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Johnny Irion

Köln, Hallmackenreuther
22.10.2019

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Johnny Irion
Sein feines aktuelles Album "Driving Friend" hat Johnny Irion mit befreundeten Musikern von Dawes, Wilco und The Mother Hips (deren Tim Bluhm die Platte auch produzierte) eingespielt, bei seinem Gastspiel in Köln dagegen braucht der amerikanische Troubadour-Rocker weder seine holländischen Mitstreiter DeWolff, die ihn auf einem Teil seiner laufenden Europa-Tournee begleiten, noch seine mitreisende Tochter Olivia, Urenkelin des großen Woody Guthrie und sonst seine Duettpartnerin, um ein beeindruckend aufmerksames Publikum im fast voll besetzten Saal für zwei Stunden mit klassischen Songs und Geschichten im Americana-Dunstkreis mühelos zu unterhalten.
Das Café Hallmackenreuther im Herzen des Belgischen Viertels von Köln entpuppt sich schnell als idealer Ort für das kurzfristig von zwei Freunden des Künstlers auf die Beine gestellte Gastspiel des 50-jährigen Amerikaners, schließlich passt der Vintage-Charme der Location perfekt zu Irions Liedern, in denen seine Indierock-Vergangenheit der 90er, seine Liebe für beatlesken 60s-Pop und seine Liebe zum Songwriting Neil Young'scher Prägung genauso widerhallen wie sein nicht erst seit seiner Heirat mit Woody-Enkelin Sarah Lee Guthrie allgegenwärtiger Draht zur Folk-Tradition der ganz alten Schule.

All das sorgt trotz nur einer Akustikgitarre (und bei zwei Songs einem Kurzweil-Keyboard) als Begleiter für viel Abwechslung, denn Irion hüpft mit viel Bedacht (und schönstem John-Lennon-Timbre) durch verschiedene Genres und Stimmungen, und hat einen Heidenspaß an gleich einer ganzen Reihe verheißungsvoller unveröffentlichter Lieder - so sehr, dass die Einleitung "Der nächste Song ist brandneu" zu einem unbeabsichtigten Running-Gag wird: Eine emotionsgeladene Hommage an seinen vor wenigen Wochen freiwillig aus dem Leben geschiedenen Kumpel Neal Casal (der auf "Driving Friend" Gitarre gespielt hatte) ist genauso darunter wie gemeinsam mit Jeff Tweedy und Jackson Browne (!) verfasste Songs und ein Ausblick auf das Filmprojekt "Stand Up That Mountain" über ein 14-jährige Aktivistin, die den Kampf gegen den illegalen Bergbau entlang des Appalachian Trails aufgenommen hat.

So spannt er den Bogen von seiner alten Heimat North Carolina über seinen Familiensitz in Massachusetts bis hin zu seiner zeitweisen Wirkungsstätte in Kalifornien und macht mit eingestreuten Coverversionen - "It's Only Love" von den Beatles und "Tonight" von der lange vergessenen Folk-Heroine Sibylle Baier - unterwegs sogar noch in Liverpool und Berlin halt: eine musikalische Weltreise in Spielfilmlänge! Das heimliche Highlight des Abends ist allerdings "Beach Haven Ain't My Home", Irions Vertonung eines alten Textes von Woody Guthrie, den der 1950 über seinen rassistischen und diskriminierenden New Yorker Miet-Tycoon verfasst hatte - Donald Trumps Vater Fred! "Das ist eine Geschichte, die kann man sich nicht ausdenken", sagt Irion treffend über die auch als "Old Man Trump" bekannte Nummer und macht aus der Vorlage eine waschechte Rock'n'Roll-Nummer, nachdem seine Tante Nora Guthrie, Verwalterin des riesigen Woody-Archivs, ihm mit auf den Weg gegeben hatte, dass daraus bitte "nicht so ein Kumbaya-Zeug" werden solle.

Die begeistert geforderte Zugabe bestreitet Irion dann mit einem Schlaflied, das er einst für seine Tochter geschrieben hat, "Brush Yer Teeth Blues #56". "Inzwischen ist sie 17, das Lied hat sich also gewissermaßen inzwischen überholt", sagt er, doch das gilt allenfalls für diese Nummer. Der Rest seiner Lieder dagegen glänzt an diesem Abend mit zeitloser Schönheit.

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Surfempfehlung:
www.johnnyirionmusic.com
www.facebook.com/johnnyirionmusic
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-

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