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Konzert-Bericht
 
No Nostalgia

Alela Diane
Dylan Leblanc

Hamburg, Kampnagel
03.05.2011

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Alela Diane
Vor rund 18 Monaten spielte Alela Diane im Duisburger Steinbruch ein phänomenales Konzert, bei dem man nur die Augen schließen musste, um sich in die frühen 70er zurückversetzt zu fühlen und sich mit der amerikanischen Folk-Elite, sozusagen den "Ladies Of The Canyon", in einem Raum zu wähnen. Mit ihrem jüngst erschienenen neuen Album, "Alela Diane & Wild Divine", geht die Kalifornierin nun andere Wege. "In gewisser Weise ist Zeitlosigkeit immer noch mein Ziel, aber ich finde es wichtig zu realisieren, dass es nicht mehr 1975 ist”, sagte sie beim Treffen mit Gaesteliste.de Anfang März. "Ich habe früher zu sehr an der Vergangenheit festgehalten, so sehr, dass ich mir dadurch selbst im Weg gestanden habe. Ich würde mich zwar immer noch als sehr nostalgisch bezeichnen, aber inzwischen habe ich kein Problem mehr damit, nach vorn zu schauen." Auch beim Gastspiel in Hamburg präsentiert sich eine andere Alela als noch auf der letzten Tournee.
Bestritt sie damals den Anfang des Konzerts nur zu zweit, bevor nach und nach die Musiker ihrer Band dazustießen, sind es dieses Mal ihre Mitstreiter - ihr Vater Tom Menig und ihr Mann Tom Bevitori an den Gitarren, zwei nicht verwandte Session-Profis an Piano, Bass und Drums -, die den Anfang machen und zunächst einmal ohne Alela auf der riesigen, aber ebenerdigen Kampnagel-Bühne stehen, die ob der ansteigenden Zuschauerränge mehr die Atmosphäre eines klassischen Theaters denn eines Folk-Clubs vermittelt. Dann erscheint die 27-jährige Sängerin, deutlich schicker gekleidet als ihre Mitstreiter, und nimmt ihren Platz am Mikrofon ein. Die meiste Zeit hält sie sich mit vornehmer Zurückhaltung am Mikroständer fest, spannend wird es immer dann, wenn sie das Mikro in die Hand nimmt und ihren Emotionen freien Lauf lässt. Zur Gitarre greift sie an diesem Abend nur selten. Einige wenige Nummern spielt sie solo - darunter eine herzergreifende Version von Buffalo Springfields "I Am A Child", das sie als ihren liebsten Neil Young-Song bezeichnet, "The Rifle", bei dem sie von einem einzigen Spotlight angestrahlt wird, und "Oh! My Mama" aus ihrem Debüt "The Pirate's Gospel" als Zugabe -, einige auch im Duo mit ihrem Vater, doch die Folk-Avancen sind, zumindest für den Moment, klar dem fülligeren Bandsound gewichen, der mal dezent, mal deutlicher in Richtung Pop deutet, aber auch eine betont rockige Note haben kann, beim mitreißenden "Elijah" zum Beispiel, das der heimliche Höhepunkt des Abends ist. Selbst für den Humor sind bisweilen die Musiker (und nicht Alela) zuständig. Als sich ihr Mann bei einer langen Gitarrenstimmpause dafür entschuldigen will, dass er kein Deutsch spricht, tut er das mit einem solch breiten Akzent, dass er kaum zu verstehen ist, worauf Alelas Vater spitz meint: "Richtig Englisch sprichst du aber auch nicht!"
Den Puristen im Publikum klingen viele Songs an diesem Abend zu glatt, sie vermissen die echten Gefühle, das rootsige, ja, nostalgische Flair von Alelas früheren Werken. Das rückt zwar in den Hintergrund, ist aber nicht vollkommen verschwunden, etwa, wenn die Musiker (minus Drums und Piano) im Halbkreis stehen und "The Wind" spielen. Anders gesagt: Statt der Alela, die Folkie mit Leib und Seele ist, erleben wir an diesem Abend in Hamburg eine Alela, die den Folk immer noch im Herzen trägt, aber ihre Fühler in andere Richtungen austreckt. Letztlich ist es gerade der Wechsel der Stimmungen und Stile, der diesen Konzertabend zum Erfolg macht, ohne dass er deshalb eine Dauergänsehaut erzeugt wie damals das Gastspiel in Duisburg.

Für die Traditionalisten hatte zuvor Dylan Leblanc auf der Bühne gestanden. Der Mann aus Shreveport, Louisiana, hatte nur seine Akustikgitarre und Melvin Duffy an der Pedal Steel dabei, und gemeinsam machten die beiden einen Streifzug durch schummerige Country-Bars, in denen die Beleuchtung schlecht, der Fusel billig und die Herzen gebrochen sind. Passend dazu präsentierte der gerade einmal 21-Jährige mit oft brüchiger Stimme nicht nur Songs aus seinem Debüt "Paupers Field", sondern auch Hank Williams' "Your Cheatin' Heart". Die Frage, warum er in manchen Kreisen allerdings schon als der nächste Jeff Buckley gehandelt wird, konnte dieser nervöse, etwas zu eindimensionale Auftritt allerdings nicht klären.

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Surfempfehlung:
wwww.aleladiane.com
www.dylanleblanc.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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