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Abschied

Joseph & Maia
Lydia Cole

Köln, Die Wohngemeinschaft
09.12.2017

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Joseph & Maia
Nachdem Joseph Thompson und Maia Potier nun immerhin zweieinhalb Jahre in Europa zugebracht hatten - und einen Großteil davon gar in Köln, wo sie ihren Lebensunterhalt teilweise mit dem Musizieren auf der Straße bestritten hatten -, war es natürlich logisch, dass sie ihr Abschiedskonzert in der Domstadt geben würden, bevor es am nächsten Tag dann zurück ins heimatliche Neuseeland gehen sollte, wohin Joseph & Maia anlässlich des 60. Geburtstages von Josephs Papa heimkehren wollten. "Wir werden uns aber bemühen, zurückzukehren", versuchte Maia, den drohenden Trennungsschmerz in der ausverkauften Wohngemeinschaft zu mildern - um dann entschlossen hinzuzufügen: "nein, wir werden zurück kehren. Ihr könntet ja unsere CDs kaufen, damit wir uns das auch leisten können." Denn - so Joseph zwischen den Songs - Joseph und Maia sind natürlich arm, wie sich das für echte Lebenskünstler gehört.
Das sympathische Pärchen aus Down Under (Neuseeland ist jetzt gemeint - nicht Australien) hat sich nämlich mit seiner bodenständigen Art in der Kölner Szene im Laufe der letzten Jahre einen guten Namen gemacht und sich (unter anderem als unermüdlicher Support-Act für jeden Fall) auch eine treue Fangemeinde erspielt. Unter anderem, weil Joseph & Maia ihre Lebensphilosophie einerseits anschaulich in autobiographischen, meist melancholisch/nachdenklichen Folkpopsongs verarbeiten - diese andererseits aber auch aktiv propagieren. Noch mal kurz zusammengefasst: Joseph & Maia waren in Neuseeland auf dem besten Weg zu renomierten Pop-Stars mit Major-Vertrag. Hätte da nicht die Forderung des Labels im Raume gestanden, der kommerziellen Verwertbarkeit halber das geliebte Songwriter-Metier in eine elektronische Pop-Richtung umzulenken. Das ließen sich Joseph & Maia nicht gefallen, befreiten sich aus dem Vertrag, verkauften ihren Besitz und besorgten sich Einweg-Tickets nach Europa, wo sie seither von Köln aus den Kontinent unsicher machten. "Es gibt Leute in diesem Business, die immer alles besser wissen und glauben, es ginge immer nur ums Geld", propagierte Joseph seine sozialistische Weltsicht plakativ, "die irren sich natürlich. Es geht nicht darum, viel Geld auf dem Konto anzusammeln, sondern das zu machen, was man wirklich gerne machen möchte und sich mit guten Leuten zu umgeben." Das legte er dann auch dem Publikum nahe, während Maia mit ihrer typischen Gottesanbeter-Haltung schmunzelnd im Hintergrund stand. Mag ja sein, dass das alles ziemlich banale und nicht eben originelle Erkenntnisse sind. Aber im Falle von Joseph und Maia kommt das alles so selbstverständlich, glaubwürdig und sympathisch daher, dass man ihnen das auch alles ohne Weiteres abnimmt. Und wie sie ihre Philosophie ausleben, kann man eindrucksvoller als durch den erwähnten Lebensstil ja kaum demonstrieren.

Das Material des Pärchens ist dabei ebenso unspektakulär wie nachvollziehbar. Nie suchen Joseph und Maia die große Geste, den lauten Ton oder den vordergründigen Effekt, sondern verlassen sich ganz auf die Überzeugungskraft ihrer Geschichten, der makellosen, wechselseitigen vokalen Darbietung und den angenehm temperierten Akkordfolgen, die Joseph vielleicht sogar bewusst so linear und geradlinig anlegt - denn das unterstützt den emotionalen Gehalt des Vortrages eher, als dass es zum Beispiel etwa langweilte. Joseph & Maia-Konzerte sind einfach schön anzuhören - und mehr soll da auch eigentlich nicht sein, denn auch wenn Joseph & Maia eine konsequente Weltsicht haben: Predigen tun sie dann auch wieder nicht. "Wir sind einfach dankbar dafür, dass wir unsere Songs vor echten Menschen spielen dürfen, die nicht mit irgendwelchen Sachen nach uns werfen", brachte er die Sache noch mal auf den Punkt. Dabei spielt es fast schon keine Rolle, dass es eigentlich darum ging, die neue LP "Fear" zu promoten - es ging stattdessen nämlich einfach um das Gemeinschaftsgefühl bei einem schönen Konzertabend. Und dieses wurde dann noch unterstützt durch einen kurzen Gastauftritt des eigens angereisten englischen Songwriters Adam Barnes, den Joseph und Maia bei einem ihrer zahllosen Live-Touren kennen und schätzen gelernt hatten.

Und dann war da ja noch der erste Auftritt von Lydia Cole in unseren Breiten. Lydia (und ihr Gitarrist) kommt ebenfalls aus Neuseeland und ist eine gute Freundin von Joseph und Maia (und Josephs Bruder Luke) und da Neuseeländer international zusammen halten wie Pech und Schwefel, war es natürlich keine Frage, dass die zur Zeit in Berlin lebende Songwriterin Joseph & Maia in Köln begleiten würde. Auch Lydia hatte eine aktuelle Scheibe namens "Lay Of The Land" im Gepäck. Wenn es irgendwie möglich ist, dann arbeitet Lydia Cole noch zurückhaltender, unspektakulärer und aufrichtiger als Joseph & Maia - zumindest was die Lautstärke angeht, die man in diesem Fall besser Leisestärke hätte nennen sollen. Bei Lydias Songs über Fernbeziehungen oder telephatische Erfahrungen kommt noch eine Prise Verletzlichkeit dazu (während Joseph & Maia stets selbstbewusste Stärke demonstrieren). Und selbst wenn mal der Klang einer zweiten Gitarre eingewebt wird, erhebt sich Lydias Vortrag selten ein Mal über das sprichwörtliche Flüstern hinaus. Das muss ja aber auch nicht sein - zumal der Sound in der Wohngemeinschaft (mit ein wenig Hall auf der Stimme) für solch andächtige Szenarien wie gemacht ist. Und wenn selbst das noch zu aufdringlich wirkt, dann singen Joseph & Maia auch mal ohne Verstärkung direkt aus dem Publikum heraus. "Lasst uns dafür sorgen, dass unsere letzte Show eine verdammt großartige wird", hatte Joseph eingangs noch formuliert. Und alles in allem war es dann auch so.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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