beweis stellte. Und wenn er sich so schutzlos, nur mit seiner Stimme, vor das Publikum stellt und dieses ihm mit vollster Aufmerksamkeit und Anteilnahme zuhört, dann kann er sich sicher sein, dass seine Worte nicht bedeutungslos im Raum schwingen.

Brett Anderson
Die Selbstsicherheit und Zufriedenheit, die Brett Anderson ausstrahlt, wenn er zu spielen beginnt, wurde durchgehend mit Jubel begrüßt, was ihm mehr als einmal ein entspanntes Lächeln und freudiges Augenzwinkern entlockte. Ein Abend, der viele Höhepunkte mit sich brachte und überraschend temporeich ausfiel, bleibt vor allem durch seine Ausgewogenheit in Erinnerung. Ob das ungewohnt druckvolle "Julian's Eyes" gegen Ende oder die gefühlvolle Interpretation von "The Empress", "Clowns" und "Chinese Whispers" im Dreiergespann nur von der Akustik-Gitarre begleitet, alles fügte sich zum Schluss zum stimmigen Ganzen zusammen. Sympathisch, dass nach dem letzten Ton und dem einsetzenden Applaus sich ein Brett Anderson aufrichtig auch beim Publikum mit unzähligen Händeschütteln bedankt und den Eindruck hinterlässt, es hätte ihm ebenso viel Spaß bereitet, wie einem selbst.
Surfempfehlung:
www.brettanderson.co.uk
www.myspace.com/brettandersonofficial
Text: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Annett Bonkowski-


 
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