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From The Earth To The Moon

Stonefield
Suzan Köcher's Suprafon

Köln, Blue Shell
09.03.2020

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Stonefield
Das vorletzte Album der australischen Psycho-Sisters Stonefield hieß "Far From Earth" - und das erste Album von Suzan Köcher aus Solingen hieß "Moon Bordeaux". Da beide Acts auch gerne abspacen und sich auf musikalische Trips aller Art begeben, war das Thema des Abends dann also schon mal etabliert, noch bevor ein einziger Ton erklungen war. Amy, Hannah, Sarah und Holly Findlay befinden sich eigentlich seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Bent" - das weiland unter tätigen Mithilfe von Joe Walker und Stu Mackenzie von King Gizzard entstand - auf einer Art kontinuierlicher Welt-Tournee und haben sich (nicht nur, aber auch) als Support Act großer Namen eine erkleckliche Gefolgschaft erspielt. Insofern überraschte es dann nicht, dass sich die Mädels mit einer gewissen nonchalanten Routine und Selbstsicherheit das Abenteuer einer Headliner-Clubtour auch in unseren Breiten angehen konnten - und sich dabei Acts wie Suzan Köcher's Suprafon (die auf einer vergleichbaren musikalischen Sphäre surfen) als Support Act leisten können.
In diesem Fall war das so, dass Suzan Köcher und ihre Bandkollegen gerade selber auf einer ziemlich ausufernden Dauer-Tour sind und sich somit prächtig aufeinander eingespielt haben. Hinzu kam, dass die Band mit einem eigenen Soundtechniker unterwegs waren, der den knackigen Sound der brandneuen PA des Blue Shell optimal zu nutzen wusste. Da Suzan Köcher - im Gegensatz zu ihren "normalen" Shows - zudem auf die Nutzung einer akustischen Gitarre verzichtete, kam die Sache betont druckvoll und wesentlich rockiger als gewohnt rüber. Das galt dann nicht nur für Tracks des neuen Albums "Suprafon" wie etwa "Poisonous Ivy" - die von vorneherein schon mit einem gewissen Drive daherkommen -, sondern auch für die eigentlich psychedelischer angelegten Stücke wie "Peaky Blinders" und den überraschen episch angesetzten Track "Too Young" von Suzans erstem Album "Moon Bordeaux", bei dem die Musiker mit einem Instrumentenwechsel überraschten: Julian Müller setzte sich ans Drumkit und Drummer Jens Vetter holte das Letzte aus seinen analogen Synthesizern heraus und schickte die Band dann endgültig auf eine Reise ins innere und äußere Weltall. Ein besonderes Highlight dieser Show kam freilich aus einer anderen Ecke: Die Coverversion von Jacques Dutroncs Ye Ye-Nummer "Mini Mini Mini" entwickelte nämlich in diesem Setting einen ganz besonderen Drive. Kurzum: Seit den ersten Shows mit dem neuen Material haben Suzan und ihre Jungs performerisch mächtig zugelegt und können heutzutage - neben psychedelischen Spacetrips - auch brillante und inspirierende Rockshows abliefern.
Die Schwestern Stonefield haben ja vieles, was für sie spricht: Zum einen, dass sie eben vier Schwestern mit dem gleichen Musikgeschmack sind. Zum anderen, dass sie mit Amy Findlay als singender Drummerin, Hannah Findlay als nicht singender Gitarristin und Sarah Findlay als hauptamtlicher Keyboarderin eine in dem Setting ungewöhnliche Besetzung vorzuweisen haben. Und auch der Umstand, dass sie sich in einer ansonsten männerdominierten Sub-Nische erfolgreich etabliert haben, ehrt die Damen durchaus. Letzteres hat allerdings zur Folge, dass sie sich - anders als viele ihrer gleichaltrigen Kolleginnen - nicht unbedingt als Rollen-Vorbilder für junge Frauen eignen. Das Publikum im Kölner Blue Shell bestand jednefalls zum Großteil aus eher älteren, oft bärtigen Herren, die mit der Musik, die Stonefield spielen, selber aufgewachsen sind. Der Mix aus Stoner-Rock, Psychedelia, klassischem Hard-Rock und je einer Prise Doom-Blues und Prog-Ästhetik, den sich Stonefield zurecht gelegt haben, zehrt natürlich auch von einer langen Historie maskuliner Musik-Nostalgie. Interessant ist, was Stonefield daraus gemacht haben. Auf der aktuellen LP "Bent" geht es um persönliche Erfahrungen, die die Mädels auf ihren endlosen Touren gemacht haben - und somit auch um eine Art Identitätsfindung und Positionsbestimmung als starke Frauen in einer Männerdomäne. Anders als der Titel des Albums vermuten ließe, haben sich Stonefield dabei nicht verbiegen lassen, sondern verbiegen stattdessen eher selber die Perspektive auf ihre Musik. Beispielsweise indem durch die Beiträge von Sarah Findlay bei einigen Tracks ein fast schon poppiger Aspekt ins Spiel kommt oder indem die Damen erstaunlich oft die instrumentalen Partien ihrer Songs betonen - und das nicht nur bei Tracks wie der Science Fiction-Nummer "66", die eh keinen richtigen Vokal-Teil haben. Die offensichtlichen Inspirationsquellen (meistens klassische Hardrock-Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin oder Deep Purple) schimmern zwar grundsätzlich durch - dienen aber niemals als Sprungbrett für Plagiate oder direkte Emulationen. Es ist mehr so eine gewisse Hochachtung vor den Altvorderen, die Stonefield zu beflügeln scheint - und nicht der Wunsch es ihnen gleichzutun.

Ein geschickter Aufbau der Setlist - in deren Mittelteil von den rifforientierten Up-Tempo-Nummern eingerahmte schleppende Grindcore-Songs wie das neue "Woman" oder das ältere "Midnight" platziert waren - sorgte dafür, dass die Zuschauer auf dem gemeinsamen Trip nicht verloren gingen. Als Performerinnen agierten Stonefield dabei bemerkenswert uneitel. Bis auf die extrovertiert agierende Amy, die sich bemühte, auch einen direkten Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen, schienen ihre Schwestern eher ernsthaft und introvertiert in ihrem Tun aufzugehen. Jedenfalls gab es keinerlei Egotrips und Star-Allüren und stattdessen eine gemeinsame, songdienliche Musketier-Attidüde. Was natürlich nicht heißt, dass die Show nicht trotzdem ordentlich gerockt hätte - nur ohne, dass sich jemand in den Vordergrund gespielt hätte. Letztlich war das dann ein Konzertabend, der wirklich für alle Beteiligten eine Win/Win-Situation darstellte.

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Surfempfehlung:
www.stonefieldband.com
www.facebook.com/stonefieldband
suzankoecher.com
www.facebook.com/suzankoecher
www.youtube.com/watch?v=6TpII3Q1afE
www.youtube.com/watch?v=c2wP_MU4eRo
www.youtube.com/watch?v=fGegA-AMgVE
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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