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Glücklich sein

Johnny Marr + The Healers

Köln, Prime Club
14.03.2003

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Johnny Marr
"Was ist hier eigentlich los?", fragt man sich erstaunt. Aus allen Nähten platzen sieht jedenfalls anders aus als das Bild, das sich einem an diesem Freitag Abend im Kölner Prime Club bietet. Selbst nach dem Support kann man noch gemütlich in die erste Reihe schlendern, ohne die Ellbogen dazu anwenden zu müssen. Und das, obwohl hier der Mann spielt, der seinerzeit mit den Songs seiner Band The Smiths so vielen Menschen ein diffuses Gefühl des Verstanden-Werdens gegeben hat und obwohl die meisten Zuschauer hier beim Smiths-Split schon lange nicht mehr mit Autos gespielt haben dürften.
Johnny Marr nimmt es gelassen und steht auf der Bühne, als mache er das täglich mindestens fünf Mal. Fast ein wenig distanziert und kühl wirkt der Gute, zumal er, wenn er mal gerade nicht singt, auch noch Kaugummi kaut, einen Song nach dem anderen spielt und bis auf Weiteres weder mit dem Publikum, noch mit den Bandkollegen kommuniziert. Für letztere wäre das ohnehin nicht nötig, denn die drei erweisen sich als fantastische Musiker. Was auch erklären würde, warum es Marr so unheimlich wichtig war, die richtigen Musiker für sein Projekt zu finden. Die lange Wartezeit scheint sich gelohnt zu haben, denn hier sitzt jeder Ton. Was auf dem Album "Boomslang" schon mal als "zerfahren" oder "unentschlossen" charakterisiert wurde, klingt hier live erstaunlich homogen und nicht selten wird man hinterher Kommentare hören wie "live viel besser als auf Platte." Neben vielen Songs des Albums gibt es allerdings auch einige nette Raritäten. Das brandneue "All Out Attack" zum Beispiel und die geradezu beatle-esque umarrangierte Coverversion von Bob Dylans "Don't Think Twice, It's All Right".

Doch bevor der Mann aus Manchester Gefahr läuft, arrogant zu wirken, taut er merklich auf, tanzt herum und findet auch endlich seinen Humor wieder. Zugaben gibt es nicht, die seien "bullshit", erfährt die Hörerschaft. Trotzdem kann er es sich nicht verkneifen, nach "Need It", dem planmäßig letzten Stück des regulären Sets, schelmisch ein kurzes "Goodnight" ins Mikro zu murmeln, ohne allerdings danach die Bühne zu verlassen... Und bevor die Single "Bangin' On" als letztes Stück an diesem Abend erklingt, spricht der Meister noch ein paar wichtige Worte: "Ich versuche, Zeug zu machen, das ihr mögt. Wenn es euch gefällt, ist das toll, wenn nicht...well then fuck you!" Selten hat man so sehr den Eindruck, dass jemand "Fuck you" sagen kann, ohne dabei arrogant zu erscheinen. Gerade, wenn Marr sich dabei selbst nicht allzu ernst zu nehmen scheint, denn dieser Spruch lässt selbst ihn zum ersten und letzten Mal an diesem Abend grinsen.

Und dass ihm dieser keiner übel genommen hat, wird sich bald zeigen: Als der Meister persönlich einige Minuten nach dem Konzert durch den Prime Club wandert, wird er auf zwei Metern ca. 20 Mal angehalten. Jeder klopft ihm auf die Schulter, will seine Hand schütteln, oder ihm einfach mal sagen, was für ein dufter Kerl er ist. Wieder einmal hat der Mann aus Manchester Menschen glücklich gemacht. Wenn auch leider nur einige wenige.

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Surfempfehlung:
www.jmarr.com
Text: -Laura Scheiter-
Foto: -Carsten Wohlfeld-

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