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Konzert-Bericht
 
Rock im Schafspelz

Cowboy Junkies
Over The Rhine

Köln, Kantine
25.10.2001

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Cowboy Junkies
Das Problem von Karin Bergquist und Linford Detweiler alias Over The Rhine aus Cincinatti, Ohio ist folgendes: Sie haben den Blues, spielen ihn aber nicht. Das sympathische Pärchen, das von den Cowboy Junkies liebevoll adoptiert wurde, und diese in den USA seit Jahren auf Tour begleitet, war nun zum ersten Mal in Deutschland unterwegs. (Over The Rhine ist der Name des Stadtteils, aus dem die beiden stammen - das hatte nix mit Köln zu tun) Live - in der Kombination Gesang / Piano / Baß - kamen ihre melancholischen Popsongs doch arg lamentös - bluesig eben - herüber. Insofern ging jedes Mal ein Glucksen durch's Publikum, wenn Karin einen "weiteren traurigen Song" ankündigte. Dennoch: Karin's Stimme ist schon eine Reise wert - indes hätte man diese Songs lieber in einem kleinen, intimen Club gehört, als im Konzerthallen-Ambiente. Und auf CD taucht dieses Problemchen auch gar nicht erst auf, da dort alles liebevoll und vielseitig arrangiert ist. Noch ein Schmankerl am Rande: Over The Rhine sind dermaßen in die CJ-Familie integriert, daß sie es sich erlauben konnten, ein CJ-Stück - "Broken" - VOR dem Hauptact zu bringen (ansonsten ein ausgesprochenes No-No).
Dann ging's los. Mit einem der unseligen Drone-Stücke, die die neue Scheibe "Open" zum größten Teil ausmachen, begannen die Cowboy Junkies ihr Set. Zum ersten Mal bekam man hierzulande das "komplette" CJ-Orchestra zu sehen. D.h.: Die Band plus Karin und Linford plus Multiinstrumentalist Jeff Byrd. Das aber nur am Rande, denn dies war eindeutig der Abend des Pete Timmins. Pete ist Michael's und Margo's "Idiotic little brother", wie Margo charmant feststellte und seines Zeichens der Drummer der Cowboy Junkies. Wahrscheinlich hätte dieser es sich auch nicht träumen lassen, daß er mal bei den Junkies über bloßes Geklöppel im Hintergrund herauskommen würde. Aber Michael wollte ja schon seit langem mal eine Gitarrenplatte machen - und "Open" war diese. Das bedeutete: Es wurde mächtig gerockt (ein Wort, was man bei den Junkies bislang ja eher weniger in den Mund nahm). Und Pete war der treibende Motor. Zusammen mit Bassist Al baute er erstaunlich komplexe Rhythmusgefüge, in die sich die restliche Band dann einfach fallenlassen konnte. Die zweite Überraschung des Abends war, daß Michael nur Rhythmus-Gitarre spielte und alle Solos Jeff Byrd auf seiner Fuzz-Mandoline überließ. Das hatte nix mit folkseligem Geklimper zu tun, sondern Jeff spielte sein Instrument über Verzerrer und Overdrive, daß es eine Freude war. Obwohl Margo immer wieder betonte, daß ihr die ruhigen Stücke mehr lägen (von denen es auch genügend gab - sogar "Witches" wurde gespielt) waren es indes die Rocker, die hier besonders überzeugten. Besonders "Open" und "Black & White" von der neuen Scheibe gerieten zu vielseitigen, strammen Feedback-Orgien, in denen Margo und Karin stimmlich dennoch eine verdammt gute Figur machten. Aber auch ältere Tracks, wie "Murder In A Trailer Park" kamen mit dieser lebensfrohen Attitüde bestens rüber. Daran nicht unerheblich beteiligt war auch Linford an Piano und Orgel, dessen Parts den Songs das gewisse Etwas verliehen. Dann kam der Moment, vor dem sich alle gefürchtet hatten: Margo's peinlicher Ausrutscher des Monats. Dazu sei noch zu erwähnen, daß man sich mal die Website der Junkies - www.cowboyjunkies.com - anschauen sollte, um deren doch sehr selektive und klischeehafte Weltsicht verstehen zu können. Letztes Mal meinte Margo, daß die DM eine schwache Währung sei, weil Bruder Pete für sein Frühstück 50 DM bezahlt hatte. Dieses Mal ging der Spruch so: "Ihr müßt es doch mittlerweile leid sein, daß man Köln nur wegen des größten Doms kennt. Vielleicht solltet ihr auch noch den kleinsten Dom hier bauen, dann hättet ihr noch was, über das man reden könnte." Nun gut: Kanadier. Dann ging's weiter. Es folgte ein akustischer Teil - nur mit Margo und Michael - und zum Finale gab's noch einen Drone ("Blue Guitar") von "Open". Als Fazit darf festgehalten werden: Diese Version der Cowboy Junkies gefiel außerordentlich gut, und zwar deswegen, weil die Stücke der neuen CD mit der vollen Besetzung (und der vollen Dröhnung) in diesen Versionen weit über das hinausgingen, was die Konserve eigentlich an Potential versprochen hatte. Ins Publikum gerichtete Mirkophone deuteten darauf hin, daß dieses Konzert mitgeschnitten wurde - was keine schlechte Idee war. Vielleicht gibt dies ja wieder ein "kleines Projekt" wie die Live-CD "Waltz Across America"...
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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