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Songs auf Rädern

Michael Hurley

Moers, Bauwagen
12.05.2013

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Michael Hurley
Alternde Musiker haben es oft nicht leicht: Wer mit brüchiger Stimme und womöglich etwas kauzig geworden vor sein Publikum tritt, enttäuscht nicht selten die Zuhörerschaft, die im Stillen gehofft hatte, dass ihr Held wie durch ein Wunder noch genauso klingt wie vor Jahrzehnten. Michael Hurley hat dieses Problem nicht. Schließlich klang der Abenteurer in Sachen Singer/Songwritertum schon in jungen Jahren hinreißend windschief und ist seit jeher für sein schrulliges Auftreten bekannt. Fast 72 Jahre ist der Amerikaner inzwischen alt, in die Jahre gekommen ist er allerdings nur äußerlich, wie er mit seinem Auftritt in Moers bewies.
Die Location für das Auftaktkonzert von Hurleys kurzer Deutschlandtournee ist höchst ungewöhnlich, und doch passt sie wie die Faust aufs Auge: In einem mitten in der Moerser Innenstadt aufgestellten alten Bauwagen tritt er auf, und eine besseren Ort kann man sich für diesen ewigen Vagabunden kaum vorstellen. Dass das Publikum überschaubar ist, macht ihm offenbar überhaupt nichts aus. Geduldig wartet er bis 21.17 Uhr. "Da ist Sonnenuntergang, und dann geht's los!", verrät er Gaesteliste.de vor dem Auftritt lächelnd.

Anders als bei unserer letzten Begegnung mit dem Barden vor über zehn Jahren ist er dieses Mal solo unterwegs, ansonsten ist allerdings alles wie immer: Er spielt die gleiche feuerrote Stromgitarre, die ihn seit vielen Jahren begleitet, und auch die Performance ist unverändert eigensinnig-genial, wie nicht nur seine mit zusammengepressten Lippen performten "Trompetensoli" bewiesen. Dass sein Gesang nicht immer zu den Akkorden auf der Gitarre oder dem mit dem Fuß gestampften Beat passt, ist gewissermaßen Konzept. Hurleys Performance ist Leidenschaft pur, und wenn ihm die Worte seiner so herrlich verdrehten Texte einfach aus dem Mund purzeln, wird die musikalische Begleitung bisweilen zur Nebensache.

Zumeist in seinem eigenen Universum versunken und ohne den Fluss des Konzerts durch langatmige Ansprachen ans Publikum zu unterbrechen, spielt er brandneue Stücke aus seiner aktuellen LP ("Die gibt's nur auf Vinyl und sonst auf gar nichts", erklärt der Eigenbrötler sichtlich stolz) genauso wie Frühwerke à la "Tea Song" aus seinem inzwischen knapp 50 (!) Jahre alten Erstling "First Songs". Nur ein Lied erklärt er dem Publikum vorab ausführlich: Vor Jahren sei ein Freund mit der Idee an ihn herangetreten, eine Compilation mit Pferde-Songs zu veröffentlichen, weil man junge Mädchen als Zielgruppe entdeckt habe und die nun mal Pferde mögen würden. Natürlich willigte Hurley ein und schrieb einen Beitrag in seinem ureigenen Stil. Der Titel? "Horse's Ass"! Leider blieb das Stück über das furzende Pferd damals unveröffentlicht, in Moers ist es allerdings das heimliche Highlight des Abends, mit dem Hurley das gesamte Publikum zum Lachen bringt.

Eine Stunde lang unterhält der "anrührendste Sänger der Welt" (wie Thomas Meinicke ihn einst nannte) mit den wunderbar schrägen, oft bissig-ironischen Anekdoten seiner Songs, denn auch nach fünf Jahrzehnten auf der Bühne hat sich Hurley den Blick fürs Ungewöhnliche bewahrt - und dafür lieben ihn Musikerkollegen wie Cat Power, Sue Garner oder Calexico genauso wie seine Zuhörer an diesem Abend im Schatten der Moerser Stadtkirche.

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Surfempfehlung:
www.snockonews.net
en.wikipedia.org/wiki/Michael_Hurley
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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