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Konzert-Bericht
 
Kräuter, Gift & Gemüse

Sarah Jane Scouten

Solingen, Da Capo
16.12.2018

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Sarah Jane Scouten
Zwar war die Musikschule Da Capo für diese Veranstaltung durchaus heimelig ausgeleuchtet und weihnachtlich eingedeckt - allerdings hieß das noch lange nicht, dass sich die momentan in Luxemburg residierende kanadische Songwriterin Sarah Jane Scouten bei ihrem neuerlichen Besuch in unseren Breiten dazu hinreißen ließ, die Sache in eine bloße Weihnachtsfeier ausarten zu lassen. Ganz im Gegenteil: Zwar durchaus von einem monumentalen Schnupfen gehandicapped (den Geringere ohne zu zögern für eine Auftrittsverweigerung genutzt hätten), bot Sarah nicht nur einen repräsentativen Querschnitt durch ihr bisheriges Repertoire, sondern nutzte die Gelegenheit, auch neue Songs vorzutragen, die erst auf ihrer für Mitte nächsten Jahres avisierten neuen LP zu finden sein werden. Nicht nur das: Zwischen den Tracks erzählte sie wiederum vollkommen andere Stories als jene, mit denen sie sich bei ihren letzten Besuchen präsentiert hatte. Kurzum: Ihrem Ruf als begnadete Geschichtenerzählerin und zunehmend gewiefte Songwriterin wurde sie mit diesem Event ein ums andere Mal wieder gerecht. Da auch der Sound von Reinhard Finke (immerhin dem Betreiber des renomierten Valve Studios) ausgezeichnet abgemischt war, fiel der eine oder andere krankheitsbedingt angeschrägte Ton so gut wie gar nicht ins Gewicht.
Sarah selbst war übrigens vom Zuspruch des Solinger Publikums durchaus angetan. "Ich bin geradezu fasziniert von der Tatsache, dass ihr euch Musik in allen möglichen Sprachen anhört", erklärte sie, "ich selbst bin nämlich total auf Texte fixiert und weigere mich, Musik mit Texten anzuhören, die ich nicht verstehe. Ich gehöre auch zu jenen Leuten, die exotische Gemüse, die sie nicht kennen, nicht essen. Insofern bedanke ich mich außerordentlich, dass ihr mein exotisches Gemüse wertzuschätzen wisst." Bei dem vegetarischen Thema blieb Sarah im Folgenden dann auch. In Songs wie "Rosehips For Scury" etwa oder in der neuen Mörderballade mit dem Arbeitstitel "Chaste Tree And Pennyroyal" etwa ging sie auf den Umstand ein, dass sie sich sozusagen als moderne Kräuterhexe sieht und sich durchaus kundig in Bezug auf die Heilwirkung - oder die Gefahren - von Kräutern auskennt. "Chaste Tree" ("Mönchspfeffer) - so erklärte sie - sei z.B. ein Kraut, das Mönche zu sich genommen haben, um sich darauf konzentrieren zu können, keusch dem Glauben, der Herstellung von Käse und dem Bierbrauen widmen zu können und "Pennyroyal" ("Poleiminze" oder "Flohkraut") ist ein gefährlicher Pflanzenextrakt, mit dem Abtreibungen eingeleitet werden sollen (Kurt Cobain zum Beispiel machte das ganze als "Pennyroyal Tee" weiland bekannt). Tolle Ingredienzien also, um diese bei Eifersuchtsmordgeschichten einzusetzen. Und na ja: In "When The Bloom Falls From The Rose" geht es ja auch irgendwie um Pflanzen - wenn auch nur im übertragenen Sinne. Aber auch Sarahs andere Lieblingsthemen kamen nicht zu kurz. Als sie allerdings ihren Trademark-Song vom "Show Pony" vortrug - der ihr deswegen besonders wichtig sei, weil sie Pferde so sehr liebe, gleichwohl sie allergisch gegen diese sei - kam es sozusagen zum Eklat. "Wusstest du eigentlich, dass Solingen dafür bekannt ist, dass man hier Pferde isst?", fragte Impresario Guido Ocker, nachdem Sarah das Stück gerade präsentiert hatte. Auf die irritierte Nachfrage, wie das denn gemeint sei, ergänzte ein Zuhörer die Diskussion mit der Information, dass Haflinger-Pferde wohl am besten schmecken sollen. Das schmeckte Sarah dann so wenig, dass sie die Pause zwischen den Sets einen Song früher als geplant ansetzte. So ganz ernst war die Sache natürlich nicht - sie zeigte aber, was Sarah Jane Scouten als Performerin auszeichnet: Das Publikum auf ungemein sympathische Art in einen humorvollen und situationsbedingten Dialog einzubinden, der - anders als bei vielen ihrer Kolleg(inn)en - überhaupt nicht aufgesetzt, belehrend oder gar peinlich wirkt. Lehrreich war das Ganze trotzdem - etwa als Sarah auf Nachfrage den Slang-Begriff "Doozy" zu erläutern suchte (im Wesentlichen ist damit ein außerordentliches, großes und potentiell problematisches Ereignis wie z.B. eine anstehende Prüfung - kann aber andererseits auch im Sinne von "Hammer!" verwendet werden.)
Auch musikalisch unterschied sich dieser Gig von ihren letzten Bemühungen. Denn während sie sich bislang mehr oder minder grundsätzlich auf das Country-Genre konzentriert hatte, ging es dieses Mal eher in Richtung Folk - auch aufgrund des Mörderballaden-Effektes. Das - so verriet sie nach der Show - soll sich auch auf der kommenden Scheibe fortsetzen, wo sie die Country-Aspekte zurückfahren wolle, mehr Folk zulassen werde - mal ruhiger und auch gerne mal rockiger - aber auf jedem Fall mit einer erweiterten Klangpalette. Kurzum: Als unerwartete musikalische Visitenkarte war dieses Konzert dann ebenso zu gebrauchen wie als Showcase von Sarahs Fähigkeiten als Performerin und Songwriterin. Und Bonuspunkte gab es dann noch dafür, dass sie trotz ihrer Erkältung überhaupt aufgetreten war.

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Surfempfehlung:
www.sarahjanescouten.com
www.facebook.com/sarahjanescoutenmusic
sarahjanescouten.bandcamp.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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