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Konzert-Bericht
 
Honky Tonk Angel

Cat Power

Köln, Tingel Tangel
16.06.2000
Cat Power
Sie mag keine Socken, keine Zugaben und keinen Applaus. Letzteres erklärt u.a., warum es bei Cat-Power-Konzerten selten mal ein ausgespieltes Stück gibt. Wenn möglich, würde Chan Marshall am liebsten alle Tracks irgendwie ineinander übergehen lassen. Ein anderer Grund für die fragmentarische Vorgehensweise ist der, daß sich Chan auf der Bühne nach wie vor unwohl fühlt. Die Haare wie ein Vorhang ins Gesicht geschoben, kämpft Chan mit virtuellen Soundproblemen wie weiland Don Quijote gegen die Windmühlen. (Nun ja: Diesmal gab es tatsächlich echte Soundprobleme - wie z.B. einen verschwundenen Hall). Die Windmühlen sind indes das Publikum, das die Eigenarten Chans dankbar hinnimmt. Selten erlebte man ein so andächtiges Auditorium wie an diesem Abend - das übliche desinteressierte Gemurmel und Geplapper, welches ansonsten bei Konzerten dieser Art immer so nervt, fehlte vollkommen.
Cat Power
Denn ungeachtet aller Eigenarten bietet Chan Marshall mit ihrer Stimme einen Faktor, der alles andere vergessen macht. Chan liebt es zu singen - egal was. Das setzt sich im privaten Leben fort: Kaum ein Song im Radio, den Chan nicht "mit-interpretieren" würde. Insofern haben Cat-Power-Konzerte denn auch irgendwie den voyeuristischen Charme, jemandem beim "Singen unter der Dusche" zuzuschauen. Nun ja: Eine Dusche gibt's im Tingel Tangel nicht, wohl aber ein Klavier. Und dieses nutzte Chan denn auch weidlich aus. (Es gab zugegebenerweise keinen Honky Tonk, aber der Titel klang so unwiderstehlich). Musikalisch tat sich nicht viel, denn - so Chan: "Das einzige worin ich wirklich gut bin, ist wenn ich im Bett bin und schlafe." Übersetzt heißt das, daß Chan nicht eben eine instrumentelle Virtuosin ist. Immerhin hat sie sich einen ureigenen Stil angeeignet, der perfekt zum wankelmütigen Vortrag paßt. Und wie gesagt: Es dreht sich eh alles um Ihre Stimme. Eine Setlist schreibt sie mittlerweile auch nicht mehr. Das Thema war ja eh ihr vorliegendes "Covers-Album" und so gab es denn auch vorwiegend Cover-Versionen zu hören - wie immer absolut aus dem Bauch heraus ausgewählt. "Ich interessiere mich eigentlich nicht für Platten", erklärt sie das, "sondern für Musik von Leuten, die ich mag." So hat denn ihre Auswahl der Songs - von Bob Dylan bis hin zu absolut obskuren Acts wie Michael Hurley oder Jesse Mae - auch weniger mit Eklektizismus, sondern mit Intuition zu tun. Nach einer längeren, unruhigen Phase hat Chan jetzt zu einer gewissen Ausgeglichenheit gefunden, die es ihr z.B. ermöglicht, einfach mal ein bißchen Blödsinn auf der Bühne zu machen und ein paar Witze zu erzählen. Obwohl diese Show weit davon entfernt war, einen Idealzustand darzustellen ("That sucked", meinte Chan nachher - aber das sagt sie immer), war der Abend für Cat-Power-Fans dennoch ein positives Erlebnis.
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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