Statt Sinister lassen heute morgen Holy Moses die Black Metal Stage erbeben, ein Grund mehr, schnell bei Grave Worm vorbeizuschauen. Einer unserer persönlichen Lieblingsgigs dieser drei vollen Musiktage entspinnt sich, als zu den Klängen von "Drowned In Fear" (vom aktuellen Prachtalbum "Engraved In Black") über der Party Stage die Sonne durch die Wolken bricht. Die Tiroler beherrschen - neben einem Parallel-Headbanging, das die Musiker wie die Propeller eines Windkraftwerks wirken lässt - auch ihr musikalisches Handwerk so gut, dass bald in jeder Hinsicht die Sonne aufgeht. Auffallend auch die positive, fröhliche Ausstrahlung und die ehrlich wirkende Freude, mit der sich die Band ein ums andere Mal beim Publikum bedankt.
Zu einem lieblichen Keyboard-Intro erklimmen blutverschmierte Gestalten die True Metal Stage - It's Thyrfing Time! Das Motto heißt: Fetter, stark folklore-durchtränkter Viking Metal, der die Massen schnell mitreißt. Höhepunkt des großartigen Auftritts ist "Voyager", clever all denen gewidmet, deren Heimfahrt von Wacken sie über tiefe und gefährliche Wasser führen wird.
Die Death Metal-Urgesteine von Malevolent Creation gehören mit Vader und Nile fraglos zum Biestigsten, was das sonst vielleicht ein wenig Hardrock-lastige W:O:A 2003 zu bieten hat. Am mit großer Virtuosität dargetanen Gebolze der Amis war nichts auszusetzen, außer mangelnder Kommunikation mit ihrem Publikum vielleicht.
Twisted Tower Dire sind wieder so eine dieser vielen Melodic Metal-Kapellen im Billing. Songs wie "Guardian Bloodline" sind sicher nicht schlecht, aber werden etwas hölzern abgespult, die Amis fesseln uns nicht lang an die Party Stage (die sie sinnigerweise mit Thyrfings Auftritt auf der großen Bühne getauscht haben). Zur Zugabe, dem sehr gelungenen Maiden-Cover "The Trooper" kehren wir aber kurz zurück. Na also.
Zum Metalium-Beitrag, teilweise unterstützt von Zed Yago-Röhre Jutta Weinhold können wir wegen großer räumlicher Entfernung wenig sagen. Die Leute, die man später traf, waren unbeeindruckt bis entsetzt. Aus der Ferne klang uns zumindest die alte Yago-Nummer "Black Bone Song" eigentlich recht nett in den Ohren.
Mit Callenish Circle ist nun in der Wet-Leinwandsauna Thrash Metal niederländischer Provenienz angesagt. Stephan mags - genauso wie Carpathian Forrest, die Black Metal-Kapelle, die der von Traumbands wie Green Carnation oder Emperor bekannte Bassist Tchort (das Foto zeigt schön seine edel ausgebildete Bierwanne) offensichtlich speziell zum Ausleben seiner Asi-Bedürfnisse mit Corpsepaint, Nieten, Gasmasken etc. - Grusel...
Masterplan haben schon mit ihrem Debütalbum und gelungener Tourneevorstellung (gemeinsam mit Hammerfall) überzeugt. Stücke wie "The Chance", das Roland Grapow noch bei Helloween schrieb, oder "Bleeding Eyes" sind auch immer noch überzeugend, jedoch springt an diesem Samstagnachmittag der Funke nicht so richtig über.
Die altgedienten Wacken-Schlachtrösser von Rage lieferten mit "Set This World On Fire" oder "Straight To Hell" (bei dem Gitarrist Victor Smolski für wegklappende Unterkiefer Münder sorgte) oder dem Ausblick auf ihr im erst im September herauskommendes Album "Soundchaser" eine ihrer schon gewohnten Vorstellungen als schwer arbeitende Spaßmachband. Nach "Higher Than The Sky" hört das Publikum beinahe nicht mehr auf zu singen. Erst als der Backdrop von Rage wieder hochgeht, wird auch akustisch Raum für weitere Bands gemacht.
Die vorzüglichen Kataklysm bekommt unsereiner nach einem Boxenstop im Pressezentrum nur noch akustisch mit. Der Wiedereintritt zum Festivalgelände bleibt etwa halbstündig verwehrt. Warum? Nun, die Limousinen der Headliner des letzten Tages, Slayer, haben sich angesagt, und damit die Herren - so sie denn kommen - ungestört einrollen können, wird lieber alles dicht gemacht. Der (epic) Black Metal der Kanadier mit Ausblicken aufs kommende Album "Serenity In Fire" kam trotzdem infernalisch rüber.
Zum Restauftritt von Dark Funeral dann wieder aufs Gelände: Die Schweden klangen bei speedblastigen Black Metal-Songs wie "My Dark Desire" wie ein Hornissenschwarm im Marshall-Turm, konnten ihr Publikum damit aber leider nur teilweise zum Mitbangen animieren.