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Nowhere

Doe Paoro
Son Little

Köln, Die Wohngemeinschaft
06.12.2015

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Doe Paoro & Son Little
Einer der Titel auf dem zweiten Album der New Yorker Songwriterin Doe Paoro, die an diesem Abend zusammen mit ihrem Kollegen Son Little das Programm in der Kölner Wohngemeinschaft bestritt, heißt "Wake Up In Nowhere" - und irgendwo spielte sich das Ganze tatsächlich im musikalischen Nirgendwo ab. Denn weder das, was Doe mit ihren beiden Musikern dann veranstaltete, noch das, was Son Little mit den seinen tat und auch nicht der Track, den beide gemeinsam performten, ließen sich mit gängigen Mitteln in irgendwelche stilistischen Schubladen packen.
Versuchen wir es mal so: Doe Paoro arbeitet live mit mehr elektronischen Hilfsmitteln als ihr Kollege aus Philadelphia, verwendet aber auch mehr organische Bestandteile als auf der Konserve und während sich Son Little eher an klassischen Formen wie Blues, Gospel oder Soul orientiert, versucht es Doe Paoro eher mit avantgardistisch und leicht psychedelisch aufgedröselten Pop-Formaten, R'n'B und Disco-Elementen. Gleichwohl beschreibt das alles das faszinierende Ganze in beiden Fällen nur ungefähr. Es ist tatsächlich so, dass es sowohl Doe Paoro wie auch Son Little gelungen ist, mit eher überschaubaren Aufwand einzigartige Sound-Melangen für ihre jeweiligen Sub-Nischen zu kreieren, in denen sich beide als Performer mehr oder minder hemmungslos austoben können. Doe Paoro tut das eher extrovertiert - indem sie ihre Gesangsbeiträge mit ausdrucksstarken Posen und Gesten unterlegt, mit ihrem Sound-Controller immer wieder unerwartete Akzente setzt, mit ihrem Bassisten und der Drummerin im stetigen Dialog steht und vor allen Dingen das Publikum aktiv anspricht und einbindet. "Ihr seid viel zivilisierter als die Leute in den USA", erklärte sie z.B., "dort wird immer die ganze Zeit geredet und fotografiert. Als wir das erste Mal in Hamburg spielten, dachten wir, die Leute mögen uns nicht." Das liegt daran, dass hierzulande ja im Prinzip eher höflich zugehört und dann geklatscht wird. Das fiel auch Aaron Earl Livingston auf, der sich Son Little nennt. "Es ist ziemlich dunkel hier", stellte er wahrheitsgemäß fest, "ist denn überhaupt noch jemand da?" Livingston konzentriert sich beim Vortrag eher auf sich selbst, singt mit geschlossenen Augen und bindet immer wieder erstaunlich vielseitige und virtuose Soli in seinen Vortrag ein. Dabei wechselte er zuweilen von der elektrischen zur akustischen Gitarre, auf der er gleichermaßen souverän agierte und damit zusätzliches, folkiges Element einbringt, das auf seiner erstaunlichen Debüt-CD in dieser Direktheit gar nicht zu finden ist. (Dafür gibt es live weniger Gospel-Feeling - schon alleine, weil Son Little hier nicht mit Chören irgendwelcher Art arbeitet.) Überhaupt entfernt sich Son Little live stärker vom Sound, den er im Studio erschuf als Doe Paoro - die zwar dank ihrer vielseitigen Musiker durchaus waschechte Live-Versionen bot, aber eher dichter an der Songvorlage blieb.
Bei Son Little ging die Sache aber so weit, dass das Ausgangsmaterial zuweilen kaum wiederzuerkennen war. Das hatte aber auch seinen Grund: Während er auf der CD ein Meisterstück in Sachen Reduktion auf das Notwendigste kreierte, wurde das Ganze im Live-Kontext eher mit Fleisch gefüllt. Das lag wiederum daran, dass der Drummer und der Bassist zuweilen parallel zu Keyboards griffen und auch mit Effektgeräten nicht gespart wurde. Das führte am Ende zu epischen Klängen, wie man sie seit Pink Floyd in dieser Form nicht mehr vernommen hatte. Auf der anderen Seite war Son Little mit seiner akustischen Gitarre dann wieder ein Ausbund an Effizienz - da saß jeder einzelne Ton dort, wo er hingehörte und es gab vor allen Dingen keinen zu viel. Dazu gehörte auch der neue Song "Cross My Heart", den er gerade erst zusammen mit Doe Paoro geschrieben hatte, und den er nun zusammen mit ihr als herzzereißendes Duett ur-aufführte. Überhaupt legte Son Little viel Wert darauf, nicht nur sein bekanntes Material möglichst zu verbiegen, sondern zudem recht viele neue Songs einfließen zu lassen. Anders als Doe Paoro, die ihr Material recht ausführlich erläuterte (und sich damit eindeutig als New Yorker Künstlerin positionierte) ließ Son Little die Fans eher im Ungewissen, worum es bei seinen mystischen Song-Kreationen ging. In beiden Fällen war das indes nicht von essentieller Bedeutung, da das Material eh genügend Freiräume für Interpretationen bot. Insgesamt war das ein Ereignis, wie es sie in dieser Form eigentlich zu selten gibt: Denn hier trafen zwei sehr unterschiedliche Künstler aufeinander, die auf ihre Art obendrein ziemlich ungewöhnliche Wege gehen, sich auszudrücken - und ergänzten sich auf diesem Wege zu einem attraktiven und kurzweiligen Konzertabend.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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