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Visions Westend 03 - 1. Teil

Dortmund, Revierpark Wischlingen
26.07.2003

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The Weakerthans
Das Visions Magazin hatte in Zusammenarbeit mit den Machern des FZW - die das Festival bisher in Eigenregie ausgerichtet haben - das Westend 03 Festival auf die Beine gestellt, und vom Line-Up her konnte eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Auf zwei Tage verteilt gaben sich Bands wie Ash, Black Rebel Motorcycle Club, Therapy?, ...Trail Of Dead, The Weakerthans, Tomte, Kettcar u.v.m. im Dortmunder Revierpark Wischlingen die Klinke in die Hand und sorgten für beste musikalische Unterhaltung. Zwar hat es auch einige organisatorische Mängel gegeben, aber die positiven Eindrücke sollten in der Überzahl bleiben.
"Seid ihr schon wach?", fragten die Monochords ihr Publikum und erhielten auf die berechtigte Frage nur ein spärliches Echo. Was kein Wunder war und nichts mit den musikalischen Qualitäten der Band zu tun hatte: Es war kurz nach 10.00 Uhr morgens, das Festivalgelände füllte sich nur langsam, und selbst die Alkoholiker unter den Journalisten hatten nicht einmal das erste Bier getrunken, als die Hessen das Westend 03 eröffneten. Dass ihr Auftritt so verpuffte, lag teilweise auch daran, dass man mit dem Garagenrock der Monochords in erster Linie dunkle Kellergewölbe mit tiefen Decken verbindet, nicht aber riesig große Bühnen, grüne Bäume rings herum und gaaaanz viel Sonnenschein von oben.

Auch Miles hatten direkt im Anschluss ziemlich zu kämpfen. Erst mit dem behäbigen Publikum, dann mit der Technik (Gitarrist Tobi Kuhn hatte Probleme mit seinen Effektgeräten, respektive einem zu kurzen Kabel für sein Arbeitsgerät), trotzdem erzählte uns die Band aus Würzburg / München / Berlin (oder wo auch immer sonst sie gerade ihren Plattenspieler stehen haben) anschließend, dass sie eine Menge Spaß gehabt hätten. Den Posen nach zu urteilen (Tobi spielte auf dem Rücken liegend Gitarre, Ronny Rock gab einmal mehr einen 1A John Bonham ab), machte es Miles wirklich nichts aus, um 11 Uhr morgens statt um 11 Uhr abends zu spielen. Das unerwartete Highlight des Sets: "Menlo Park." Sehr schön!

Auch Tomte durften bzw. mussten noch ran, bevor es Mittag war, und wie schon bei Miles so war auch bei den Hamburgern ihre germanische Herkunft der einzige Grund für ihre frühe Auftrittszeit. Man wollte es von Veranstalterseite den internationalen Acts wohl nicht zumuten, vor den Lokalmatadoren auf die Bühne zu müssen. Bei Tomte wachte jedenfalls das Publikum endlich auf, klar, immerhin sind Thees und Co. mit ihren Labelmates Kettcar zusammen immer noch so etwas wie die Band der Stunde, und auch beim x-ten Hören kann man kaum glauben, wie gut "Schreit den Namen meiner Mutter" ist. Der Versuch, das Image des biertrinkenden Rockstars abzuschütteln, misslang zwar, aber sonst machten Tomte einfach alles richtig.

Beinahe schief gegangen wäre dagegen fast der Auftritt des Power-Trios Mclusky - kaum standen die Herren rockbereit auf der Bühne, segelte auch schon ein Scheinwerfer von der Deckenkonstruktion hinunter und krachte knapp hinter Gitarrist Andy Falkous' Verstärkern auf die Bühne. Die Band meinte zwar daraufhin, dass dies wohl der "Mclusky vibe" wäre, aber das hätte durchaus auch schlimmer ausgehen können. Die folgende dreiviertel Stunde war hingegen auf jeden Fall "Mclusky vibe" pur - Vollkontakt Rock, der direkt mit der ersten Nummer "Lightsabre Cocksucking Blues" zum Angriff blies und direkt mal die erlaubte Dezibel-Grenze zu sprengen drohte. Was folgte, war eine klasse Mischung aus alten und noch nicht veröffentlichten Songs, die schon Vorfreude auf das kommende Album hochkommen ließen.

Fireside mussten leider kurzfristig ihren Auftritt wegen eines Kreuzbandrisses des Gitarristen abblasen, The Cooper Temple Clause nervten eher als dass sie für gute Unterhaltung sorgten. Die Koblenzer Band Blackmail lieferten eine gewohnt solide Show ab, recht aggressiv und rauh kamen die Songs - hier vor allem die vom aktuellen Album "Friend Or Foe" - daher, wobei die Songauswahl für einen Festival -Auftritt eher unglücklich war. So großartig "Friend" auch ist, das Instrumental-Intro des Songs hätte an diesem Tag bei dieser Hitze durchaus kürzer sein können. Trotzdem alles in allem ein guter Auftritt mit für Blackmail-Verhältnisse recht nette Ansagen. Visions-Lieblinge Dredg, die auch tags zuvor als "special guest" auf der Warm-Up-Party gespielt hatten, sorgten mit ihren epischen Rock-Dramen für Entzücken, allerdings wäre dieser Auftritt etwas später am Abend wohl besser aufgehoben gewesen - es war ganz einfach zu "hell" für ihre Musik.

Spaß hatte es bis hierher gemacht, für die wahren Highlights hatten bisher die Bands gesorgt, von denen man das auch erwartet hatte. Doch dann kamen The Weakerthans, und obwohl die Kanadier inzwischen "Melodie" wesentlich größer schreiben als "Härte", spielten sie locker sämtliche Bands des ersten Tages an die Wand. Einige Stunden vorher hatte Tomtes Thees uns noch dringend empfohlen, sich diese Band nicht entgehen zu lassen, und er hatte Recht. Dass der Abseits-Pop des Vierers gerne als schwer verdaulich beschrieben wird, erwies sich übrigens als nicht haltbar. Lauthals wurden gleich die ersten Nummern mitgesungen, nur bei den neuen aus dem noch unveröffentlichten Album "Reconstruction Site" wurde es verständlicherweise etwas ruhiger im Publikum. Die Weakerthans präsentierten uns einen exakt getimten Mix aus technischer Perfektion, intelligenten Texten und unendlich viel Gefühl und hatten damit zu Recht das Publikum voll auf ihrer Seite.

Samiam bewiesen anschließend, warum sie nach einigen mageren Jahren inzwischen wieder Kultstatus genießen. Ami-Punkrock vom Feinsten, ohne Tricks, aber auch ohne Handbremse. Keine Band für jede Lebenslage, aber auf einem Festival zum Sonnenuntergang genau das Richtige. Anschließend durften die Kiddies im Publikum noch zwei Stunden zu den Klängen der Donots und "A" dauerhopsen, während sich die Erwachsenen zu einem gepflegten Bierchen zusammensetzten und einen gelungenen Festivalauftakt diskutierten - in der guten Gewissheit, dass der Sonntag noch viel besser werden würde.

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Text: -Gaesteliste.de Festival Patrol (Bluhm & Wohlfeld)-
Foto: -Carsten Wohlfeld-

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