NACHGEHAKT BEI: DANA SIPOS
GL.de: Selbst für eine Kanadierin ist Dana Sipos ja ganz schön herumgekommen. Kann man die besungenen Landmarken in den Songs - insbesondere der letzten beiden Alben "Trick Of The Light" und "Roll Up The Night Sky" eigentlich sozusagen wörtlich nehmen - oder steckt da mehr dahinter?
Dana: Ich würde sagen beides. Ich schreibe natürlich über die Orte, die mich beeinflussen - aber es steckt auch immer eine Geschichte dahinter. Ich möchte nur nicht immer alles so deutlich sagen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine eigenen Gedanken zu meinen Songs zu haben.
GL.de: In den Songs geht es auch gerne mal um Naturereignisse wie Lichterscheinungen, Schatten, Himmelsereignisse oder Windgesänge. Ist das ein Leitmotiv - oder geht es dabei eher um Mystizismus?
Dana: Also ich denke dabei sicher nicht zuerst an die Mystik - aber das schleicht sich schon mal ein als Thema. Ich bin jedenfalls offen dafür und werde darauf in der Zukunft wohl auch stärker achten.
GL.de: Was an den besungenen Landmarken auffällt, ist dass diese in den USA liegen - Shenandoah, die Blue Ridge Mountains oder Michigan zum Beispiel. Warum wird denn nicht über Orte in Kanada gesungen?
Dana: Das ist eine gute Frage - zumal meine ersten Scheiben ja auch vom Norden Kanadas handelte. Ich habe lange Zeit dort verbracht und es war eine gute musikalische Gemeinschaft auf die ich dort getroffen bin. Vielleicht stellen meine neuen Scheiben aber auch den Abschied vom Norden dar… nein, das ist vielleicht nicht richtig, denn ich werde mich nie davon verabschieden. Sagen wir mal, es ist ein Neuanfang, denn ich wollte ein Mal etwas anderes machen. Und dann ich bin dann auch lange Zeit die Ostküste der USA herunter gewandert, durch die Appalachen durch Georgia und North Carolina - runter bis nach Nashville, wo ich Familie habe.
GL.de: Das erklärt dann sicherlich auch die appalachischen Themen in den Songs. Warum aber gibt es dann keine Country-Elemente - wie bei vielen kanadischen Kollegen, die in Sachen US-Musik machen?
Dana: Ich bevorzuge eher die Folk-Strukturen, denn meine Geschichten sind nicht so geradlinig, wie jene in Country Songs.
GL.de: Und Folkmusik ist ja auch eine Spur düsterer als Country Musik. Das passt wahrscheinlich besser, oder?
Dana: Ja, das könnte man so sehen.
GL.de: Welche Tugend ist denn beim Song-Schreiben am wichtigsten?
Dana: Man muss ein guter Zuhörer sein. Man muss sogar besser zuhören können, als man reden kann. Dann brauche ich eine Geschichte, die ich erzählen möchte. Und dann ist es wichtig, die Songs so einfach wie möglich zu gestalten. Das ist auch viel interessanter und schwieriger, als überfrachtete Songs zu schreiben. Man muss aber hier die Balance wahren. Ich habe zum Beispiel dieses Stipendium in Nashville gehabt, wo es Kurse gibt, wie man Country-Songs schreibt. Und dort wurde die Maxime ausgegeben, alles so einfach und geradlinig zu machen, wie möglich. Es sollte dann aber alles nur noch einzig um das gelbe Kleid gehen, das im Wind flattert. Das ist mir dann doch etwas zu einfach. Ich würde mal sagen: Es sollte einfach - aber nicht zu einfach sein.
GL.de: Die letzte Scheibe "Trick Of The Light" wurde von Sandro Perri - der arbeitet aber nicht so einfach, oder?
Dana: Nein - dabei ging es ja auch um die Produktion und den Sound. Unser Anspruch war, der, die Songs so experimentell wie möglich zu arrangieren und so die Möglichkeiten auszuloten. Denn wie meine Geschichten, sind auch meine Songs nicht wirklich geradlinig - auch wenn sie einfach sein sollen...