Die erste gute Nachricht an diesem Montagabend allerdings lautet: Der Künstler ist anwesend! Eigentlich war Dickensons Auftritt nämlich schon für den Vortag geplant gewesen, doch die extremen Wetterverhältnisse in Großbritannien am Wochenende hatten eine Abreise aus England unmöglich gemacht. Das Nachholkonzert freut aber nicht nur das andächtig lauschende Publikum. Dickensons Begeisterung darüber, dass die gemütliche Haldern Pop Bar trotz der kurzfristigen Verschiebung gut gefüllt ist, ist genauso echt wie das Storytelling in seinen Liedern.
Als einzige Begleiterin hat Dickenson seine Frau Claire Ward mitgebracht, und obwohl sie aus Nordirland stammt, gelingt es ihr auf der Bühne spielend, das Southern Girl zu geben, die June Carter zu seinem Johnny Cash, die Emmylou Harris zu seinem Gram Parsons. Ganz besonders kommt die tolle Chemie der beiden bei "Your Heart Belongs To Me" zur Geltung, wenn sie mit herzergreifendem Wechselgesang die Geschichte ihrer Liebe zu erzählen scheinen.
Überhaupt sind Dickensons Songs zumeist direkt aus dem Leben gegriffen, sie sind glaubwürdig, ehrlich und wahr. Mit seinem Gentleman-Charme, seinem klassischen Äußeren mit Hut, Lederjacke, Boots und Bart und seiner raumgreifenden Stimme ist er zwar bisweilen nah dran am Klischee, aber der geerdete Realismus, der aus seinen Liedern zwischen Sehnsucht und Hoffnung spricht, scheint zu sagen: Ich weiß, wovon ich singe. Dass es durchaus auch Ausnahmen gibt, beweist dagegen der störrische Blues "Gold Rush", der ursprünglich als Nummer über den Goldrausch in Kalifornien geplant war und letztlich doch eher von der Korruption an der Wall Street handelt, wie Dickenson lachend verrät. Ansonsten hält er die Ansagen eher knapp. Die Geschichten gibt es in den Songs, nicht dazwischen.