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Konzert-Bericht
 
Pomp & Circumstance

Hawksley Workman
Reamonn

Köln, Palladium
01.02.2004

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Hawksley Workman
"Ich kann es kaum erwarten, heute Abend zu spielen", freute sich der sichtlich gut aufgelegte Kanadier Hawksley Workman vor seinem Konzert im Kölner Palladium, bei dem er die lokalen Überflieger der deutsch-irischen Formation Reamonn supporten durfte. "Ich habe einen sehr schönen Beruf und ich bin mir dessen bewusst", fügte er noch mit leuchtenden Augen hinzu, "lass dir das gesagt sein!" Workman, der bei uns als Newcomer gehandelt wird, obwohl die soeben erschienene CD, "Lover / Fighter" (eine Story folgt in Kürze auf Gaesteliste.de), bereits sein insgesamt viertes Werk ist, hat sich die notwendige Begeisterung für sein Tun jedenfalls über die Jahre erhalten können. Und er ist sich zudem seiner Verantwortung als Künstler bewusst: So ist er zwar dankbar für das äußerst aufnahmebereite Reamonn Publikum, möchte aber trotzdem seine Integrität als Songwriter nicht kompromittieren. Und so wagt er als Live-Performer einen Balance-Act, der insgesamt durchaus gelingt.
Mit dem sicheren Gespür für große Gesten - die dem Rahmen des Ereignisses durchaus angemessen waren - stürzte sich der kleine Mann mit der großen Stimme (und einer perfekt aufeinander eingespielten Band) in das Abenteuer, das man als unbekannter Support-Act einer massentauglichen Mainstream-Band für gewöhnlich eingeht. Hierbei verzichtete er dennoch nicht darauf, einige Tracks des neuen Albums nachgerade zu sezieren und in Form dramatischer Mini-Opern zu präsentieren. "Hallo Köln", begrüßte er zunächst das ausverkaufte Auditorium, "ich bin Hawksley Workman und das sind meine Songs." Die Stücke von "Lover / Fighter" (besonders der geschickt gewählte Opener "Tonight Romanticize The Automobil") glänzen - wie fast alle Songs des wortgewaltigen Song-Poeten - gleichermaßen mit unaussprechlichen Songtiteln, wie auch mit einnehmenden und unwiderstehlichen Rock-Riffs. Hinzu kommt eine beeindruckend durchsetzungsfähige Stimme mit hohem Wiedererkennungswert und eben eine spielfreudige, unauffällige, aber höchst kompetente Band. Das gefiel sichtlich: Nicht nur dass es begeisterten Szenenapplaus gab, sondern obendrein ließ sich das Publikum trotz "kleiner Lightshow" (die große war natürlich für Reamonn aufgespart) zum Mitklatschen bei diversen Stücken animieren. Für einen Mann ohne Namen (zumindest bei uns) ist das eine beachtliche Leistung und belegt, dass die Idee, den Kanadier mit Reamonn zu kombinieren - obwohl die musikalische Schnittmenge beider Acts nicht sehr groß ist - marketingtechnisch sicherlich nicht die schlechteste gewesen ist. Das soll sich für beide Seiten auszahlen: Hawksley will Reamonn im Gegenzug mit auf eine Tour durch das heimatliche Kanada nehmen, wo er durchaus ein veritabler Star ist. Apropos Star: Im Gegensatz zu vielen Acts saßen die angesprochenen Gesten beim Meister ziemlich passgenau. Hawksley ist ein geborener Show-Man, der tatsächlich Spaß an seiner Arbeit hat. Zudem ist er ein Allrounder, der auf seinen CDs nahezu alle Instrumente selber spielt, und dem Publikum in Köln bei einem Track zeigte, dass die Drums - und nicht die Gitarre - sein eigentliches Metier sind. Obwohl "Lover / Fighter" durchaus eine Handvoll radiotauglicher Hits enthält, legte es Hawksley besonders gegen Ende des Sets darauf an, seine Ambitionen deutlich zu machen - die über das bloße Reproduzieren der Konserve hinausgingen. So zerlegte er z.B. das Kernstück der CD, "Anger As Beauty" (ein eigenartiges Lied über Liebe, Gewalt und Glauben), in seine Einzelteile, um es dann mit vielen Stops, dramatischen Wendungen, Haken und Ösen wieder zusammenzusetzen. Hier überspannte er dann den Bogen etwas, denn der als Erlösung gedachte Mitsing-Refrain ging dann ein wenig im theatralischen Prog-Rock-Getue unter. Aber selbst unter diesem Gesichtspunkt überzeugte Hawksley Workman als intelligenter, energischer Live Act, der durchaus mit den musikalischen Versatzstücken zwischen Glamrock, Folk, Vaudeville und Hip-Hop umzugehen weiß, derer er sich mit Gusto bedient.
Da ist die Sache bei Reamonn schon sehr viel einfacher. Hier bekommt jeder genau das, was er sich wünscht und verdient. Das Konzert im Palladium war zur Aufzeichnung einer Live-DVD auserkoren, weswegen das Blickfeld durch zahllose Kameras eingeschränkt wurde. Nicht dass das der Begeisterung einen Abbruch tat. Von der ersten Sekunde an wurden die Jungs gefeiert was das Zeug hielt. (Was ja bei Eintrittspreisen von 35 Euro aus Gründen der Selbstachtung auch beinahe notwendig erscheint.) Das Phänomen Reamonn brachte Sänger Rea selber am besten auf den Punkt: Früher habe er sich immer überlegt, was man tun müsse, um eine Halle wie das Palladium auszuverkaufen. Nachdem ihnen das nun mit der aktuellen CD "Beautiful Sky" gelungen sei, könne er aber auch nicht sagen, was genau man denn nun eigentlich richtig gemacht habe. Vielleicht liegt der unerklärliche Erfolg, den nun gerade diese Band hierzulande hat, einfach an der Tatsache, dass Reamonn genau jene Mischung zusammenbekommen haben, die den kleinsten gemeinsamen Nenner trifft. Zwar wird öfters bemängelt, dass die Songs, die die Band so in den Charts plaziert, ja nun wirklich nichts besonderes sind - andererseits kann man diese auch nicht mit Gusto hassen. (Sogar Chan Marshall wurde schon beobachtet, wie sie "Supergirl" sang). Den Jungs dürfte das egal sein: Hierzulande haben sie den Zenith jedenfalls erreicht. Das Konzert in Köln lief dann auch eher unverbindlich ab: Neben einigen Gimmicks, wie z.B. einer breitwandigen Projektsionswand im Bühnenhintergrund oder einen Glitzerkram-Regen bei der aktuellen Single "Star" gab's - mit großem Aufwand inszeniert - vor allen Dingen alle Hits. Seltsamerweise wurden diese en Bloc im Mittelteil gegeben - inkl. der kommenden Auskoppelung, "Strong", zu der Rae auch gleich die Entstehungsgeschichte mitlieferte). Verknüpft wurden die einzelnen Tracks mit z.T ausufernden Ansagen und Stories, die durch das ungelenke Deutsch des Iren aber eher sympathisch erschienen. Sicher: Großartige musikalische Offenbarungen durfte man bei dieser Show nicht direkt suchen. Nach Abzug der großen Geste bleiben unterm Strich nämlich relativ überschaubar konstruierte, sentimentale Liebeslieder übrig. Was aber nicht einmal eine Kritik sein soll, denn - wie gesagt - so richtig zu hassen oder zu verachten gab's da eigentlich auch nichts und zumindest kommen Reamonn glaubwürdig und ganz ohne erkennbares Kalkül rüber. Und: Leute, die bei Reamonn Konzerten rumhängen, können sich nicht gleichzeitig Deutschland Sucht den Superstar anschauen. Das hat doch auch was... Ein Hinweis sei noch erlaubt: Dass hier keine Reamonn-Fotos vom Konzert zu sehen sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass es neuerdings Foto-Pässe nur für Support-Acts zu geben scheint...

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Surfempfehlung:
www.hawksleyworkman.com
www.hawksleyworkman.de
www.reamonn.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Hawksley Workman:
Interview
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Mehr über Reamonn:
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