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Konzert-Bericht
 
Midnight Soul

Jolie Holland

Köln, Studio 672
05.10.2014

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Jolie Holland
Obwohl Jolie Holland in unseren Breiten ja nicht eben oft unterwegs ist, wunderte es dann doch ein wenig, dass sich zu Beginn des Konzertes gerade mal eine Handvoll Fans im Studio 672 verliefen. Die Vermutung lag nahe, dass vielleicht der eine oder andere von dem recht radikalen musikalischen Update abgeschreckt gewesen sein könnte, das Jolie auf ihrem aktuellen Album, "Dark Wine Sea", installiert hatte, auf dem sie mit jungen Musikern aus der New Yorker Indie-Szene ihre Soundpalette nach oben aufgebohrt hatte.
Nun gut: Es trudelten dann doch noch ein paar Nachzügler ein, so dass der Club am Ende zumindest nicht leer bleiben musste - was indes das "Update" betraf, so wurde dieses auch beim Live-Konzert etabliert - vor allen Dingen Dank des wahnsinnigen Gitarristen Adam Brisbin, der seine Performance - quasi im Krebsgang - vom bloßen, zerstörerischen Krach bis zu feinsinniger Virtuosität steigerte - unterbrochen von Momenten schierer Ekstase. Aber der Reihe nach: Jolie Holland galt bis zu ihrem letzten Album als sichere Bank in Sachen jazzig/bluesigem Noir-Folk. Den gibt es zwar heute auch noch - aber unter ganz anderen Vorzeichen, denn Jolie hat mit dem letzten Album den scheppernden Indie-Rock für sich entdeckt. Nachdem das gesagt ist, muss es auch gleich wieder relativiert werden, denn während einige Passagen der jungen Band ganz schön swingten und polterten, gab es dann doch keine klassische Rockmusik zu hören, denn die ganze Sache war dann - auf betont unkonventionelle Weise und nicht zuletzt Dank Jolies klagendem Gesang - vor allen Dingen ziemlich Blues-lastig.

Jolie Holland machte als Performerin selbst einen eher zurückhaltenden Eindruck. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit stellte sie sich an den Bühnenrand und überließ Brisbin die Performance. Da dieser meist mit dem Rücken zum Publikum spielte (indem er das Feedback seines Verstärkers (inklusive eigenem Effektpedal) kreativ in den Vortrag mit einbezog), ergab das für das Publikum eine eher eigenartige Situation, denn keiner der Musiker schien hier für eine Kontaktaufnahme bereit (die Rhythmusgruppe hatte offensichtlich genug damit zu tun, Brisbins Stakkati zu folgen). Und noch eine Merkwürdigkeit tat sich auf: Jolie Holland bemühte sich zuweilen, die Band mit Gesten zu steuern - was jedoch fehlschlug, da eben Brisbin auch ihr den Rücken zuwandte. Insofern wirkte das Ganze am Ende ein wenig zu archaisch und unegal, um als wirklich elegant oder smooth durchgehen zu können.

Sei es drum: Wenn alles zusammenlief, wie es zusammenlaufen sollte, ergab das am Ende eine stampfende, rollende, eigenartige musikalische Urgewalt. Jolie Holland griff ein Mal zur Geige - verzichtete aber darauf, ins folkige abzudriften. Dafür kam eine Facette zum Vorschein, die auf Konserve bislang bestenfalls ansatzweise zu beobachten war: Mit der Coverversion "The Love You Save" von Joe Tex ("das ist der Mann, der James Brown die Freundinnen ausgespannt hatte"), Jolies eigenem Song "All The Love", den sie als Antwort auf diesen Track geschrieben hatte und der anschließenden George Jones-Nummer mit Country Vibe outete sich Jolie Holland als nachtschattenschwarze Soul-Queen. Hier lief auch Brisbin zu virtuoser Höchstleistung auf und spielte wie ein klassischer Stax-Session-Musiker so wieselflink vor sich hin, dass er am Ende seine Finger entknoten musste (wofür es Szenenapplaus gab). Das Konzert ging dann nach etwas mehr als einer Stunde zu Ende. Es war aber auch nicht die Länge, die hier ausschlaggebend war, sondern die seltsame Stimmung, die sich aus der Kombination aus dem nach wie vor klassisch orientierten Songmaterial und der anarchistischen Darbietung ergab. Immerhin: Damit wäre nicht unbedingt zu rechnen gewesen.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/jolieholland
joliehollandmusic.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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