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Konzert-Bericht
 
Kleine Gesten, große Wirkung

Rufus Wainwright
The Hidden Cameras

Essen, Lichtburg
16.07.2018
Rufus Wainwright
Bemerkenswert war Rufus Wainwright eigentlich schon immer. Auch auf sein Solo-Gastspiel in Essen trifft das Adjektiv zu, wenngleich in ganz anderer Weise als zuvor. In der Vergangenheit gab sich der kanadische Singer/Songwriter bei seinen Auftritten gerne bemerkenswert extravagant als Dirigent eines großen Ensembles, verwirklichte bemerkenswert mühelos seine Ideen jenseits aller einengenden Genrekonventionen - von selbst komponierten Opern, schrillen Hommagen an Judy Garland und elegische Pop-Platten mit großem Pomp war alles dabei - und blieb dabei bemerkenswerterweise trotzdem immer ganz Rufus. Dieses Mal dagegen kommt er mit ganz wenig Show aus und setzt stattdessen voll auf die Strahlkraft seiner wandelbaren Stimme - "Candles" singt er kurz vor Ende sogar vollkommen a cappella.
Rufus Wainwright
Die Bühne im Saal der altehrwürdigen Lichtburg gehört an diesem Montagabend Rufus Wainwright allein. So hat er wenige Tage vor seinem 45. Geburtstag zwischen den Liedern ausgiebig Zeit, über alle möglichen (und einige unmögliche) Themen zu schwadronieren. Ähnlich wie bei seiner Musik ist auch bei den Ansagen alles erlaubt, und so schlägt er gut gelaunt und mit nach wie vor jugendlichem Charme während des rund anderthalbstündigen Auftritts den Bogen von Bartpflege und Wellness über seinen deutschen Ehemann bis hin zu seiner offenkundigen Abneigung gegen den Präsidenten der USA. Letzteres manifestiert sich in einer Anti-Trump-Beatbox-Nummer, für die er kurzfristig ins alte Fahrwasser der theatralischen Diva zurückfällt, als plötzlich eine Statistin auf der Bühne auftaucht und ganz Melania-Trump-like einen "Ich hasse dich" Schriftzug auf ihrem Outfit zur Schau trägt.

Das Herzstück des Konzerts sind dennoch die Lieder, bei denen sich Wainwright selbst am Flügel oder mit der Akustikgitarre begleitet und dabei einen sorgsam zusammengestellten Rückblick auf seine inzwischen 20-jährige Solokarriere bietet - und mit einer Reihe neuer Songs Ausblicke auf sein für das kommende Jahr versprochenes nächstes Pop-Album erlaubt. Auch allein punktet er dabei als melodieseliger Geschichtenerzähler, und im Programm ist für die bekanntesten Hits à la "Vibrate", "Gay Messiah" und "Poses" genauso Platz wie für lieb gewonnene Deep Cuts, etwa das Jeff Buckley gewidmete "Memphis Skyline", während "So Long, Marianne" von Leonard Cohen, dem Großvater von Wainwrights Tochter Viva, einen Gegenpol zu den vielen Liedern im gemäßigten Tempo bildet. Das Publikum weiß das zu schätzen: Am Ende des Mainsets reißt es die meisten der zuvor andächtig lauschenden Zuschauer in der nur im Parkett gut besuchten Lichtburg sogar für Standing Ovations aus den plüschigen Kinosesseln. Bei der Zugabe bittet Wainwright für eine emotionale Version von "Hallelujah", den zweiten Leonard-Cohen-Klassiker des Abends, Joel Gibb zurück auf die Bühne, der - ebenfalls allein - den Abend mit den Songs seiner Band The Hidden Cameras eröffnet hat.

Rufus Wainwright
Der im weißen Anzug und mit vielen niedlichen Ansagen in beachtlichem Deutsch angetretene kanadische Tausendsassa und sein "Gay Church Folk" entpuppen sich dabei schnell als perfekte Einstimmung auf Wainwright, und das nicht zuletzt deshalb, weil Gibbs unverkennbarer Gesangsstil und seine eigenständige Herangehensweise ans Songwriting dafür sorgen, dass seine Lieder, ganz egal ob alte Ohrwürmer wie "Breathe On It" oder Stücke aus dem aktuellen Hidden-Cameras-Werk "Home On Native Land", auch solo ihre volle Wirkung entfalten. Das i-Tüpfelchen seines leider nur halbstündigen Auftritts ist derweil ein herzergreifendes Duett mit dem Headliner beim Cover "Heart Like A Wheel", bei dem die beiden gemeinsam den Hut vor Wainwrights Tante Anna McGarrigle ziehen und gewissermaßen das Motto für den Abend definieren: Kleine Gesten, große Wirkung.
Surfempfehlung:
rufuswainwright.com
www.facebook.com/rufuswainwrightofficial
twitter.com/rufuswainwright
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-

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