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Konzert-Bericht
 
Hochspannung

Chris Cacavas

Köln, Yard Club
27.04.2004

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Chris Cacavas
"Also, das war ja wohl das schlimmste Konzert dieser Tour", meinte Gitarrist Jesse Wilder eher ernüchtert nach der Show zum Tourbegleiter. Was war passiert? Nun, manchmal ist es ja - zumindest für den Zuschauer - nicht immer ganz ersichtlich, warum ein bestimmtes Konzert nun gerade so oder so verläuft. Und in diesem war irgendwie der Wurm drin. Dazu muss man wissen, dass diese Tour von Chris Cacavas und seiner Band eh schon unter einem schlechten Stern stand, was technische Probleme betraf. So ziemlich alles, was unterwegs kaputt gehen kann - vom Verstärker über das Drumset bis hin zu banalen Kabeln -, hatte im Verlauf der vorangegangenen Konzerte schon mal auf die eine oder andere Art den Geist aufgegeben. Dies setzte sich in Köln munter fort: Noch bevor der erste Song, "Already Gone" vom aktuellen Album "Self Taut" verklungen war, war bereits ein Effektgerät ausgefallen und eine Saite gerissen.
Doch damit nicht genug: Die PA im Yard Club knarzte von der ersten Minute an wieder munter im Takt und der Sound war alles andere als berauschend. Ständig mussten die Musiker mit Feedbacks und Echos kämpfen, und zu allem Überfluss war auch noch Strom auf der Bühne. Es handelte sich hierbei um statische Aufladungen, die sich bei gleichzeitiger Berührung von Gitarre und Mikrofon schmerzhaft entluden, so dass die Musiker immer wieder unfreiwillig zusammenzuckten, als sie die Metallteile ihrer Werkzeuge berührten. Schließlich wusste man sich nur so zu behelfen, dass ein Windschutz über das Gesangsmikro gestülpt wurde. "Ein Ganzkörperkondom für mich wäre besser gewesen", meinte Chris nachher sarkastisch (Entgegen unserer ursprünglichen Vermutung lag das übrigens nicht an der PA des Clubs sondern an Cacavas' mitgebrachter Anlage, bei der die Verstärker teilweise nicht geerdet waren.). Unter solchen Umständen ordentlich zu musizieren ist natürlich nicht ganz einfach - denn die sich auf der Bühne aufbauende Spannung (in des Wortes reiner wie übertragener Bedeutung) übertrug sich natürlich auch auf das Publikum. Die Musiker wirkten dadurch zuweilen doch unfreiwillig miesepetrig - auch wenn Chris, dessen Deutsch von Tour zu Tour besser wird - immer wieder knackige Gags einstreute. "Ich wollte aber nicht unfreundlich wirken", bemühte sich Chris nachher erklärend klarzustellen, "ich war nur frustriert von dem ganzen Hin und her und hoffe, dass das nicht falsch angekommen ist." Nun gut - es bedeutete aber, dass man bei dieser Show schon mal Abstriche machen musste: Chris Cacavas at his best bekam man an diesem Abend somit leider nicht zu hören. Was schade war, da die Band an guten Abenden auf dieser Tour - zum Beispiel im Vorprogramm von Lambchop in Duisburg - doch ziemlich brilliert haben musste. Dennoch und trotz allem: Soooo schlecht war das Konzert dann gar nicht. Indem Chris sowohl seinen Stamm-Gitarristen Jesse Wilder wie auch seinen Gast, Jason Victor, den Gitarristen der Steve Wynn-Band mitgebracht hatte (und er selber ja auch Gitarre spielte) geriet diese 2004er Ausgabe der Chris Cacavas-Band nämlich zu einer ziemlich tight daherrockenden Gitarrencombo. Allerdings nicht so, wie sich manch alter Fan das vielleicht ausgemalt haben mochte - denn mit Junkyard Love hatte dieses Outfit recht wenig am Hut. Das aber war auch genau so gedacht. "Wir müssten mit dieser Musik eigentlich ein jüngeres Publikum erreichen", überlegte Chris vor der Show noch laut. Das ist aber nicht ganz so einfach, denn im Laufe der Jahre haben sich Chris gegenüber so gewisse Erwartungshaltungen aufgebaut. Obwohl der Mann sich seit "Anonymous" eigentlich konsequent weiterentwickelt und auch ständig verändert, scheint das kaum jemanden so recht zu interessieren. Ständig wird im Zusammenhang mit Chris Cacavas an die alten Zeiten erinnert und "Pale Blonde Hell" als ultimatives Referenzstück herangezogen. So etwas nervt natürlich auf die Dauer - besonders dann, wenn man, wie eben Chris - über die Jahre zu einem durchaus eigenen Stil gefunden hat, der mit den ewigen Neil Young-Vergleichen so überhaupt nicht kompatibel ist.

Chris, privat ein begeisterter Fan elektronischer Musik, denkt wesentlich moderner, als das so mancher wahrhaben möchte. Insofern erschien es dann auch nur konsequent und überraschte letztlich nicht wirklich, dass er besagtes "Pale Blonde Hell" im Zugabenbereich so ziemlich punkmäßig verhackstückte. Überhaupt schien Chris - sofern das seinem eher gutmütigen Temperament überhaupt zuzutrauen ist - für diese Tour die Ärmel hochgekrempelt zu haben um so richtig energisch Druck machen zu können. Ergo funktionierten - auch bei der unglücklichen Kölner Show - die knackigeren Tracks vom Schlage "On My Back" am besten: Hier ließen sich die Jungs einfach gehen und hauten dem Publikum eine Botschaft um die Ohren: "Alle mal herhören, so spielen wir heute!" Seltsamerweise meinten die Musiker nachher, dass sie die langsameren Stücke - wie z.B. das ziemlich soulige ".44 Magnum" (von dem Sampler "Ten Years Wood") oder das dahinwummernde "Sucker" besser hinbekommen hätten. Nun: Das mag an den Soundproblemen auf der Bühne gelegen haben. Vor derselben hörte sich jedenfalls das Rock-Zeug besser an. Und dieses wurde - wie gesagt - nicht nach Junkyard-Manier dargeboten (also druckvoll aber schleppend), sondern mit Schmackes und Effét, kurz und knackig. In diesem Zusammenhang beinahe selbsterklärend war dann auch, dass sich das Programm fast vollständig aus den letzten drei CDs (neben "Self Taut" vor allem "Kneel" und "Bumbling Home From The Star") rekrutierte. Was gab's sonst noch? Jason Victor hatte sich für diese Tour extra das Spielen auf der Steel-Gitarre beigebracht. Wenn man dann noch bedenkt, dass er obendrein ein begeisterter Fan des E-Bow ist, dann bot dies in Kombination meist ein schönes Gegenstück zu Jesses eher schnieken Soli oder Chris' eher pragmatischer Gitarrenarbeit. Da es mittlerweile auch mit den Effektgeräten ganz gut klappt, erschien das diesbezügliche Drumherum auch gut in den Gesamtsound integriert. Jesse und Chris griffen bei Gelegenheit auch des Öfteren zum bereitgestellten Keyboard - nutzten dieses aber - anders als früher - eher atmosphärisch und unterstützend. Und die emsige (und im Vergleich gutgelaunte) Rhythmusgruppe, Ed Kampwirth am Bass und Brandon Laws am Drumset, tat das ihrige, die Show zu einer doch eher kompakten und runden Sache werden zu lassen - trotz aller Unbilden auf der der Bühne. Wie gesagt: Für's Publikum war es ja gar nicht so schlimm. Dennoch ließ Jason Victor es sich nicht nehmen, anlässlich der letzten Zugabe Chris' Saiten mit einer Zange abzuknapsen: Genug ist genug, lautete hier die eindeutige Botschaft. Im Anschluss nahm sich Chris dann wieder einmal viel Zeit für seine Fans (besonders die weiblichen), so dass das eigentlich angepeilte Gaesteliste.de-Interview wieder einmal auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. Nun ja: Chris Cacavas ist ja nicht aus dem Land, das kriegen wir schon noch irgendwann hin...

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Surfempfehlung:
www.uah.de/cacavas/
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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