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Weihnachten mit Weinzwang

Erdmöbel
Friedemann Weise

Köln, Kulturkirche
18.12.2013

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Erdmöbel
Die alljährliche Weihnachtsfeier im heimatlichen Köln gehört ja sozusagen zur institutionalisierten Abteilung des Erdmöbel-Konzerns und erfreut sich bei den Freunden, Förderern und Forderern des Unternehmens größer Beliebtheit. Insofern war es dann auch nicht verwunderlich, dass das Ereignis in der Kölner Kulturkirche a) wie üblich stattfand und b) ausverkauft war. Auch nicht verwunderlich war der Umstand, dass der notorische Wegbegleiter, Friedemann Weise, mit seinem anarchistischen No-Nonsense-Nonsense das Programm begleitete.
"Ich weiß, was ihr jetzt denkt", rief er kurz nach 20 Uhr zur Begrüßung, "'Scheiße, Vorband.' Genau das gleiche habe ich auch gerade gedacht." Und dann ging es los mit dem üblichen Wahnsinn - wobei besonders Friedemanns neues Material über den "Abmahnanwalt" und die haarsträubende Auflistung seiner Auftrittsorte mit Anschluss-Reimen (zu dem er einen jungen Mann aus dem Publikum als Textbaustein-Platzhalter verwendete) zu gefallen wusste. Weil Erdmöbel nach seinem Hit vom Songwriter, den keiner braucht, musikalisch natürlich nicht hätten bestehen können, wie Friedemann erläuterte, spielte er noch das Stück "Tina geh nicht in die Sekte", das zwar weniger spektakulär sei, ihm aber dennoch am Herzen liege. Nun ja: Mittlerweile kennt und erwartet man als gestandener Erdmöbel-Aficinado so etwas ja schon.
Markus Berges machte im Folgenden dann gleich klar, womit es weitergehen sollte: "Erst gibt es Kung Fu und dann Christmas". Eine kampfsportliche Weihnacht blieb uns demzufolge dann also erspart - obwohl das Programm rein musikalisch sich dann doch irgendwie auf der Mixed Martial Arts-Ebene abzuspielen schien: Neben den langsam dominierenden Westcoast-Anleihen (die dank der Beiträge von Christa Becker und Henning Beckmann an Querflöte und Posaune mindestens Steely Dan-Qualitäten erreichten) überraschten die Herren mit gutgelaunten Reggae-Anleihen (etwa bei der besagten Kung Fu-Nummer) oder boten - nicht zuletzt dank Funky-Ekki Maas - auch gerne gediegene Tanzmusik. Da die Kulturkirche aber gnadenlos voll und zudem mit Bänken bestuhlt war, hielten sich die diesbezüglichen Möglichkeiten des Publikums jedoch in engen Grenzen. Auch die von Ekki - analog zum aktuellen Weihnachtsvideo "Ding Ding Dong" - angekündigte Polonaise zum Eigelstein musste (stark verkürzt und eher statisch) unter Beteiligung mühsam angehievter Freiwilliger aus dem Auditorium auf die Bühne verlegt werden.

Irgendwann vorher, nach einigen schönen Kung Fu Momenten (besonders schön etwa der endlose "Blinker") waren wir dann beim Thema des Abends angekommen. Keyboarder Proppe hatte herausgefunden, dass Tonleitern sich weihnachtlich anhören (und laut Markus auch deshalb in gängigen Sting-Songs Platz finden) und Ekki erlaubte Drummer Dewueb ausnahmsweise, die mitgebrachten Chimes zu verwenden (deren Einsatzes zwischen Strophe und Refrain wegen man ansonsten ganze Diskografien nicht anhören könne). Obwohl es dann letztlich eigentlich nur einen "amtlichen" Weihnachtssong gab - namentlich die zudem ins Gegenteil verkehrte, mit "Weihnachten ist mir doch egal" kongenial eingedeutschte Version von "Last Christmas" (mit der "Melodie des Todes" wie Ekki meinte) - haben die Erdmöbel im Laufe der letzten Jahrzehnte eigentlich kontinuierlich für thematisch relevanten Nachschub gesorgt: Dieses Jahr mit dem besagten "Ding Ding Dong - Jesus weint schon", dann mit "Muss der heilige Nikolaus sein", "Lametta", "Fräulein Frost" oder sogar nur mittelbar beteiligtem Material wie etwa dem "Ersten Ersten". Wurde natürlich alles auch gespielt - das meiste davon sogar mit Videos. Und wo es keine Videos gab, wurden (live) welche dazu gespielt.

Und Überraschungen gab es ebenfalls: So wurden zum besinnlichen "Wort ist nicht das rechte Wort" die leckeren Durchbeisser-Toffees an fast die Meisten verteilt und bei "Lametta" stand (statt Maren Eggert) auf ein Mal Suzie Kerstgens von Klee - vormals Ralley - auf der Bühne, mit der Erdmöbel vor Jahren schon mal das Vergnügungslokal mit Weinzwang besucht hatten. Auch diesen Song gab es am Ende der Show sowie auf Wunsch aus dem Publikum noch den Gassenhauer "Das Leben ist schön" und auf Wunsch von Markus Berges zum Ausklang eine nicht enden wollende Version von "Nah bei dir", dem zeitlosen Carpenters Glanzstück. Mal abgesehen davon, dass das mit dem Ausufern bei so manchem Track ganz schön ausuferte, gelang am Ende die Balance zwischen Konzert und Familienfeier dann doch ganz schön. Das wird hoffentlich so weiter gehen. Pfarrer Thomas Diederich hatte jedenfalls vorab schon mal vorsorglich alle für nächstes Jahr wieder eingeladen.

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Surfempfehlung:
www.erdmoebel.de
www.friedemannweise.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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