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Konzert-Bericht
 
Wolkenreise

Helgi Jonsson & Tina Dico
Phela

Köln, Kulturkirche
12.04.2019

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Helgi Jonsson & Tina Dico
Das schien ein Abend unter umgekehrten Vorzeichen zu werden - denn sowohl Phela als Support Act wie auch Helgi Jonsson und Tina Dico waren schon in der Kölner Kulturkirche zu Gast gewesen; allerdings nicht wie im Falle von Phela solo. Und was den Headliner betraf, ging Helgi Jonsson sogar so weit, das Publikum zur "ersten gemeinsamen Show" mit Tina Dico zu begrüßen. Das war natürlich insofern Quatsch, als dass Helgi und Tina ja schon seit Jahren gemeinsam durch die Lande ziehen - allerdings war dann meistens Helgi der Support-Act und/oder spielte in der Band seiner Frau, während es an diesem Abend Tina Dico war, die Helgi als Multiinstrumentalistin und zweite Stimme bei der Präsentation des Materials seiner brandneuen LP "Intelligentle" unterstützte.
Wie gesagt, war die Sache auch für Phela eine Premiere - denn der Support-Slot für Helgi und Tina stellte für sie den ersten Solo-Auftritt ihrer Laufbahn dar, bei dem sie sich selbst auf dem Klavier begleitete. Das ist für Phela insofern ungewöhnlich, als dass sie bei ihren Konzerten mit Band ja normalerweise nur gelegentlich selbst zum Instrument greift; und dann eher sogar zur Geige als zum Klavier. Geige gab es dann zum Schluss auch noch - das aber dieses Mal nur als Bonbon. Eigentlich hätte Phela ja vor ca. drei Wochen mit ihrem aktuellen Album "Wegweiser" (das - wie sie stolz mitteilte - am selben Tag erschienen war wie Helgis Album) auf Tour gehen wollen - jedoch verhinderte eine Erkrankung ihrer erst wenige Monate alten Tochter diesen Plan. Nun ja: Die Tour wird im Herbst nachgeholt - die Tochter ging logischerweise vor. Bis dahin gab es erst ein Mal "abgespeckte" Versionen der Songs des neuen Albums. Das heißt: Abgespeckt ist eigentlich nicht der richtige Begriff, denn tatsächlich spielte Phela ja auf diese Weise die Ur-Form der Songs. Und zwar auf eine unheimlich eindringliche Weise. Dass sich darunter neben älteren Songs wie "Peter Pan" natürlich auch der neue Titel "Mama" befand - eine aufrichtige und unpeinliche Hommagen auf bzw. für die besagte Tochter -, ist natürlich logisch, denn nur zum Spaß spielt ja auch Phela nicht ihre Songs: Da steckt schon jede Menge Herzblut drin, und das lässt sich mit emotionalen Songs wie diesen natürlich am Besten ausdrücken. Ein wenig nervös wirkte Phela dann schon in diesem ungewohnten Setting (denn sehr viel näher kann man am Publikum als Performerin ja kaum sein) - bekam das aber dann schnell in den Griff und vermittelte am Ende den Eindruck, als habe sie nie etwas anderes gemacht, als in einer Kirche vor ausverkauftem Haus alleine aufzutreten.
Natürlich zehrten im Folgenden auch Helgi und Tico von der Atmosphäre, die ein Konzert in einem Gotteshaus nun mal mit sich bringt. Beide sind mit dieser Atmosphäre aufgrund vorangegangener Auftritte an gleicher Stelle ja bestens vertraut - auch wenn sie, wie Helgi, meinte, an diesem Abend zum ersten Mal das neue Programm gemeinsam in dieser Form aufführten. "Ich muss zugeben, dass sich das gut anfühlt, mit eigenen Songs aufzutreten", erklärte er, sichtlich angetan vom Zuspruch des aufmerksam lauschenden Publikums - um dann zu fragen, ob das Wort "zugegeben", das er zuvor vergeblich gesucht hatte, etwas mit der "Zugabe" zu tun habe, die später folgen solle. Worum ging es aber? Soeben hat Helgi seine neue LP "Intelligentle" heraus gebracht, auf der die meisten an diesem Abend gespielten Stücke stammen. Tatsächlich fand sich dann auch nur ein Stück von Tina Dico ("Someone To Love") auf der Setlist - an dem Helgi aber dem Vernehmen nach auch mitkomponiert habe. Ansonsten gab es dann Helgi pur. Aber nur in Bezug auf das Songmaterial, denn tatsächlich schafften es Helgi und Tina an Keyboards, Gitarren, Drums und Bass abwechselnd agierend recht mühelos, auch mal eine ganze Band zu ersetzen, wenn es nötig war. "Das beste an dieser Tour ist, dass ich Bass und Drums gleichzeitig spielen kann", meinte Tina Dico erläuterns. Beispielsweise bei dem Titeltrack "Intelligentle" - dessen eigenartigen Titel Helgi dann auch gleich erklärte: Er sei als echter Nerd auch an "Wissenschaften und sowas" interessiert und deswegen fasziniert von dem Human Brain-Project der Europäischen Kommission, bei dem es darum ginge, mittels der Nachbildung eines Hirns durch Computertechnik eine Art künstlichen, digitalen Menschen zu erschaffen, den man dann in die Cloud hochladen könne, wofür er sich gerne als erstes zur Verfügung stellen wolle. Und dann ging es los in Richtung einer lockeren Jam-Session, mittels der der betreffende Track dann eher illustriert als dargeboten wurde. Andere Highlights von der neuen LP waren dann z.B. "Hundred Miles" - einen Titel, den Helgi bereits im letzten Jahr für seine EP "Vængjatak" komponiert und auf der LP dann neu eingespielt hatte oder der Song "Trouble Is", den Helgi ursprünglich für ein Theater-Projekt mit "Orchester, Opernsängern und feuerwerfenden Menschen und sowas" komponiert habe und der deswegen auf der LP nur schwer in den Griff zu bekommen war und erst "mindestens in der sechsten Version" auf dem Album gelandet sei. In der Kulturkirche gab es dann die "Version Köln", wie Tina vorschlug. Und dann war da noch "Lofa Mer", eine sich hymnisch aufbauschende Ballade, mittels derer sich Helgi und Tina am Ende gar in Radioheadschen Gefilden tummelten. Und dann gab es noch ein paar ältere Helgi-Nummern wie "Dry Run" oder "Aurora". Auch zu diesem Song hatte Helgi eine schöne Anekdote: Da die besungenen Nordlichter ja gar nicht immer zu sehen seien, führen die Isländer in solchen Fällen gerne die Touristen in Bussen auf Berge, auf denen sich Gewächshäuser befänden, deren Beleuchtung die tiefhängenden Wolken anstrahlten - was man dann den nichts Ahnenenden als Nordlichter verkaufe.

Natürlich war das keine Veranstaltung, die unter der Rubrik "Pop" oder "Rock" abgeheftet werden konnte - aber zum einen hätte das wohl auch niemand erwartet und zum anderen gestalteten Helgi und Tina das Ganze dann auch wesentlich abwechslungsreicher und mitreißender als es eigentlich zu erwarten gewesen wäre; denn so kurzweilig und unterhaltsam Helgi auf der Bühne auch sein mag: Musikalisch ist er schon ein ganz schöner Trauerkloß. Aber eben ein lustiger - wenn das Sinn macht...

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Surfempfehlung:
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phela.de
www.youtube.com/watch?v=uYaYAoFzsLs
www.youtube.com/watch?v=7zqIImDASj4
www.youtube.com/watch?v=9eyT-8PPVQ0
www.youtube.com/watch?v=iNqLmXn6krs
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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