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Konzert-Bericht
 
Queen Of The Underground

Jennifer Terran

Groningen, Prinsentheater
21.03.2004

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Jennifer Terran
Jennifer Terran - und das stellte sie an diesem Abend nochmals explizit fest - ist eine dezidierte Independent Künstlerin. Das heißt: Jennifer, die ihre Scheiben über ihr eigenes Label Grizelda Records und über ihre eigene Homepage vertreibt, hat nicht nur keinen Major im Rücken sondern eigentlich überhaupt nix - außer den Fans. Und diese müssen dann durch Mund zu Mund-Propaganda und CD-Käufe dafür Sorge tragen, dass sie als Künstlerin überhaupt überleben kann. Das bedeutet: In Deutschland, wo ohne professionelle Abwicklung so gut wie nichts möglich ist, wird es schwierig werden für Jennifer. In Holland indes besteht ein gesundes Interesse auch an Underground-Künstlern. Hier ist auch eine Infrastruktur vorhanden ist, mittels derer diese vermittelt werden können. (In dem Fall das Fanzine "Heaven", durch dessen Rezension ihrer CD "The Musician" das Interesse an Jennifer Terran überhaupt erst geweckt wurde). Und nebenbei liegen hier die Eintrittspreise auch deutliche unter dem Niveau, das sich bei uns etabliert hat - u.a. weil weniger Abgaben gezahlt werden müssen. So wunderte es dann auch nicht, dass das Prinsentheater in Groningen wieder recht ordentlich ausverkauft war.
Eigentlich mag es Jennifer ja noch lieber, sogenannte "Heimkonzerte" zu spielen - bei denen möglichst viele Menschen in einem möglichst kleinen Raum gepackt werden, und so praktisch zu einem Teil der Musik und der Performance werden. Das Setting im aparten Kleinkunsttheater kam dieser Idealkonstellation aber schon vergleichsweise nahe. Jedenfalls ließ Jennifer keine Gelegenheit aus, das Publikum ins Geschehen mit einzubeziehen. Das reichte von der Aufforderung, entsprechend mitzuklatschen über das Zurufen von Wünschen bis zum Plaudern über bestimmte Stücke oder "Baby" - das sie, im sechsten Monat schwanger, deutlich sichtbar mit sich herumtrug und das - so Jennifer - auch schon entsprechend enthusiastisch auf die erklärte Lieblingsspeise "Stroopwafels" reagiere. Jennifer war nach der Trennung von ihrem Gatten (und Bassisten) Brendan Statom solo unterwegs und das bedeutete vor allen Dingen: Solo-Piano, A Capella-Vortrag und ergänzend ein wenig Fingertrommel sowie ein neues Stück mit Drum'n'Bass-Begleitung von CD. Eine "richtige" neue CD hatte Jennifer nicht im Gepäck. So war dies also die Tour zur Live-Scheibe "Live From The Painted Cave" (natürlich ein mitgeschnittenes Heimkonzert) sowie immer noch zur letzten CD "The Musician", mit deren Veröffentlichung für Jennifer in Holland alles los ging. Die dargebotenen Tracks waren jedoch eine bunte Mischung aus älterem Material (von ihren Alben "Cruel" und "Rabbit"), neuen Stücken - z.B. vom im nächsten Jahr erscheinenden, kommenden Band-Album "Full Moon & 3" - sowie einer handvoll aberwitziger Cover-Versionen. Darunter zweimal Prince "Take Me With You" und "Sometimes It Snows In April", sowie einmal Leonard Cohen "Hallelujah" inkl. abenteuerlicher Stimmakrobatik (das galt auch für das immer wieder gerne dekonstruierte "Que Sera"). Und dann gab's noch Sly & The Family Stones "Everybody Is A Star", das Jennifer umgetextet hatte in "Everybody Want's To Come" - was durchaus anzüglich gemeint war und dementsprechende, lautmalerische Unterstützung vom Publikum erforderte.

Neben der bereits auf der letzten Tour präsentierten Stücken ihres "Musician"-Albums gefielen dann allerdings besonders die älteren Tracks. Von ihrem Debüt "Cruel" spielte sie auf Zuruf den Song "Fat" - was jetzt aber keine Anspielung auf Jennifers Baby-Bauch darstellen sollte und von "Rabbit" das Stück "Junk Drawer Waltz"; ein Lied über unnützen Nippes und die damit möglichen metaphorischen Assoziationen. Anders als auf den CDs gerieten die Stücke im Solo-Vortrag weniger fragmentarisch und zerrissen - was u.a. daran lag, dass man sich "die Streicher und alles Drumherum", wie Jennifer es nannte, selber vorstellen musste - oder dieses eben auch lassen konnte. Die Songwriterin, wie die Interpretin Jennifer Terran empfahlen sich auch bei dieser Show wieder jeweils als humorvolle Unikate - sowohl was die zugrundeliegende Perspektive, wie auch die dann entweder sehr reduzierte oder auch sehr extreme Umsetzung betrifft. Jennifer hat sich mit ihrem ungewöhnlichen Stil, der mit Vergleichen zu Tori Amos & Co. nur unzureichend in Worte zu fassen ist, sicherlich eine einzigartige Nische erspielt, die indes einiges an musikalischer Aufgeschlossenheit voraussetzt. Was in Groningen aber kein Problem sei, wie sie schmunzelnd meinte, da dort ja alles besser entwickelt sei, als anderswo... Es bleibt also zu hoffen, dass ihr konsequenter Weg der Unabhängigkeit ausreichen wird, künftig auch Baby mitzuernähren. Oder gar Kollegen: Im nächsten Jahr möchte sie mit Band wiederkommen...

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Surfempfehlung:
www.jenniferterran.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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