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Pflichtspiel

Lydia Loveless

Duisburg, Steinbruch
12.05.2015

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Lydia Loveless
"Wir kommen aus Ohio, was bekannt dafür ist, dumm zu sein - so in etwa wie wir selbst auch", meinte Lydia Loveless in einer der wenigen direkten Ansprachen an das Publikum im Duisburger Steinbruch - und spielte damit wohl selbstironisch auf ihre Redneck-Roots an. Mehrere Monate nach der Veröffentlichung ihrer letzten CD "Somewhere Else" hatte die kleine Powerfrau mit ihrer Band nun auch den Weg in unsere Breiten gefunden. Das hatte natürlich zur Folge, dass nur die Hardcore-Fans den Weg in den Duisburger Steinbruch fanden. Aber für Laufkundschaft ist der No-Nonsense-Rock'n'Roll, den Lydia und ihre Jungs fabrizieren, ja auch eh zu speziell.
Eine besonders gute Stimmung herrschte dennoch nicht unbedingt. Zum einen war da dieses typische Nachtschattensetting zu bewundern, das man im Duisburger Steinbruch für eine adäquate Bühnenbeleuchtung zu halten scheint. Das ist es natürlich nicht. Denn - wie schon oft gesagt - Musik (speziell laute Rockmusik) wird nicht dadurch besser, dass man nicht sehen kann, was auf der Bühne passiert. Dann schien Lydia, die sich bereits im Vorfeld auf ihrer Website darüber ausgelassen hatte, momentan eine ziemlich düstere Periode zu durchleben, auch nicht unbedingt ihren besten Tag gehabt zu haben. Die Performance jedenfalls war kaum als eine solche zu erkennen. Einsilbige Ansagen und konsequentes Singen mit geschlossenen Augen sorgten - neben einigen recht schrägen Tönen - nicht eben für angenehme Vibes, die da von der Bühne strömten. Daran konnte auch nicht die enthusiastische 70s-Style-Headbanging-Performance des charismatischen Bassisten Benjamin Lamb nicht wirklich etwas ändern. (Denn wer achtet schon auf die Bemühungen eines Bassisten?) Dann gab es noch dezente technische Probleme in Bezug auf die Batterien der im Prinzip geschickt eingesetzten Effektpedale und Sampler. Und letztlich präsentierte Lydia seltsamerweise keineswegs hauptsächlich die z.T. brillanten Tracks des neuen Albums, sondern vielmehr ältere Songs und obskure Bonus-Tracks.
Die eigens mitgebrachte Pedal-Steel-Gitarre ging im allgemeinen Gemenge fast vollständig unter - jedenfalls verloren sich die eigentlich zu erwartenden Country-Elemente aus Lydias "altem Leben" mehr oder minder im allgemeinen Schweinerock-Gemenge. Dabei ist Lydia Loveless - nicht zuletzt aufgrund ihrer bemerkenswert kräftigen und durchsetzungsfähigen Stimme eine der wenigen Frauen, die sich in diesem Genre überhaupt behaupten können. Nicht ganz zu unrecht wird sie ja auch gerne mal als "Zukunft des Rock'n'Roll" gehandelt (etwa von Dokumentationsfilmer Gorman Bechard, der ihr - nach Arbeiten für die Replacements, Archers Of Loaf und Grant Hart - nun seine Aufmerksamkeit widmet). Gerade als Sängerin lief es an diesem Abend aber nicht besonders gut für Lydia. Weder was die Performances der eigentlich todsicheren Hits der neuen Scheibe, wie z.B. das unwiderstehliche "Wine Lips", das sich - wie so viele andere Titel Lydias auch - therapeutisch mit dem Alkohol-Abusus beschäftigt, noch was die dann viel zu lange "Sad Hour"-Solo-Passage betraf. Hier gab es dann sogar - selbst für eine Rock-Performance - die bereits angesprochenen, bemerkenswert schrägen Töne zu hören. Die eigentlich kompetente Band hatte dann - auch im Folgenden - Mühe, die Sache wenigstens halbwegs im Griff zu halten. Normalerweise ist es ja doch eher so, dass Live-Performances gegenüber den Konserven-Versionen energischer und schwungvoller dargeboten werden - bei diesem Konzert erschienen aber die Live-Versionen geradezu schwerfällig. Auf jeden Fall aber schmirgelnder und abrasiver als das, was im Studio zuletzt erreicht wurde - denn eine Blues-Künstlerin ist Lydia Loveless dann trotz aller "Sad Hour Momente" dann eben doch nicht.

Sagen wir mal so: Die Verdienste, die Lydia Loveless mit ihrer Arbeit leistet, wurden nicht unbedingt durch diesen Auftritt relativiert (man kann schließlich nicht immer seinen besten Tag haben) - aber es wäre halt schöner gewesen, wenn da ein wenig mehr Begeisterung für das eigene Tun von der Bühne geströmt wäre. (Wie gesagt: Benjamin Lamb ist da ausdrücklich ausgenommen.) So blieb da eher der Eindruck eines mühevoll über die Runden gebrachten Pflichtspieltermins zurück.

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Surfempfehlung:
www.lydialoveless.com
www.facebook.com/pages/Lydia-Loveless/141806382514011
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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