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Hot Pants

Kitty, Daisy & Lewis
The Dash

Köln, E-Werk
12.03.2015

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Kitty, Daisy & Lewis
Wunder gibt es immer wieder: Nachdem sich Kitty Daisy und Lewis auf ihrem neuen, dritten Album und unter Mithilfe des ex-Clash Gitarristen Mick Jones als Produzent musikalisch geradezu symphonisch allen möglichen Richtungen geöffnet haben, hat das offensichtlich auch ihr Publikum getan. Denn nachdem noch bei ihrem letzten Besuch in Köln 2011 die Rockabilly-Fans quasi unter sich waren, war das Publikum dieses Mal tatsächlich mindesten so breit gefächert, wie die neue Musik des Geschwister-Trios. Schön, dass so etwas überhaupt noch möglich ist, denn es zeigt, dass sich die Leute tatsächlich noch für ihre Musik interessieren und nicht einfach zu Konzerten gehen, nur weil es hip ist.
Den Opener machte die No-Nonsense-Retro Truppe The Dash aus London. Die vier Herren traten mit 70s-Big-Hair-Frisuren an, die man selbst in der zweiten Generation in den 80ern bereits ausgestorben glaubte. Dennoch spielen The Dash keinen regelgerechten klassischen Gitarrenrock - wie man es anhand der Outfits hätte vermuten können - sondern eine Art überkandidelten Punk-Pop. Selten ein Mal schaffte es ein Track über die Drei-Minuten-Grenze und erkennbare Atempausen waren nicht zu verzeichnen. Da das Publikum - wie gesagt - aus Musikkennern zu bestehen schien, fiel diese Diskrepanz dann schon auf und so richtig ernst nehmen wollten die Herren wohl nur die Jüngeren - für die das ja eher neu war. Zum Ende des Sets leistete sich Frontmann Marc Hayward dann aber noch klassischen Rock’n'Roll-Firlefanz, der dann tatsächlich recht unterhaltsam war. So übergab er seine Gitarre einem Buben aus dem Publikum und bat diesen, ein Gitarrensolo zu spielen, während er selbst dann im Publikum herumturnte. In der Tat gibt es so etwas dann ja nun doch nicht alle Tage.
Nach einer längeren Umbaupause begann das Set von Kitty, Daisy & Lewis dann erst mal mit einem Gag: Nachdem zunächst nur das für diese Tour engagierte Streichquartett auf der Bühne Platz genommen hatte, spielte vom Band aus die erste elektronische Pop-Nummer überhaupt: "Popcorn". Das ist insofern amüsant, als dass die Antithese zu allem darstellt, was Kitty, Daisy & Lewis heilig ist. Dann ging es aber los: Wie üblich rotierten die Geschwister von Song zu Song zwischen Gitarre, Keyboard (bzw. im Falle von Kitty Blues-Harmonica) und Drumkit hin und her und ließen sich derweil von ihrem Papa Graeme Durham und Mutti Ingrid Weiss sowie dem durchgeknallten jamaikanischen Trompeter Eddie Thornton unterstützen. Die Hinzunahme des Streichquartetts sorgte von Anfang an für ungewohnte Akzente im Bühnengeschehen (auch wenn sich das z.B. beim neuen Song "Turkish Delights", bei dem erstmals alle auf der Bühne standen, ein wenig so anhörte, als würden zwei bis drei unterschiedliche Songs gleichzeitig gespielt). Insbesondere bei den eh orchestral ausgerichteten Paradestücken der neuen Scheibe "Never Get Back" oder der Power-Pop-Disco-Nummer "No Action" führte das geradezu zu hymnischen Momenten. "No Action" gehörte des weiteren sowieso zu den Höhepunkten des Sets - einfach, weil sich dieser Song wohl am weitesten von den Roots der Geschwister entfernte. Und außerdem spielte Kitty hier eine Rhythmusgitarre, die so sexy seit Nile Rodgers niemand mehr bedient hat. Was besonders auffiel, war der für eine so große Halle ungewöhnlich intime Rapport, den die Geschwister mit dem Publikum hatten. Gleich mehrere direkte Konversationen bahnten sich an und die Band machte deutlich, dass ihnen das deutsche Publikum - insbesondere in Köln - durchaus gelegen käme. Deswegen, so Daisy, hätte sich Daddy seine Lederhose (die sie zugegebenermaßen allerdings "Trousers" und nicht "Pants" nannte) eigens für dieses Konzert der Tour aufgehoben. Auf dieses Thema kamen die Kids öfter zurück und am Ende musste Papa gar aufstehen und die Hose dem Publikum präsentieren.

Rein musikalisch hatten Kitty, Daisy & Lewis seit dem letzten Mal nochmals ordentlich zugelegt. Insbesondere Kittys mörderische Harmonica-Soli und Lewis’ elegante Art, verschiedenste Gitarrenstile immer wieder aufs wesentliche einzudampfen, gefielen da doch sehr. Rockabilly spielte dieses Mal bestenfalls nur noch eine Randrolle. Stattdessen gab es eben immer wieder R'n'B, viel Rock-Steady, Blues ("Good Looking Woman") und am Ende sogar noch die akustisch dargebotene Fake-Country-Ballade "Developer's Disease", mit der Lewis die unschönen Verhältnisse in Camden Town, der Heimstatt der Familie anprangerte. Die ganze Performance hatte im Vergleich zu früher deutlich an Kontur und Schärfe gewonnen - was vielleicht durch die in den Songs verarbeiteten persönlichen Erfahrungen der Geschwister geprägt wurde und dazu führte, dass sich Daisy als Rockerbraut präsentierte und Kitty - im Harlekinskostüm zwar - manch scharfzüngige Bemerkung vom Stapel ließ. Der Performance und Spielfreude schadete dies keineswegs und es zeigte, dass sich Kitty, Daisy & Lewis (und natürlich auch die Eltern) eben nicht nur musikalisch und kompositorisch, sondern auch als Live-Band mächtig weiter entwickelt haben.

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Surfempfehlung:
www.kittydaisyandlewis.com
www.facebook.com/kittydaisyandlewis
www.wearethedash.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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