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Konzert-Bericht
 
Cologne Singles Club

David Poe

Köln, Prime Club
18.05.2003
David Poe
Also um es kurz zu sagen: So richtig in Worte fassen lässt sich dieses Konzert (eigentlich alle Konzerte) des New Yorker Songwriters David Poe nicht. Das liegt nun nicht daran, dass der Mann eine so großartige Leistung darbot, dass einem die Worte wegblieben, sondern am Drumherum (Poes Konzert mit Band war gutes, unterhaltsames, solides Entertainment). Wer Poe schon einmal gesehen hat - z.B. auf einer seiner zahlreichen Support-Touren (zuletzt mit Vanessa Carlton), der weiß, dass der schnieke David ein arger Charmeur und Witzbold ist. Im Dialog und dem Flirt mit dem Publikum und der darin enthaltenen Schlagfertigkeit liegt das Erfolgsrezept des Performers Poe. Und was dieser dann ad hoc vom Zaun brach - stets unterstützt bzw. torpediert oder kommentiert von seinem komödiantischen Sidekick, Drummer Sim Cain - das suchte schon seinesgleichen.
David Poe
"Sagt mal, ist das hier vielleicht ein Singles Club?", fragte er z.B. das verdutzte Publikum, "ihr seht nämlich alle aus, als wäret ihr nur deswegen hier, weil das im Jahresbeitrag mit drin ist." Nachdem ein quasi empörtes Murren durch's Auditorium ging, murmelte er etwas in Richtung "Na dann wird's ja wohl ein Swingers Club sein", und stimmte den nächsten Track an. Auch wenn das Herumwitzeln zuweilen ein wenig über's Ziel hinausschießt: Ein langweiliges Poe-Konzert ist so schwerlich vorstellbar. Nachdem sein Bassist Morgan Taylor zusammen mit Keyboarder Fil Kronengold ein paar eigene - sympathische, aber bemerkenswert vorhersehbare und somit nicht besonders originelle - Stücke zum Besten gegeben hatte, begann erst mal alles ganz normal, mit ein paar straight dargebotenen Nummern der neuen CD "The Late Album". "The Drifter" gab es z.B., oder das exzellente "Childbearing" - einer der vielen Poe-Songs, die sich um das Thema "Familienleben" drehen - wie auch das folgende "Family Reunion". David hat uns das mal erklärt: Das liegt nicht daran, dass er ein besonders intensiver Familienmensch ist, sondern dass er sich damit quasi eine wenig bedachte thematische Nische ausgesucht und erarbeitet hat.

Es gab aber auch bereits neues Material zu hören: Das poppige "Love Is Loud" z.B. - das so Elvis Costello auch nicht besser hinbekommen hätte oder das schon von der letzten Tour bekannte "You Can Be Somebody Else's Softcore Superstar". Hier zeigte sich dann auch, dass die "Softcores" - so der Tourname der Band - auch hervorragende Harmoniesänger sind. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen dann Davids kontemplative, melancholische Balladen, über deren depressiven - oder zumindest traurigen - Charakter er auch immer wieder gerne Witzchen einstreut. Gerade bei Stücken wie "Je Ne Suis Pas Mort" oder ähnlichen Tracks sorgte indes die jazzige Seele von Fil Kronengold dafür, dass hier dann nicht etwa Trübsal geblasen wurde. Letztlich machten aber die Up-Tempo-Nummern schon mehr Spaß: Stücke wie das ebenfalls neue "You're Not The Only One With A Gun For A Mouth", bei dem auch Fil zur Gitarre griff oder der Rausschmeißer "Deathwatch For A Living Legend", der eben auch genau zu diesem Zweck herhalten musste. Da ging's dann so richtig ab - woraufhin dem Meister auch gleich eine Saite riß.

David Poe
"Keine Fotos mehr, ich sehe einfach zu beschissen aus", meinte er dann, als er zur Zugabe mit halb aufgezogener neuer Saite noch mal auf die Bühne stürmte und das dann mit dem doch sehr getragenen und zerrissenen "You're The Bomb" einen der gewagteren Tracks des Abends darbot. Fazit: Ob mit oder ohne Band - David Poe gehört mit zu den unterhaltsamsten Performern, die man sich vorstellen kann. Vielleicht gelang es dem Mann gerade deswegen, sich eine kleine, aber feine Fangemeinde von den Major-Acts, abzuzweigen (wenn man das Message Board auf seiner Website studiert, kann man erkennen, dass hier viel über Mund-zu-Mund-Progaganda läuft). Auch wenn David Poe für den Mainstream-Markt zu sperrig sein sollte: Immerhin zeigt hier jemand, dass sich Anspruch und Unterhaltung mit verquerem Witz doch recht angenehm verbinden lassen - ohne dass die Musik deswegen auf der Strecke bleiben muss.
Surfempfehlung:
www.davidpoe.org
www.davidpoe.com
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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