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Konzert-Bericht
 
Gemischte Gefühle

A Camp
Kristofer Aström

Köln, Luxor
13.04.2009
A Camp
Selbstverständlich könnten wir an dieser Stelle behaupten, dass wir zum A Camp-Konzert nur wegen der Musik gegangen wären - schließlich ist "Colonia", das jüngst erschienene zweite Werk der amerikanischen Schweden, einer der wenigen Lichtblicke im ansonsten bisher recht mauen Musikjahr 2009. Wäre aber gelogen. Natürlich sind auch wir, wenn nicht sogar vor allem, wegen der Hauptdarstellerin Nina Persson ins Luxor gekommen. Deshalb konnten wir am Ende auch gar nicht enttäuscht nach Hause gehen, obwohl das Konzert musikalisch nicht immer überzeugen konnte.
Den Anfang machte Kristofer Aström. Wenngleich wir von dem sympathischen Schweden solo und mit Band schon viele, viele gute Konzerte gesehen haben, wollte an diesem Abend der Funke nicht so recht überspringen. Vielleicht ja auch, weil ein Großteil der Songs, die Aström in seinem nur 30-minütigen Soloset präsentierte, aus seinem erst zwei Tage zuvor erschienenen neuen Werk "Sinkadus" stammten und so selbst seinen treuesten Fans kaum bekannt gewesen sein dürften? Da half auch der Wechsel zwischen Stromgitarre und Akustikklampfe nichts - seine Anwesenheit im Luxor rechtfertigte Aström erst später am Abend.
Die A Camp-Bühnendeko erinnerte danach ein bisschen an die der Cardigans-Tournee 2003. Einen Kronleuchter gab es zwar nicht (dafür wäre die Decke des Luxor vermutlich auch zu niedrig gewesen), aber allerhand altmodische Stehlampen und reichlich geschmückte Keyboard- und Mikroständer sorgten schon vor Beginn für heimelige Wohnzimmeratmosphäre. Das passte, je nach Sichtweise, ganz ausgezeichnet oder rein gar nicht zum Auftreten der A Camp-Protagonisten, die ihr Line-Up für diese Tournee um eine Dame an den Tasten und einen Herrn am Schlagzeug aufgestockt hatten, denn obwohl die Band sichtlich Spaß an der Performance hatte, stand doch eine ausgeprägte Theatralik im Vordergrund, und so hatte die knapp 90-minütige Show viel Aufführungscharakter.

Das zeigte sich gleich beim ersten Song "The Crowning", denn anstatt wie bei The Cardigans üblich verhältnismäßig reglos den Mikroständer zu umklammern, warf sich Nina praktisch mit dem ganzen Körper in den Song, als wolle sie mit ihren ausladenden Gesten jede einzelne Zeile des Stücks extra betonen. Niclas Frisk und Nathan Larson, die beiden Herren rechts und links von ihr, die von Weitem nicht nur ob ihrer Bärte auf den ersten Blick auch gut und gerne als Zwillinge durchgegangen wären, wollten da nicht zurückstehen und rissen ein ums andere Mal ihre Saiteninstrumente in die Senkrechte. Ein Drittel später Paul McCartney, ein Drittel ABBA, ein Drittel schlechte 80er-Jahre-Heavy-Metal-Band, könnte man meinen, aber offensichtlich die A Camp'sche Vorstellung davon, wie es ist, wenn "we're gonna party like it's 1699".

Richtig begeistert schien das Publikum trotz oder gerade wegen der überschäumenden Performance allerdings anfangs noch nicht. Vielleicht auch deshalb nicht, weil nicht ganz klar war, ob es sich um eine Parodie handeln sollte oder ganz einfach das war, was A Camp unter Spaß verstehen. Spätestens aber mit "Golden Teeth And Silver Medals" brach dann das Eis, denn als Ersatz für Nicolai Dunger, der den Song auf der Platte mit Nina im Duett singt, kam Kristofer Aström zurück auf die Bühne und sang die herzerweichende Call-and-response-Ballade gemeinsam mit Nina - Händchen haltend! Einfach entzückend und kein Wunder, dass Nina am Ende, als sich Kristofer wieder von der Bühne verabschiedete, ins Mikro hauchte: "I miss him already!". (Es gehörte allerdings auch zum bereits erwähnten Aufführungscharakter der Show, dass sie dies jeden Abend an exakt der gleichen Stelle sagt...)

Danach bekam das Konzert deutlich mehr Schwung, nachdem im ersten Drittel fast ausschließlich ruhige(re) Songs zum Zuge gekommen waren. Bei "Here Are Many Wild Animals" reproduzierten A Camp den Phil Spector-Pop der Studioversion mit willkommen rauem Rock N Roll-Feeling und ließen gleich danach ihr wunderbares Daniel Johnston-Cover "Walking The Cow" folgen. Vergleichsweise banal und monoton kam anschließend ein weiteres Cover, "I've Done It Again" von Grace Jones, daher, bevor Nina erklärte: "It's time to talk about maths!", und mit "Algebra" einer der besten Songs des unbetitelten Erstlingswerks auf dem Programm stand, der zudem auch auf der Bühne absolut perfekt klang. Aus dem gleichen Album stammte natürlich auch der "Hit", den Nina extra als solchen ankündigte: "I Can Buy You" war ohne Frage der Höhepunkt der gesamten Veranstaltung, obwohl oder gerade weil der Song etwas holperiger (und damit noch authentischer) als auf der Platte daherkam.

Als sei es dringend nötig gewesen, die gute Stimmung im Saal im Anschluss wieder herunterzukochen, verschwand Nina erst einmal hinter die Bühne und ließ ihre Band "Chinatown" als schwerverdauliches Instrumental spielen, bis sie nach fast fünf Minuten doch noch einstieg. Warum bloß? Als Wiedergutmachung gab es als letzte Songs des regulären Programms allerdings die beiden Knüller des aktuellen Albums Seite an Seite: Zuerst "My America" (zu dem Nina noch ein wenig zu ihrer Begegnung mit Bill Clinton fabulierte) und als krönenden Abschluss die großartige Single "Stronger Than Jesus" - beide deutlich rockiger gebracht als auf dem Album.

Zweimal kamen A Camp danach noch für Zugaben auf die Bühne zurück, begannen - abermals verstärkt durch Kristofer Aström - mit dem Tränenschocker "Song For The Leftovers", übergingen den Publikumswunsch "The Bluest Eyes In Texas", überraschten mit dem David Bowie-Cover "Boys Keep Swinging" und beendeten den Abend mit "The Weed Had Got There First", dem Schlusssong aus "Colonia", auf betont leisen Sohlen.

Surfempfehlung:
www.acamp.net
de.wikipedia.org/wiki/A_Camp
www.myspace.com/kastrom
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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