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Konzert-Bericht
 
Acht Bars und ein böser Traum

La Luz
Peggy Sue

Köln, Bumann & Sohn
01.10.2018

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La Luz
Also die Sache war die: Auf ihrem Trip durch die Stadt Köln hatten die Mädels der Brightoner Band Peggy Sue, die die Damen von La Luz freundlicherweise auf ihrer aktuellen Tour als Support mitgenommen hatten, eigentlich nur eine Kunstgalerie besuchen wollen - dabei dann aber mindestens acht Bars entdeckt, die sie im Folgenden zu besuchen gedachten. Das erzählte jedenfalls Rosa Bowler Slade mangels anderer Themen, die es vielleicht zu diskutieren gegeben hätte. Sie fragte dann scherzhaft noch, ob ihr nach der Show vielleicht jemand erklären könne, wie man auf elegante Art freundlich zu einem deutschen Publikum sein könne - für das nächste Mal.
Nicht dass das Quartett jetzt besonders unfreundlich rübergekommen wäre - aber die Konzentration auf das neue Material, das Peggy Sue im Folgenden vortrug (wohl auch deswegen, weil sie gerade eine neue Drummerin engagiert hatten, die bei dieser Tour ihren Einstand gab), gab sowieso nicht viel Raum für In-Between-Banter her. Katy Beth Young, die andere treibende Kraft der Band, wandte sich etwa nur ein Mal direkt ans Publikum. "Wir haben heute nur neue Songs gespielt", erklärte Rosa am Ende der Show noch, "wer alte Songs hören möchte, der kann ja am Merch-Stand unsere alten Scheiben kaufen." Bemerkenswert an dieser Aussage war dann im Kontext des Konzertes Folgendes: Peggy Sue sind - in verschiedenen Namen-Konstellationen - ja jetzt auch schon zehn Jahre im Geschäft. Dennoch klingt ihr angeschrägter Indie-Schrammelpop - vielleicht mal abgesehen von heutzutage komplexeren Songstrukturen und sauber gesetzten, wenngleich absichtlich harmonisch ambitionierten Gesangsharmonien - immer noch so unbedarft und unstet wie damals, als sie als Peggy Sue And The Pirates oder Pictures aus dem Indieband-Ei gekrochen waren. Das ist zwar einerseits charmant - weil sich Peggy Sue um ihre Credibilty keine Gedanken machen müssen -, aber andererseits auch seltsam, weil nach zehn Jahren Banddynamik spieltechnisch und vom Sound her doch eigentlich etwas Runderes dabei hätte herausspringen dürfen.
Wie man das etwas besser machen könnte, zeigten im Folgenden La Luz, die wahrscheinlich beste (und wohl auch einzige) Indie-Surf-Twang Band aus Seattle. Beispielsweise, indem die Damen gleich mit dem ambitionierten Titeltrack ihres aktuellen Albums "Floating Features" starteten und damit aufzeigten, was sie technisch inzwischen drauf haben - denn bei diesem Instrumental handelt es sich schlicht um ein komplexes Stück Musik mit anspruchsvollen Harmonie- und Rhythmus-Wechseln und einem dramatisch/vertrackten Aufbau, der sogar mancher Prog-Band gut zu Gesicht gestanden hätte. Vor allen Dingen bietet diese Nummer als Showcase quasi alles, was La Luz als Band auszeichnet: Stürmisches Farfisa-Gedaddel, eine knackige Twang-Gitarre und eine bemerkenswert komplex agierende, aber durchaus gut groovende Rhythmusgruppe. Wie das mit Gesang klingt, konnte man dann gleich beim nächsten Track "Cicada" anhören, der zwar insbesondere vom Orgel-Stakkato Alice Sandahls geprägt wurde, bei dem dann aber die Gitarristin Shana Cleveland noch als Sängerin einstieg und dann zusammen mit den anderen als Harmonie-Chor das Klangbild vervollständigte. So ging das dann im Prinzip weiter. Die Damen wechselten sich dabei zunächst mit ihren Key-Features jeweils ab, steigerten sich aber für gewöhnlich dann zu einem orgiastischen Miteinander, dessen Energie auch gerne mal ins - bemerkenswert gut gefüllte - Auditorium überschwappte . Dabei gerieten die meisten der Tracks durchaus zu Hommagen an die großen Zeiten des Surf-Twang-Pop. Der Geist von Duane Eddy, Dick Dale und sogar der Shadows schwebte sozusagen über dem Ganzen und der konsequente Mix aus Instrumentals und Vokal-Nummern sorgte zudem für Authentizität.

Als besonderen Fetisch haben sich La Luz dabei das Sudden Death-Konzept zur Brust genommen. Anstatt die Tracks nämlich zu endlosen Gniedel-Orgien ausarten zu lassen, gab es stattdessen einfach mehr davon - die dann allerdings zuweilen überraschend plötzlich endeten. So überraschend übrigens, dass die Damen zuweilen selbst davon betroffen waren. Es ging dabei übrigens immer auch noch doller als bei den Songs der neuen Scheibe, wie ältere Gassenhauer vom Stile "Sure As Spring" zeigten. Freilich: Surf-Trash-Retro-Pop ist nicht das Einzige, was La Luz drauf haben. Das machte sich dann an den langsameren Tracks wie "The Creature", "Mean Dream" (der böse Traum im Titel dieser Story), "California" oder dem fast bluesig dargebotenen älteren "I'll Be True" fest, die mit einer gewissen Dream-Pop-Note daher kamen (auch wenn es hier natürlich keine Akustik-Gitarren zu hören gab, wie auf der LP). Am Ende versuchten die Damen dann noch, das Publikum zu einer klassischen Soul-Train-Choreographie zu überzeugen - mit gemischtem Ergebnis. Insgesamt überzeugten in Köln La Luz mit einer soliden Surf-Party, die sogar geeignet erschien, die inzwischen deutlich herbstliche Grundstimmung noch ein Mal aufzubrechen, die freilich nach einer Stunde dann auch schon wieder vorbei war.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/laluzusa
luzer.online
peggywho.com
www.facebook.com/peggysueband
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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