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Partytime

Arkells
Ryan O'Reilly

Köln, Luxor
27.11.2016

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Arkells
Eine geradezu abenteuerliche Wandlung haben die Arkells aus Ontario im Rahmen ihrer bisherigen Laufbahn seit 2012 durchlaufen. Denn startete das Quintett um den quirligen Frontmann Max Kerman noch als klassisches Americana-Outfit im Neil Young-Modus (das somit eher die Flannelhemd-Fraktion ansprach), so öffnete sich die Band im Folgenden nach und nach immer stärker dem Indie-Rock und in letzter Konsequenz auch dem Pop (mit gelegentlich inoffiziellen Ausflügen in den klassischen Soul-Sektor). Dabei gelang es ihnen, sich einer wesentlich breiteren Fanbasis gegenüber zu öffnen. Heutzutage gelingt es den Jungs, auch jüngere Leute und vor allen Dingen Pärchen zu ihren Konzerten zu locken. Zu den fanatischsten der New-Generation-Fans zählen indes junge Damen, die sich, nicht zuletzt aufgrund des durchaus nahbaren Heartthrob-Faktors Kermans befleißigt sehen, ein Arkells-Konzert zu einer nicht enden wollenden Power-Party mit Karaoke-Charakter aufzubohren.
Die Show im Kölner Luxor eröffnete zunächst mal ein alter Bekannter: Der Ire Ryan O'Reilly stand bereits des öfteren auf Kölner Bühnen und konnte somit durchaus auf eine freundliche Rezeption zählen - zumal das Publikum der Arkells und seines durchaus kompatible Schnittstellen aufzuweisen hat. Ryan überraschte dann nicht nur mit einem aktualisierten Holzfäller-Look und einer betont schmirgelnden Reibeisen-Stimme (die er sich zugezogen hatte, weil er auf den vorangegangenen Shows mit den Arkells zu laut mitgesungen hatte), sondern vor allen Dingen mit einem ganzen Stapel neuer Songs - die sozusagen noch warm waren. So bot er mit die ersten Post-Trump-Songs (die er im Eindruck der Wahlnacht, die er als Gast in Brooklyn erlebt hatte, zusammengeschraubt hatte) und einen neuen Song gab es dann sogar als Live-Weltpremiere, den Ryan erstmals ausprobieren wollte, obwohl er sich nicht sicher war, ob er den Song schon richtig drauf hatte. "Das Gute ist aber, dass ihr das nicht merken würdet, wenn ich den Song versaue", erklärte er dann schmunzelnd. So richtig vorzustellen brauchte sich Ryan eigentlich nicht mehr - wies aber dennoch darauf hin, dass er keinesfalls der gleichnamige Millionär und Eishockeyspieler aus den USA sei. Abgerundet wurde das kurze Set dann mit ein paar Highlights seiner gerade erst erschienenen Debüt-CD - darunter sein für ihn wichtigster Song, "The One".
Die Arkells machten dann von der ersten Sekunde an klar, wohin die Reise gehen sollte. Bereits beim ersten Song, "A Little Rain" vom aktuellen Album "Morning Report", sprang Max Kerman beherzt ins Publikum und sang dann den Song auch in wesentlichen Teilen von dort - sofern ihn das Publikum ließ, denn dieses sorgte selbst lautstark für den Gesangspart. Das sollte sich auch im Folgenden nicht legen: Jeder Song wurde inbrünstig und Wort für Wort mitgesungen - ganz egal, ob es sich hier um brandneue Tracks wie "Savannah" handelte oder alte Rausschmeißer wie "John Lennon" vom Debüt-Album. Dabei spielte es keine Rolle, dass die Songs der Arkells ja zuweilen recht komplex strukturiert sind und dass die Herren diese zudem in spielfreudigen, zum Teil ausufernden Live-Versionen und mindestens doppelt so schnell spielten wie auf den CD-Produktionen. Egal, wohin die Arkells auch hin wollten - die Fans waren dann schon da. Dabei schadet es natürlich auch nicht, dass die Band - allen voran Kerman selbst - keine Gelegenheit ausließ, das Publikum durch entsprechende Kinetik zu befeuern und dabei nicht albern oder theatralisch rüberzukommen, sondern als die netten Jungs von nebenan, die eben eine Menge Spaß an ihrem Tun haben.

Eines der Erfolgsrezepte der Arkells ist dabei das, dass sich die Band stets als Botschafter ihres lokalen Lebensstils sieht: Bis heute finden sich in der Musik und den Lyrics der Band ständig Referenzen und Verweise auf ihre Herkunft in der kanadischen Provinz - was für eine kanadische Band insofern ungewöhnlich ist, als dass sich diese ja gerne mal hemmunglos in Richtung USA orientieren. Und so kommen dann die Stories, die Kerman nonchalant zwischen den Songs einfließen lässt und die auf humorvolle, anschauliche und selbstironische Art die den Songs zugrundeliegenden Stories vertiefen und ausmalen absolut glaubwürdig und nachvollziehbar rüber. Auch auf diese Weise sind die Arkells die netten Jungs von nebenan geblieben. Dass das besagte "nebenan" dabei auf der anderen Seite der Welt liegt, spielt erstens keine Rolle und wird zweitens durch Kermans Stories auch wieder relativiert, denn er lässt hier auch Tour-Erlebnisse aus unseren Breiten einfließen - und kokettiert dabei mit der Verbundenheit der Fans. "Wieviel Uhr ist es denn in Köln?", fragte er zum Beispiel in die Runde - und kaum jemand wunderte sich darüber, dass das Publikum nicht etwa die richtige Uhrzeit, sondern unisono "11:11" ausrief - was natürlich der Titel des nachfolgenden Songs von dem "High Noon"-Album war, der im letzten Jahr auch als Single veröffentlicht wurde. Musikalisch beschränkte man sich bei all dem hauptsächlich auf die Party-Nummern der Alben. So mussten die Zuschauer ganze neun Songs warten, bis mit "And Then Some" vom neuen Album das erste Mal so etwas wie eine Ballade (oder zumindest doch mal ein langsameres Stück) gespielt wurde. Die auf dem letzten Album verstärkt und dominant platzierten Keyboard-Parts des hauseigenen Tastendrückers Anthony Carone erschienen im Live-Mix dabei sehr viel weniger dominant: Dass die Arkells - trotz aller Hinwendung zu poppigeren Sounds - vor allen Dingen doch eher eine Rockband sind, machten sie bei dieser Show nochmals deutlich. Und dass das Kölner Luxor bei all dem am Ende nur zu ca. einem Drittel gefüllt war, verriet nur der Blick von hinten, denn die Fans vor der Bühne machten die mangelnde Masse durch enthusiastische Begeisterung mehr als wett. Als Live-Band lieferten die Arkells jedenfalls auch unter solchen Bedingungen ganz großes Entertainment-Theater.

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Surfempfehlung:
www.arkellsmusic.com
www.facebook.com/Arkells
www.ryanoreilly.uk
www.facebook.com/ryanoreillyband
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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