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Konzert-Bericht
 
Karamell & Helium

Lydmor

Köln, Stereo Wonderland
22.11.2018

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Lydmor
"Ich bin eine Geschichtenerzählerin", erklärte Jenny Rossander a.k.a. Lydmor bei ihrem Auftritt im Kölner Stereo Wonderland, "ich habe dieses Gefühl, all diese Geschichten erzählen zu müssen und werde von der Welt dadurch belohnt, dass es eine Menge Shit gibt, den es zu erzählen lohnt." Das war dann insofern ungewöhnlich, als dass es sich bei Lydmor ja nicht um ein klassisches Folk- oder Songwriter-Projekt handelt, sondern um eines, bei dem sich Jenny zunehmend konsequenter den Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung zuwendet. Es zeigte dann auch deutlich, dass Jenny Rossander andere Akzente setzt, als viele ihrer Kolleg(inn)en aus der Elektronik-Szene. Nicht, dass sich ihre Songs nicht auch als Club-Tracks einsetzen ließen (zumindest die deutlich Rhythmus-orientierteren Live-Versionen betreffend) - aber der inhaltliche Kontext wiegt bei Lydmor sicherlich genauso viel wie der musikalische; wobei in Tracks wie "Money Towers" oder "Soft Islands" durchaus auch politische oder soziale Theman angesprochen werden.
Hinzu kommt, dass Lydmor zu jener neuen Generation von E-Pop-Künstlern gehört, die ihre Musik auf attraktive Weise auch für den Live-Kontext interessant zu gestalten wissen. So hatte sich Jenny für diese Tour ein dramatisches Beleuchtungskonzept ausgedacht, mittels dessen Kölns ansonsten dunkelster Live-Club zu einem ganz neuem (Licht-)Leben erwachte. Mit Leuchtstoffröhren, die von einem neben der Bühne stehenden Techniker kongenial zu Jennys Performance gesteuert wurden und einem für die Jahreszeit gewagten, zweiteiligen, reflektierenden Outfit (und nicht zu vergessen im Dunkeln leuchtende Bodypaint-Bemalung) erschuf Jenny Rossumer sozusagen eine theatralische Parallelwelt, in der die Dänin ihre zuweilen komplexen und düsteren Charaktere mittels ihres expressiven Ausdruckstanzes zum Leben erweckte. Das ging so weit, dass sie zuweilen den Platz hinter ihrem Mini-Keyboard und Steuergerät verließ und durch das Publikum wanderte oder sogar auf die Theke kletterte, um von dort weiter zu performen. "Ich fühle mich gerade, als schwämme ich in einem Ozean aus Karamell", versuchte Jenny, diese Art der Performance zu beschreiben.

Einer der zuvor erwähnten Charaktere - die zwielichtige "Claudia" - basiert dabei zum Beispiel auf einer real existierenden Person, die Lydmor freilich nicht verraten wolle - auch wenn sie ihr neues Album "I Told You I'd Tell Them Our Story" nennt. Zusammengesucht hatte sich Lydmor die Geschichten und Charaktere bei einem Aufenthalt in Shanghai, wohin sie für eine ganze Weile gezogen sei, weil sie etwas Radikales hatte machen wollen, um eine künstlerische Blockade zu überwinden. Die fernöstlichen musikalischen Elemente, die sich demzufolge in die neuen Songs eingeschlichen haben, fanden sich andeutungsweise auch in den Live-Versionen wieder - auch wenn sich diese radikal von den Studioversionen unterscheiden. Was auch daran liege, dass man zuweilen erst herausfindet, wie ein Song zu klingen habe, wenn dieser bereits veröffentlicht sei - wie Lydmor bereitwillig erklärte. Überhaupt nutzte Jenny die Gelegenheit, sich und ihre Kunst in unterhaltsamen Episoden zwischen den Songs zu erklären - was durchaus Sinn macht, da ihre Lyrics nicht immer ganz selbsterklärend sind.

Bei dieser Show konzentrierte sich Lydmor auf jene Songs, die sie unter eigenem Namen veröffentlicht hat - und ließ die zahlreichen Kollaborationsprojekte (z.B. mit Alle Farben) außen vor. Das machte aber auch Sinn, da so die Show einem vielleicht nicht unbedingt geradlinigen, aber doch nachvollziehbarem und unterhaltsamen Klangkonzept mit Elementen aus E- und New-Wave-Pop, Techno und HipHop unterworfen war. Das dramatische Highlight der Show war jedoch der Single-Track "Helium High" - eine Womens Lib Hymne, die Lydmor als Auftragsarbeit für das dänische Fernsehen erarbeitet hat. "Schau dir unbedingt das Video dazu an", empfahl sie nach der Show, "denn das habe ich selbst gemacht." Dieser Ratschlag für einen Nachschlag schien auch durchaus angebracht, denn die Zeit verging bei dieser Show wie im Fluge und Zugaben gibt Lydmor aus Prinzip nicht.

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Surfempfehlung:
lydmor.dk
www.facebook.com/lydmor
www.youtube.com/watch?v=zeGvap24uuM
www.youtube.com/watch?v=1KXxUOnRXB0
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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