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Der beste Dienstag unseres Lebens

Death Valley Girls

Köln, King Georg
19.02.2019

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Death Valley Girls
Gegründet wurden die Death Valley Girls dereinst von Patty Schemel - ihres Zeichens lange Zeit Drummerin bei Courtney Loves Hole und ihrem Bruder, dem Gitarristen Larry Schemel, der bis heute mit seinen Gitarrenkünsten (die es ihm ermöglichen, so ziemlich jeden Underground-Rockstil, der etwas auf sich hält, zu emulieren) das musikalische Geschick des Quartetts zu lenken. Während Patty die Band irgendwann verließ - und durch ein unglaubliches Powerhouse namens Laura "The Kid" Kelsey ersetzt wurde -, bildeten Frontfrau Bonnie Bloomgarden und Bassistin Rachel Orosco die andere Hälfte des Quartetts aus Los Angeles. In dieser Formation spielten die Death Valley Girls eines der letzten Rock-Konzerte im ehrwürdigen King Georg zu Köln und präsentierten dort in einem Ausbund ungezügelter Lebensfreude einen perfekten Showcases der von ihnen "California Doom Boogie" genannten Abart des klassischen Straßen-Rock'n'-Roll - der irgendwo zwischen Motor-City-Rock, Acid-Westcoast-Psychedelia und NY-Underground angesiedelt ist.
Nicht, dass es bei den Death Valley Girls um irgendwelche stilistischen Finessen oder gar handwerkliche Feinheiten ginge. Was die Damen mit dem unbedingten Willen zum Party machen (und Larry mit stoischer Coolness) zum Ausdruck bringen, ist vor allen Dingen der Spaß an der Freude, den man haben kann, wenn man seinem Handwerk nur mit der notwendigen Inbrunst, Überzeugung und Dringlichkeit nachgeht. Bonnie Bloomgarden, die sympathisch verpeilte Micky-Maus, die dem Outfit mit ihrer erstaunlich durchsetzungsfähigen, hysterischen Pieps-Stimme die Richtung vorgibt, brachte es auf den Punkt, als sie überschwänglich beim Publikum bedankte, das ausgerechnet an einem Dienstagabend den Weg ins King Georg gefunden hatte und dann vorschlug: "Hey, lasst uns doch diesen Dienstag zum besten Dienstag unseres Lebens machen!" Was dann folgte, war eine glasklare Gebrauchsanweisung in Sachen klassischer Underground-Rock-Show. Bonnie und Bassistin Rachel Orosco widmeten sich von der ersten Sekunde an mit vollem Körpereinsatz der Aufgabe, auch bloß keine Rock-Geste auszulassen, wälzten sich am Boden, flirteten mit dem Publikum und sich selbst und waren sich auch ansonsten für kein Rock-Klischee zu schade. Und darum geht es bei den Death Valley Girls auch im Wesentlichen: Ohne Reue und mit jeder Menge Energie und einer gehörigen Portion Selbstironie die Klaviatur des Genres zu bedienen - ganz ohne den Anspruch, irgendwie perfektionistisch, besonders genial oder gar innovativ wirken zu wollen.
Im Folgenden steigerten sich diese Antics bis hin zum Erklimmen der für diese Zwecke denkbar ungeeigneten Bar des Etablissements durch Bonnie (die sich im weiteren Verlauf dann durch sämtliche Drinks aller irgendwie erreichbarer Umstehender nippte) sowie einen ausgiebigen Zungenkuss von Bonnie und Rachel bei dem Track "Seis Seis Seis". "You do the math!" kündigte Bonnie diese Nummer augenzwinkernd an. Währenddessen verzog Larry Schemel nun wirklich keine Miene und haute stoisch und unbeirrt seine Stooges-Riffs heraus (es kommt nicht von ungefähr, dass das Video zu dem Song "Disaster (Is What We're After)" Iggy Pop zeigt, der einen Hamburger isst). Irgendwie faszinierend war dann die Show, die Laura Kelsey an ihrem Drumkit absolvierte. Nicht nur, dass die körperlich durchaus überschaubare Frau die ganze Sache mit ihrer unerbittlichen Motorik stetig zu neuen Highs antrieb und dabei gelegentlich auch die Lead-Vocals übernahm: Sie tat das ohne irgendwie aus der Ruhe zu kommen und vor allen Dingen ohne dabei erkennbar zu transpirieren (während Bonnies Make Up schon nach zehn Sekunden zerflossen war). Faszinierend! Ach ja: In besonders inspirierten Momenten bediente Bonnie bei Tracks wie "Wear Black" zusätzlich zur Gitarre noch eine rudimentäre Orgel. Das brachte zwar kaum einen musikalischen Mehrwert, verlieh der Sache aber eine zusätzliche, coole Note. Zeit zum Durchatmen blieb dabei natürlich nicht mal bei den schmirgelnden Drone-Nummern oder etwa bei "Pink Radiation" - einer grandiosen Mitsing-Hymne. Aber wozu auch? Es ging ja schließlich um den besten Dienstag des Lebens. Fazit: Dass die Death Valley Girls zur Zeit vermutlich die beste lebende Rockband der westlichen Welt sind, dürfte keiner der Anwesenden an diesem Abend ernsthaft disputiert haben.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/DeathValleyGirls
linktr.ee/deathvalleygirls
deathvalleygirls.bandcamp.com
www.youtube.com/watch?v=IS0FKkih81k
www.youtube.com/watch?v=fVZ05rNbuxs
www.youtube.com/watch?v=7V4I0Mg9dVM
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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