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Going up the Country

Amanda Anne Platt & The Honeycutters

Solingen, Da Capo
10.03.2019

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Amanda Anne Platt & The Honeycutters
Zugegebenermaßen ist der Titel dieser Story natürlich ein wenig dämlich - aber er drängt sich förmlich auf, denn Amanda Anne Platt und ihre Band The Honeycutters lieferten bei ihrem ersten (und einzigen) Auftritt auf deutschem Boden im Solinger Da Capo geradezu eine Art musikalischer Gebrauchsanleitung in Sachen zeitloser, klassischer Outlaw-Country-Musik (im Gegensatz zur offiziellen Mainstream-Pop-Variante) ab. Guido Ocker, der rührige Maitre d', konnte seine Begeisterung über den Coup die Band aus Asheville, North Carolina (und nicht etwas Nashville, Tennessee) nicht nur in Europa etabliert zu haben, sondern jetzt auch ins heimatliche Solingen gelockt zu haben, jedenfalls kaum verbergen - denn obwohl es in den USA zweifelsohne Bands dieser Art wie Sand am Meer gibt, bekommt man so etwas hierzulande in dieser konzentrierten Reinform nur selten zu hören. Denn Amanda Anne als Songwriterin und ihre (um den Keyboarder abgespeckte) Band ließ nun wirklich keinen Schlenker und keine Nuance aus, der Musik wie diese gemeinhin auszeichnet.
Das war dann gleichermaßen Fluch wie Segen. Segen deshalb, weil Amanda Anne als souveräne Storytelling-Songwriterin so ziemlich alle Standard-Szenarien draufhat, die eine kommerziell überschaubar erfolgreiche Countryszene-Songrwiterin jenseits jedweder Superstar-Allüren so draufhaben kann - von den Ponies über die endlose Straße (und den brennenden Tourbus) bis zur whiskygetränkten Mörderballade. Und ein Segen auch deshalb, weil ihre technisch versierte Band - allen voran Gitarrist Matt Smith, der virtuos und nahtlos zwischen Pedal Steel- und E-Gitarre wechselte - dem adäquate musikalische Formate gegenüberstellte, vom Honky Tonk über den Two Step bis zur Folkballade. Ein Fluch war das dann - wenn man so wollte - aus ziemlich genau denselben Gründen, denn obwohl es vor der songwriterischen und performerischen Seite schlicht nichts zu bemängeln gab, gab es auf der anderen Seite aber auch wenig, das wirklich begeisterte - denn abgesehen davon, dass Amanda Anne Platt im formalen Sinne alles perfekt inszenierte, gab es dann kaum etwas, das ihre Songs und ihre Art, die Songs mit dem notwendigen Pathos und einer Prise wehmütiger Melancholie zu präsentieren von anderen Elaboraten aus dieser Richtung absetzte. Will meinen: Eine besondere eigene Note oder gar ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal haben Amanda Anne Platt und die Honeycutters nicht wirklich vorzuweisen. Das ist auf der einen Seite durchaus nachvollziehbar - denn die soziale Prägung und die Erwartungshaltungen in dieser Sparte führen nun mal in eine bestimmte Richtung - aber auch schade, denn gewieftere Old-School-Akteure haben schließlich erkannt, dass das künstlerische (nicht das kommerzielle) Erfolgsgeheimnis nicht darin liegt, alles richtig zu machen, sondern darin, etwas zu wagen und nach einem eigenen Ansatz zu suchen. Und so funktionierte die Sache eigentlich immer dann am Besten, wenn die Sache vom Schema "F" abwich. Beispielsweise dann, wenn Amanda ein paar Tracks solo vortrug, etwa Kris Kristoffersons "Help Me Make It Through The Night", wenn die Band akustisch oder a cappella agierte, wenn es in eine eher folkige Richtung abdriftete oder wenn dann tatsächlich mal etwas ausprobiert wurde. Das konnte dann zwar in die Hose gehen (Leonard Cohens "Hallelujah" als fröhliche Two Step-Nummer geht nun wirklich gar nicht) - aber es zeigte auch, dass Hopfen und Malz (und Roggen) da nicht grundsätzlich verloren sind.
Freilich: Es gibt ja nun auch Leute, die von Amandas Ansatz durchaus auch begeistert sind - gerade weil sie verlässlich alle Aspekte des Genres bedient - und die waren dann am Ende, als die Band das Set mit dem Honky Tonk-Rausschmeißer "Irene" beendete, genauso begeistert wie Guido Ocker. Und darauf kommt es ja eigentlich auch an, denn der Rest ist ja auch nur Geschmackssache.

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Surfempfehlung:
www.honeycutters.com
www.facebook.com/Honeycutters
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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