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Konzert-Bericht
 
Couragierter Dilettantismus

The Goon Sax

Köln, Acephale
27.09.2018

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The Goon Sax
In den 80ern war es ein absolutes Gütesiegel, wenn hinter dem Namen einer Indiepop-Band in Klammern "AUS" stand. Rund 30 Jahre später gibt es in Australien gleich eine ganze Reihe Künstler, die sich mehr oder weniger offen zu den alten Helden von damals bekennen und so das einem sanften Update unterzogene Erbe von Bands wie The Go-Betweens in die Jetztzeit tragen. Dazu gehören auch The Goon Sax, die nun in Köln ihre kurze, von Gaesteliste.de präsentierte Deutschland-Tournee mit einem ausverkauften Konzert im Acephale begannen.
Wie einst Robert Forster und Grant McLennan stammen auch The Goon Sax aus Brisbane und schütteln sich auf ihrem dieser Tage erscheinenden zweiten Album, "We're Not Talking", Pop-Ohrwürmer aus dem Ärmel, die in einer gerechten Welt den Mainstream erobern würden. Ob der Brüche und Schrullen, die James Harrison, Louis Forster, Riley Jones nicht so recht ablegen wollen, ist ihre Musik aber vorerst genau dem Connaisseur-Publikum vorbehalten, das Bands wie The Pastels oder Galaxie 500 (noch) kennt und verehrt oder eine heimliche Vorliebe für Markendiscounter hat. Denn wie beschreiben The Goon Sax ihren Sound augenzwinkernd so schön? "Music inspired by Aldi!"

Die neue LP hebt den jugendlichen Enthusiasmus der ersten Platte auf eine neue, bisweilen etwas düster gefärbte, anspruchsvolle Ebene. Streicher, Bläser und sogar Kastagnetten ergänzen nun das klassische Indie-Pop-Instrumentarium (Gitarre, Bass, Moe-Tucker-Schlagzeug), während Drummerin Riley erstmals Leadgesang und Songwriting beisteuert und so die Palette der Band ganz natürlich erweitert. Ein würdiger Nachfolger also für "Up To Anything", das 2016 erschienene Debütalbum, mit dem das Trio nicht nur sein Heimatland im Sturm eroberte. BBC 6 Music, Billboard, The Guardian, Pitchfork, Spin, Uncut, Rolling Stone und andere sorgten weltweit dafür, dass die Platte zu einem der meistbeachteten Erstlingswerke des Jahres wurde.

Auf der Bühne dagegen spalten The Goon Sax mit ihrem Auftritt das Kölner Publikum. Fraglos liegt das auch ein wenig an der zuvor als Beehive und Aceton bekannten, für Live-Konzerte aber ziemlich ungeeigneten Eckkneipen-Location. Doch während das Trio es für die einen in genau dem richtigen Maße scheppert lässt und damit in Richtung Go-Betweens zu "Send Me A Lullaby"-Zeiten deutet, geht der couragierte Dilettantismus der Band dem ein oder anderen dann doch etwas zu weit. Ohne all das musikalische Beiwerk der neuen Platte, ja, sogar ohne jegliche Effektgeräte für die Gitarren, trashen sich die drei betont rau und mit viel jugendlicher Nonchalance durch rund ein Dutzend knackig kurze Lieder und sind oft so damit beschäftigt, ihr überschaubares Können an den reihum gewechselten Instrumenten im Zaum zu halten, dass - außer einer kleinen Anekdote von Louis zu seiner deutschen Großmutter - für Ansagen oder anderweitige Ablenkung kein Raum bleibt. Der herrlich schräge Charme ihrer Platten und Videos kann sich deshalb in Köln nie richtig entfalten, und das Support-lose Headline-Set geht nach kaum 45 Minuten ohne Zugabe und ohne den vielleicht schönsten Song "Boyfriend" genauso plötzlich zu Ende, wie es begonnen hat. Am Schluss bleibt die Vorfreude der Zuschauer: Wenn die drei in zehn Jahren ihr "Streets Of Your Town" geschrieben haben und im Indiepop-Olymp angekommen sind, werden die sagen können, dass sie die Band noch ganz am Anfang erlebt haben.

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Surfempfehlung:
facebook.com/TheGoonSax
thegoonsax.bandcamp.com
twitter.com/thegoonsax
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
 

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