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Wiesbaden rockt!

Readymade

You Call It Trash, We Call It Rock N Roll-Tour 2002

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Readymade
Nach schier endlos langer Pause, in der man Readymade - wenn überhaupt - als Supportact für andere Bands auf der Bühne erleben durfte, startete das Wiesbadener Quartett diesen Sommer endlich wieder so richtig durch. Für ihr drittes Album "The Feeling Modified" bekamen die Herren durchweg gute Kritiken, und selbst die vereinzelten negativen Kommentare waren zumindest nachvollziehbar. Denn auch wenn es sich für Readymade rundum gelohnt haben dürfte, für einige kamen der Majorlabelvertrag mit Motor, das im Ausland aufgenommene Album und Videodrehs in fernen Ländern vielleicht doch etwas zu schnell hintereinander. Live präsentierten sich Zachary Johnson, Chris Adelhütte, Steffen Hardt und Udo Masshoff erstaunlich druckvoll und energiegeladen. Dabei hatte Zac noch im Mai erzählt: "Dieses Album ist unser bisher direktestes von den Songs her. So ein bisschen: Friss oder stirb! Nimm den Popsong oder nimm ihn nicht, finde uns peinlich deswegen oder nicht, uns ist es egal. Wir wollen jetzt einfach nur noch die besten Songs schreiben, die die Welt je gehört hat, andere Bands machen das seit Jahren, und die sind cool, warum sollen wir das nicht auch dürfen? Fertig!" Gaesteliste.de war bei einer Handvoll Konzerte mit dabei.
Bochum, Bochum Total Open Air, 18.07.2002

Dafür, dass die vier Herren vorher reichlich müde aus der Wäsche geschaut haben, konnten sie auf der Bühne voll überzeugen. Und das, obwohl das Set sich nur minimal von dem unterschied, was uns Readymade schon den ganzen Sommer bei ihren Festivalauftritten präsentiert hatten. Neu dagegen: Das erstmals gespielte "My Little Galaxy", das nicht nur um längen besser (und wesentlich härter) klang als auf der Platte, sondern auch ein wenig an das große "It Could Be So Nice" erinnerte, das ob einiger technischer Schwierigkeiten unfreiwillig lange Intro zu "Trash / Rock N Roll", das allerdings so cool war, dass die vier es eigentlich beibehalten sollten, und Zacs Verabschiedung: "Tschüss - und jetzt betrinkt euch!". Einziger Wermutstropfen: Das Publikum bestand größtenteils aus 14-18-Jährigen in Terrorgruppe/Entombed/Wizo-Shirts, bei denen man sich fragte, ob man nun froh sein soll, dass sie vor Techno gerettet wurden, oder ob man sich ärgern soll, dass sie trotzdem nichts Gescheites hören. Eine ganze Reihe dieser "Fans" schienen Readymade jedenfalls nur als Ausrede zum Saufen und Pogen zu benutzten - ohne die Band wirklich zu kennen. Wie der Anfang von "My Little Galaxy" und Pogo zusammenpassen, war jedenfalls nicht allen sofort klar. Die üblichen Probleme eines Open Airs bei freiem Eintritt.

Dortmund, Sabotage, 02.08.2002

Ein bisschen seltsam war es ja schon: Da wollten Readymade - gerade frisch erstmals in ihrer Karriere in die Albumcharts eingestiegen - extra zu einer von einem durchaus bekannten deutschen Musikmagazin ausgerichteten Party als Liveband anreisen, und die Schreiberlinge des Blattes haben nichts Besseres zu tun, als "The Feeling Modified" zu verreißen. Dass die Band darüber nicht besonders glücklich war, versteht sich von selbst, aber anstatt sich verbal auf der Bühne mit der Thematik auseinanderzusetzen, taten sie - dem Pop-Appeal des Albums zum Trotz - das, was sie immer noch am besten können: ROCKEN! Und zwar mehr als sonst. Viel mehr. Es war ohne Frage eines der energiegeladensten, besten, unterhaltsamsten RM-Konzerte seit Menschengedenken - sogar Chris durfte Ansagen machen...Zwar fehlten einige potentielle Favoriten wie "My Little Galaxy" oder "The Tease", und Steffens Solo bei "The Day We Killed Love" und das Intro zu "Day 2" gingen seltsamerweise ziemlich den Bach runter, aber ansonsten schien es die Band, auch ohne explizite Worte über die ominöse Kritik zu verlieren, darauf angelegt zu haben, dem Publikum und der Redaktion zu beweisen, dass sie eine großartige Band sind. Eine äußerst erfolgreiche Mission, nicht nur wegen einer grandiosen Version von "All You Need". Sogar die erste Single der neuen Platte, "The Graduate", war - anders als bei den vorangegangenen Shows - an diesem Abend ein Highlight. Übrigens Jungs, Keith Richards lässt fragen, ob der Scheck für ihn schon in der Post ist! Im Gegensatz zu Bochum gab es interessanterweise kaum Mosher/Stagediver, was ohne Frage denen, die Konzerte gerne aus den vorderen Reihen sehen, aber nur ungern in pogo-technische Aktivitäten verwickelt werden, sehr entgegenkam. Ein großer Abend!

Köln, Prime Club, 15.08.2002

Auf der PopKomm wurden uns Readymade im restlos ausverkauften und hoffnungslos überfüllten Prime Club als Sandwich zwischen zwei weiteren tollen Combos präsentiert. Zunächst durften die englischen Newcomer The Shining beweisen, dass ihr jämmerlicher Auftritt beim Haldern-Festival wenige Tage zuvor ein Ausrutscher gewesen war und sie mit einem Dach über dem Kopf und nach Sonnenuntergang eine wesentlich bessere Liveband waren. Und nach Readymade durften die großartigen Slut, wenige Tage nach ihrem erfreulich hohen Chartseinstieg (Platz 35), beweisen, dass die härtere Gangart ihres Albums "Nothing Will Go Wrong" auch ihren Konzerten sehr, sehr gut tut. Doch trotz der formidablen Konkurrenz konnten auch Readymade einmal mehr überzeugen. Die schafften es nämlich, die in Dortmund entwickelte Power auch in Köln zu entfalten. Während die Power der meisten Bands verpufft, bis sich der Sound durch die dicht gedrängte Menge nach hinten gemogelt hat, wirkten RM auch noch in der letzten Reihe extrem druckvoll und das Publikum ging dementsprechend gut mit, bevor die "Oldies" "All These Things" und "Stromgitarre" zum Schluss für eine echte Massenekstase sorgten.

Bochum, Matrix, 07.09.2002

In der ersten Septemberwoche fiel dann endlich der offizielle Startschuss zur "You Call It Trash, We Call It Rock N Roll"-Tour - alles andere bisher fiel lediglich in die Rubrik "Aufwärmübungen". Wenige Tage vor dem Tourstart war die Band noch nach Kiew geflogen, um das Video zur kommenden Single "Day 2" abzudrehen, und auf der Homepage der Band wurden schon Witze darüber gemacht, ob die vier denn wohl rechtzeitig zurückkehren würden. Doch obwohl die Band rechtzeitig am Start war, taten sich beim geplanten dritten Konzert der Tournee im Ruhrpott ganz andere Probleme auf. Mangels funktionstüchtiger Soundanlage fiel die Show in Bochum nämlich leider kurzfristig aus. Passenderweise bot sich das Fußball-Länderspiel Litauen-Deutschland und der anschließende Basketball-Fight zwischen Deutschland und Argentinien als Ausgleichsprogramm an...

Düsseldorf, ZAKK, 08.09.2002

In Düsseldorf hatten Readymade 24 Stunden später dann einen wirklich guten Tag erwischt. Nachdem die Rewika-Kollegen von Solarscape (mit Daniel "Rekord" Riedl an den Keyboards) den Abend eröffnet hatten, war das etwas esoterische Intro vom Band das einzig Ruhige am Auftritt Readymades. Gleich zu Beginn gab es mit "Getaway" und "The Day We Killed Love" zwei richtige Kracher - und ansonsten viele Wünsche. Denn Readymade hatten das Internet-Votum ihrer Fans wirklich in die Tat umgesetzt und die Setlist im Vergleich zu den Festivals zuvor generalüberholt. "When I Grow Up" zum Beispiel flog aus dem Programm, "Superficial" fand sich dagegen dankenswerterweise darin ebenso wieder wie "If Inspiration Is On Vacation". Dass Schlagzeuger Udo an diesem Abend im Kampf gegen den Sampler keine besonders glückliche Hand hatte, sorgte für weitere programmtechnische Umstellungen und einige nette Zwischentexte von Zac. Dass statt "My Little Galaxy" zum Schluss des regulären Teils das interessanterweise nicht auf der Setlist verewigte "Stromgitarre" lief, dürfte wohl die wenigsten im Saal gestört haben. Ganz besonders nicht denjenigen im Publikum, der das Lied kurz zuvor lauthals gefordert hatte und von Zac daraufhin mit "Du hast es dir gewünscht, jetzt kannst du richtig abgehen" zum Ausrasten aufgefordert wurde. Bei den Zugaben bewies Zac dann sogar noch, dass das auf der Platte etwas klischeehaft produzierte "You And Me" eigentlich ein wirklich guter Song ist. Er sang es nämlich nicht nur ohne Duettpartnerin Kim Wilde ("Die konnte heute nicht hier sein"), sondern auch ohne seine Bandkollegen. Eine sehr schöne Soloversion. Nach den explosiven "All These Things" und "Trash / Rock N Roll" hätte eigentlich eine nette Ballade das große Finale darstellen sollen, doch einige Leute im Publikum rasteten dermaßen aus, dass eine sanfte Nummer wirklich nicht gepasst hätte und deshalb schoben die vier spontan noch einen sehr willkommenen (und ultra-selten) gespielten B-Seiten-Rocker ein: "Monochrome" - und erst danach entließen sie uns nach rund 90 Minuten Rock vom Feinsten mit den sanften Tönen von "Endless Fall" in die laue Sonntagnacht.

München, New Backstage, 23.09.2002

Nachdem die Tournee von Wiesbadens Finest zuschauertechnisch nicht ganz so toll angelaufen war wie erwartet bzw. erhofft, füllten an diesem Abend rund 400 Zuschauer die neue Location des Backstage. Inzwischen mit Heinz aus Wien im (Support-) Schlepptau hatten Readymade in der bayrischen Metropole einen wirklich guten Abend erwischt. Da konnte man sogar verschmerzen, dass sie alle Raritäten, mit denen sie in Düsseldorf noch zu überraschen gewusst hatten, inzwischen wieder aus dem Set gekegelt hatten. Und so kam es, dass sie dann neben ihrem regulären energie- und emotionsgeladenen Set sogar doch noch einen Song brachten, der eigentlich gar nicht auf der Setlist gestanden hatte: "My Generation" von The Who! Aber wie heißt das Motto ihrer Tour so schön? "We Call It Trash, You Call It Rock 'n' Roll"!

Halle/Saale, Turm, 05.10.2002

In Halle haben die Straßenbahn-Endhaltestellen schöne Namen wie "Frohe Zukunft", aber selbst im Vorbeifahren im Schutz der nächtlichen Dunkelheit ließ sich der gravierende Leerstand in der Innenstadt nicht verhehlen. Aber selbst wenn die Stadt an der Saale nicht der reizvollste Ort sein mag, mit dem Turm (der nicht nur so heißt, sondern wirklich in einem uralten Rundbau untergebracht ist) haben die Hallenser eine der schönsten Locations in unseren Breiten. Zumindest zum Konzerte Gucken. Für die Herren auf der Bühne mag sich das etwas anders darstellen: Die vier Readymades hatten nämlich - wie zuvor schon ihre Supportband Nova International - hier und da einige Probleme, sich auf der winzigen, gut 8x4 Meter großen Bühne nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Chris jedenfalls küsste einmal den Boden, als er vom Bühnenrand abrutschte. "Das war seine Verbeugung vor einem wirklich tollen Publikum", witzelte Zac daraufhin. Aber nicht nur wegen der Enge auf der Bühne war es ein besonders intensives Konzert. Alle vier schauten reichlich müde drein, und Udo versägte gleich mehrmals seinen Einsatz. Nicht unbedingt zur Freude von Zac, der diesen bei Readymade äußerst seltenen Anflug von Unvollkommenheit mit extra Energieeinsatz und ausführlicheren Ansagen als üblich kompensieren zu wollen schien. Und so klangen dann eine ganze Reihe Songs "(The Graduate", "My Little Galaxy") etwas trashiger als sonst, obwohl sich an diesem Abend nun rein gar keine Überraschungen auf die Setlist geschlichen hatten. Ob die Band mit diesem Auftritt besonders zufrieden war, mag dahingestellt sein, unterhaltsam war das Konzert gerade wegen der kleinen Pannen aber allemal. Fazit? Auch wenn "The Feeling Modified" noch etwas anderes vermuten ließ, die Auftritte der vier bewiesen vor allem eines: Pop war gestern, heute heißt es: Readymade bring you - THE ROCK!

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Surfempfehlung:
www.readymade.de
www.collapseandrelax.de
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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