NACHGEHAKT BEI: JOHN BLEK
GL.de: Das letzte Album hieß ja "Catharsis Vol.1" - wieso heißt das neue denn dann nicht "Catharsis Vol.2"?
John: Ich hatte "Catharsis" ursprünglich so geplant, dass "Vol. 1" die neuen Songs enthalten sollte und "Vol. 2" sollte ein Album mit Instrumentals werden. Irgendwann wurde mir dann allerdings klar, dass es nicht sehr förderlich für mich sein würde, wenn ich ein Album mit Instrumentals veröffentlichte - und deswegen begann ich dann, die Instrumentals zu "richtigen" Songs auszuarbeiten.
GL.de: Warum heißt das neue Album dann "Thistle & Thorn" - also "Distel und Dorn"?
John: Nun das Thema des Albums ist die Welt der Natur. Der irische Sommer des letzten Jahres war teilweise die Inspirationsquelle dafür. Wir hatten einen schönen Sommer - der aber längst nicht so heiß und trocken war, wie der bei euch. "Distel & Dorn" habe ich das Album deshalb genannt, weil der Begriff in mehreren Songs auftaucht und die Distel sowohl eine sehr schöne Blüte hat, die man genießen und wertschätzen kann - die aber andererseits eben auch Dornen hat; ein bisschen wie eine Rose. Es ist schön zwei Worte zu verwenden, die eigentlich zusammen gehören, die aber für total gegensätzliche Dinge stehen können.
GL.de: Ist das dein Ding - Alben nach Themen zu sortieren?
John: Ja, ich plane Alben auch als Alben - also als neun oder zehn Songs, die zusammengehören und suche mir dann immer ein Thema als Leitmotiv.
GL.de: Es geht das Gerücht, dass "Thistle & Thorn" Teil eines größeren Projektes ist?
John: In der Tat - es geht um eine Serie von vier Alben. "Catharsis Vol. 1" war das erste, "Thistle & Thorn" ist Nummer 2, das dritte heißt "The Embers" - und ist fast fertig - und das danach heißt "On Ether & Air" - wird aber vermutlich erst in zwei Jahren herauskommen. Die Idee dabei ist die, die Alben an den vier Elementen auszurichten. Auf "Catharsis" hat sich das Wasser als Leitmotiv herausgeschält - mit Songs wie "Salt In The Water" und so. "Thistle & Thorn" repräsentiert dabei das Land und die Erde, "The Embers" - also "die Flut" bezieht sich auf das Element Feuer und "On Ether & Air" demzufolge auf die Luft.
GL.de: Einige der Stücke auf "Thistle & Thorn" hast du ja in Louisville, Kentucky, aufgenommen. Viele deiner britischen Kollegen machen sowas ja, um in den USA auch musikalisch amerikanische Südstaaten-Vibes einzufangen - während du aber konsequent bei deinen britischen Folk-Roots bleibst. Warum bis du denn zum Aufnehmen in die USA gegangen?
John: Mir ging es gar nicht darum, ein Südstaaten-Feeling einzufangen, sondern ich bin in die USA gegangen, weil dort zwei Leute leben, mit denen ich unbedingt zusammen arbeiten wollte. Das war Joan Shelley - eine Songwriterin und eine Freundin von mir und ihr Partner Nathan Salsburg, der ein unglaublicher Gitarrist ist und auch ein Kurator der Alan Lomax-Stiftung. Die beiden arbeiten ja auch gelegentlich mit Will Oldham zusammen.
GL.de: Die neuen Songs folgen ja ganz klar den Richtlinien des Folk. Ist das Absicht oder passiert das sowieso aufgrund deiner Herkunft?
John: Das ist schon beabsichtigt. Aber es ist tatsächlich auch schwer zu vermeiden. Zum Beispiel bezieht sich der erste Titel "The Blackwater" auf einen Fluss, der durch Cork fließt - wobei "Blackwater" in Irland und England ein ziemlich häufiger Name für Wasserläufe ist - und tatsächlich auch immer wieder in Folk-Songs auftaucht. Es gibt natürlich etliche irische Referenzen in meinen Songs, während ich denke, dass die neuen Songs musikalisch zwar durchaus Folksongs sind - aber nicht notwendigerweise typisch irische.
GL.de: Und dann gibt es ja noch einen waschechten Protest-Song namens "Rise Up" auf der Scheibe - der aber seltsam sanftmütig daher kommt.
John: Nun, ich bin kein aggressiver Mensch - und ich sehe keine Notwendigkeit, so etwas in meinen Songs auszudrücken. Es ist zwar ein Aufruf zu den Waffen zu greifen - aber ein eher subtiler. Und dann ist es ja auch so, dass der der am lautesten schreit, sich zwar bemerkbar macht - aber wenn man leise spricht, hören dir die Leute auch wirklich richtig zu.