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Marikas Welt

Marika Hackman
Gia Ford

Köln, artheater
14.04.2024

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Marika Hackman
Dass die Show von Marika Hackman im Kölner artheater schon lange im Vorfeld ausverkauft war, obwohl ihre aktuelle CD ja schon zum Jahresanfang erschienen ist, zeugt von der Zugkraft, die die britische Songwriterin inzwischen entwickelt hat - vielleicht sogar unabhängig davon, dass sie als Ikone der LGBTQ+ Szene vor allen Dingen die in der Domstadt zahlreich vorhandene Klientel zum Konzertbesuch zu motivieren versteht. Inzwischen kann sie es sich demzufolge auch leisten, ihrerseits Kolleginnen wie die aufstrebende Londoner Songwriterin Gia Ford zu fördern, die mit ihren Support-Shows für Marika ihren Einstand als Live-Performerin feierte.
Im UK hatte Gia Ford mit ihrer Band für die Einstimmung auf die Shows von Marika gesorgt - stand in Köln jedoch alleine mit ihrem Gitarristen Conor Houston auf der Bühne, um ihren attraktiven Mix aus Glamrock-, Dreampop-, Shoegaze- und Powerballaden-Tracks zu präsentieren. Eine handvoll bereits veröffentlichter Single-Titel wie etwa "Alligator" oder "Falling In Love Again" zeugen bereits von der Wandlungsfähigkeit Gia Fords als Songwriterin und funktionierten auch im abgespeckten - teils akustisch präsentierten - Duo-Modus bestens. Ford zeigte sich dabei als souveräne, selbstbewusste Performerin, die insbesondere gesanglich eine beachtliche Leistung aufs Parkett legte und sich mit Ihren Songs über "Female Rage" gerne auch als Empowerment-Agitatorin feiern ließ. Einige neue, noch nicht veröffentlichte Tracks, die das Duo ebenfalls präsentierte, lassen vermuten, dass einer soliden Karriere Gias als Indie-Songwriter-Ikone nichts im Wege stehen dürfte.
Von der Idee, sich mit ihrer Musik einem bestimmten musikalischen Genre oder Stil verpflichtet zu sehen, hat sich Marika Hackman schon lange verabschiedet. Vielmehr gehört sie zu jener Kategorie von MusikerInnen, die mit jeder Veröffentlichung nach neuen musikalischen Impulsen suchen. Nachdem sie auf ihren bisherigen Veröffentlichungen bereits mit Folk, Rock und Pop-Elementen experimentiert hatte, war es auf ihrer aktuellen Scheibe "Big Sigh" die Idee die Songs verstärkt auf dem Klavier anstatt auf der Gitarre oder dem Bass zu schreiben, die sie besonders faszinierte - was beispielsweise dazu führte, dass sie erstmals Instrumental-Passagen bzw. Songs mit lautmalerischen Qualitäten realisierte. Auf der Bühne in einem Rock-Club macht sich so etwas natürlich nicht so gut, und so gab es dann den Track "The Ground" auch nur vom Band, während die Musiker auf die Bühne kletterten.

Es ging im Folgenden auch nicht darum, die aktuelle LP möglichst in Gänze vorzustellen (wie das immer mehr KollegInnen von Marika heutzutage präferieren), sondern einen dramaturgisch sinnvollen Zusammenhang zwischen den ausgewählten Tracks herzustellen - sodass die Höhepunkte dieser Show aus eher unerwarteten Richtungen kamen. Nachdem Marika & Band das Publikum zunächst mal mit dem komplex strukturierten Track "No Nicotine" vom neuen Album stimmungsmäßig auf das Konzept eingestellt hatte, ging es mit "I'm not Where You Are" von "Any Human Friend", "Ophelia" vom Debütalbum, dem Titeltrack von "Big Sigh" und "Gina's World" von "I'm Not Your Man" erstaunlich mellow weiter. Hier standen dann vor allen Dingen die brillant Inszenierten Gesangsharmonien, Dynamik und Vielschichtigkeit - und nicht etwa knackige Rock-Riffs - im Zentrum. Insbesondere "Gina's World" geriet auf diesem Weg zum absoluten und eindringlichen Highlight. Das Thema setzte sich dann nahtlos mit einer Solo-Passage fort, in der Marika die Tracks "Claude's Girl", "Cigarette" und Elliott Smiths "Between The Bars" (einen von Marikas Lieblingssongs, den sie in ihrem Pandemie-Projekt "Covers" bereits ein musikalisches Denkmal gesetzt hatte) in wirklich anrührenden Akustik-Versionen präsentierte. Als dann die Band sich wieder dazu gesellte, wurde es dann allmählich etwas lebhafter, psychedelisch und vielschichtiger. Das auch daran lag, dass die neuen Tracks wie die Körpersaft-Oden "Blood" oder "Slime" auf der LP von Marika alleine eingespielt worden waren und somit im Band-Kontext schon anders klangen - aber erst im letzten Drittel des Sets fanden sich dann echte Rocknummern wie "Conventional Ride" oder "Hand Solo", bevor dann am Ende der Show mit dem Schlusstrack "The Yellow Mile" vom neuen Album das Tempo mit einem Solo-Intro noch ein Mal herausgenommen wurde (bevor am Ende des Songs die Band zum Denouement noch ein Mal hinzu kam).

Wie gesagt ging es nicht darum, Druck auf die Bühne zu bringen, sondern musikalische Vielschichtigkeit zu demonstrieren. Insbesondere der Gitarrist/Keyboarder Bill Waylor machte sich in dieser Hinsicht verdient - auch indem er geschickt mit dem Effektpedal und einem alten Mini-Casio hantierte. Aber auch das variantenreiche Spiel der mit stoischer Empathie agierenden Drummerin Jessica Batour und die gesanglichen Beiträge von Bassistin Jelly Deniston sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Wer die vielen verschiedenen musikalischen Gesichter, die Marika Hackman nicht nur auf ihren Scheiben, sondern tatsächlich auch auf ihren Touren gezeigt hat, in Erinnerung behalten hat, der dürfte auf dieser Tour ein interessantes neues - und erstaunlich ruhiges und abgeklärtes - entdeckt haben. Beweisen muss und will Marika Hackman heutzutage niemandem etwas - schon gar nicht sich selbst. Vielleicht macht aber ja gerade das ja die Sache so sympathisch menschlich.

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Surfempfehlung:
marikahackman.com
www.instagram.com/marikahackman
twitter.com/marikahackman
giaford.co.uk
www.instagram.com/gia__ford
www.youtube.com/@giafordgia/videos
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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