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Nur über meine Leiche

Miya Folick

Köln, Blue Shell
10.12.2018

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Miya Folick
Nein - eine deutsche Promo-Agentur habe sie nicht, erklärt Miya Folick. Sie habe einen Publizisten in England, der sich dann um ihre europäischen Angelegenheiten kümmere. Es gehört also nach wie vor zu den Irrglauben amerikanischer Künstler(innen), dass ein Agent im vereinigten Königreich ausreicht, die Publicity in ganz Europa ausreichend zu gewährleisten. So richtig wunderte es dann auch nicht, dass sich gerade mal eine Handvoll von Fans im Kölner Blue Shell verlief, die also sozusagen "trotzdem" mitbekommen hatte, dass Miya Folick soeben ihre Debüt-LP "Premonition" veröffentlicht hatte und demzufolge auch auf ihrer ersten Headliner-Tour in unseren Breiten unterwegs war. Dazu passte auch, dass Miya nicht ein Mal diese besagte LP zum Verkauf feilbot.
Sei es drum. In den USA ist die junge Dame aus dem kalifornischen Santa Ana schon seit einiger Zeit unterwegs und hat im Laufe ihrer Karriere auch schon eine gewisse musikalische Entwicklung durchlaufen. Präsentiert sich Miya nämlich auf "Premonitions" als zwar stilistisch unberechenbare und vielseitige Pop-Künstlerin, so begann sie ihre Laufbahn eher mit düsterem Indie-Rock. Kurz gesagt, spiegelte sich diese Entwicklung bei ihrer Live-Präsentation in umgekehrter Reihenfolge wider. So begann sie ihr Set eher mit den poppigen Tracks der jüngeren Vergangenheit und arbeitete sich dann - vielleicht über den Umweg New Wave- oder Artpop - langsam in die Rock-Richtung vor. Hier wie da standen dabei ihre enorm raumfüllende und durchdringende Sirenenstimme und ihre effektiv theatralische Darbietung im Vordergrund. Das Interessante dabei ist, dass Miya dabei in jedem Szenario, dessen sie sich annimmt, keine Gefangenen macht (und nicht nur in dem Song "Deadbody", in dem sie immer wieder erwähnt, dass alles nur über ihre Leiche ginge). Wenn es um Popmusik geht, dann darf diese auch mal richtig albern im Disco-Modus vorgetragen werden, wenn es um Balladen geht, dann werden diese mit einer Inbrunst inszeniert, die entweder tief beeindruckt und berührt - wie etwa beim Titeltrack von "Premonition", bei dem besagten "Deadbody" und besonders im Falle von "Give It To Me", im Verlaufe dessen Miya sich sogar klagend hinkniet, und wenn es um die Rockmusik geht (zu der Miya selbst gerne zur Gitarre greift), dann grüßen Acts wie Nirvana, Velvet Underground oder Patti Smith ohne rot zu werden als Referenz. Freilich: Miya Folick spielt nicht einfach mit diesen Versatzstücken, sie macht sich diese zu eigen und geht dann im jeweiligen Setting auch durchaus auf. Wie sehr sie das tut, zeigt etwa ihre Version düster/dramatisch verschleppten Klassikers "Woodstock" - der sich ohne Gebrauchsanweisung nicht ein Mal am Gesang - geschweige denn an der Musik - erkennen lässt.
Bei ihrem technisch absolut makellosen und effektiv choreographierten Vortrag konnte sie sich auf ihre ausgezeichnete Band verlassen (die sie der Legende nach über Tinder (und nicht etwa facebook oder instagram) gefunden habe. Lediglich ein Mal gab es eine kleine Unpässlichkeit - als nämlich ein Kabel aus dem E-Drumpad des Drummers rutschte und für Knackgeräusche sorgte. "Das sind die zwei Fragen, die bei der Live-Musik auftreten können", meinte Miya selbstironisch, "woher kommt dieser Sound und funktioniert mein BH eigentlich noch?" Nun ja - alles in allem bietet Miya Folick für ziemlich viele Geschmäcker eine entsprechende musikalische Vielfalt - bei der eigentlich nur klassische Genres wie Folk, Country oder Blues ausgespart werden. Was bei anderen aber vielleicht orientierungslos und beliebig wirken könnte, macht bei Miya Folick Sinn, denn letztlich nimmt man ihr aufgrund der dargebotenen Ernsthaftigkeit, mit der da alle Aspekte der jeweiligen Genres ausgelotet werden, das Ganze am Ende auch ab. Lediglich über ihre PR-Repräsentation sollte Miya Folick vielleicht noch ein Mal nachdenken.

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Surfempfehlung:
miyafolick.com
www.facebook.com/MiyaFolickMusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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