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Beziehungsweise

OK Sweetheart

Köln, Die Lichtung
03.02.2018

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OK Sweetheart
Zwar heißt die Protagonistin, die unter dem Projektnamen OK Sweetheart da in der Kölner Lichtung ihr Solo-Deutschland-Debüt absolvierte, Erin Austin - sie stammt jedoch keineswegs aus Texas, sondern aus New York, studierte in Tulsa, Oklahoma, lebt jetzt in Seattle, Washington und zeitweise in Kalifornien, wo sie erste Schritte im Musikbusiness unternahm - wenn sie nicht gerade ihre Eltern im Staate New York besucht, oder mit ihrer Band auf Tour in den USA ist. Das bedeutet also, dass Erin, die zuvor bereits ein Mal anlässlich einer Hochzeitsfeier in Deutschland verweilte, ganz schön rumkommgekommen ist, bevor sie nun ihre erste Solo-Tour in unseren Landen absolvierte. Das gilt wohl auch beziehungstechnisch, denn in den Songs der Dame, die sie 2012 auf ihrer ersten LP "Home" zusammenfasste, bevor nun ihre aktuelle EP "Far Away" bei uns erscheint, geht es vor allen Dingen um ihre Beziehungsgeschichten, die Erin wohl auf diese Weise verarbeitet. Wenn es dabei nicht um ihre gescheiterte Ehe geht, die sie in dem Song "Traitor" thematisiert (wobei der genannte Verräter dann sie selbst ist - was sie ehrt, da es in solchen Fällen ja oft - wie in ihren anderen Songs - Schulzuweisungen gibt), dann hat sie sich auf die Beziehung mit einem Typen fixiert, der neben ihr noch viele andere Freundinnen hatte. "Ich habe eine Menge zu diesem Thema zu sagen", meinte sie demzufolge und widmete dieser Konstellation dann gleich mehrere Tracks.
Erin ist in diesem Sinne eine klassische Songwriterin, als dass sie ihr Privatleben in ihren Songs seziert und offenlegt. Und das, obwohl ihre Musik eher dem Indie-Pop-Genre zuzurechnen ist, als dem klassischen Storytelling Songwriting. Zumindest auf ihren Studioproduktionen, auf denen die eingangs bereits erwähnte Band ja auch beteiligt ist, wird das anhand der originellen und vielseitigen Arrangements deutlich, mit denen sie ihrem Material allerlei interessante Schattierungen verleiht, so dass sich das Ganze stilistisch gar nicht auf ein bestimmtes Genre reduzieren lässt. Beim Solo-Live-Vortrag sah das schon etwas anders aus: Erin spielte ihre Songs einzig auf einem Wurlitzer E-Piano - ohne jede Effektgeräte oder Add-Ons. Das war vielleicht nicht die beste Wahl, denn dadurch wirkte der Vortrag am Ende ziemlich trocken und spröde. Ein wenig Hall, Vibrato, Delay oder ein Instrument, bei dem auch andere Klangfarben möglich gewesen wären oder sogar die Verwendung des ungenutzt herumstehenden Haus-Klavieres hätten hier Wunder gewirkt, denn so passte der musikalische Vortrag (der aufgrund der Klangfarbe des Instrumentes und ihrer Art, es stakkato- und martellatoartig zu traktieren unweigerlich an selige Supertramp-Zeiten erinnerte) nicht so recht zu dem gesanglich angepeilten Soul-Pop-Ansatz passen wollte. Leichte Blues und Jazz-Spuren setzten sich auch nicht besonders durch.
Wie üblich, bestand die Show dabei aus zwei Teilen. Im ersten Teil hatte Erin die Tracks ihrer LP "Home" favorisiert. Anstatt danach aber den zweiten Teil der Setlist abzuarbeiten, kam sie auf die Idee, das Publikum per Applaus abstimmen zu lassen, ob sie nicht lieber unfertige Songs aus ihren mitgebrachten Setlists präsentieren solle. Das vollkommene Ausbleiben einer Reaktion auf diese Anfrage wertete sie als Zustimmung und schrieb diese dann auch gleich der deutschen Mentalität zu. Es folgte dann ein weiteres Potpourri aus Beziehungssongs - und einer wirklich nahegehenden Hommage an ihre an Krebs erkrankte Mutter in Form eines überhaupt nicht rührseligen, möglichen Abschieds-Songs anstelle bedeutungsloser Beileidsbekundungen Dritter. Abgerundet wurde das Programm dann noch mit einem Song, mittels dessen sie den John Lennon Song-Contest in ihrer Kategorie gewonnen hatte und Material von der kommenden EP - wie etwa dem Titeltrack "Far Away". Als Performerin wirkte Erin Austin bei all dem bemerkenswert unsicher. So richtig wohl scheint sie sich nicht auf einer Bühne zu fühlen, was dann im Folgenden zu einigen linkischen Ansagen und ungeschickten Publikumsanimationen führte. Glücklicherweise ließ sich das Publikum aber darauf ein und unterstützte Erin dann bei einigen Gelegenheiten als Chor. Insgesamt gab das Konzert programmatisch einen ungefähren Überblick über das Spektrum dessen, was Erin auf Konserven zu bieten hat. Die Notwendigkeit, sich die Arrangements dann selbst noch hinzudenken zu müssen (immerhin von einigen Erklärungen wie "das sollte eigentlich vom Bass gespielt werden" oder "das hier soll ein Gitarrenriff sein" unterstützt), machte die Sache aber für die Zuhörer nicht unbedingt einfacher.

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Surfempfehlung:
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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