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CHRIS WHITLEY
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22.11.2005
Heute morgen traf die Meldung ein, dass Chris Whitley im Alter von 45 Jahren an Lungenkrebs verstorben ist. Wer indes einmal den musikalisch zwar brillanten, aber auch ständig am Abgrund herumtaumelnden Musiker gesehen hat, der muss zweifeln, ob das alles gewesen sein mag. Whitley begann seine Karriere mit der Debüt-Scheibe "Living The Law" ausgerechnet beim Major Sony. Da Whitley Slide-Gitarre spielte, lag die Versuchung nahe, ihn einfach als neuen Blues-Musiker aufzubauen. Das gelang indes nicht. Einmal abgesehen davon, dass Whitley der unbluesigste Blueser war, den man sich denken kann, sträubte er sich zeitlebens (und auf allen nachfolgenden Scheiben) stets gegen Kategorien. Das ist auch der Grund dafür, warum er nach drei Sony-Scheiben nur noch auf europäischen Labels veröffentlichte. Seine letzte Scheibe, "Soft Dangerous Shores", die letztes Jahr erschien, ist beredtes Beispiel dafür: Hier löste er sich endgültig von jedwedem Genre und verschwand freischwebend im (elektronisch verbrämten) Freistil. Als Musiker war Whitley einzigartig: Ständig entdeckte er neue Möglichkeiten, sich auszudrücken und auch sein Gitarrenspiel entzog sich jeglicher Kategorisierung - und riskierte immer alles. Jedes seiner Live-Konzerte konnte somit zu einem absoluten Highlight oder aber zur absoluten Katastrophe werden. Obwohl ein Freund einmal treffend bemerkte, dass Whitley selbst im Vollrausch und auf Autopilot noch genial sein konnte. Menschlich hatte der hagere, immer ausgezehrt wirkende Whitley stets irgendwelche Probleme. Im Gespräch erwies er sich indes als brillianter Denker, dem dieses Dilemma durchaus bewusst war. Er nutzte folglich all seine Energien - positive wie negative -, um diese in seine Musik einzubauen. In diesem Sinne war Whitley der perfekte, tragische Künstler. Sein Vermächtnis sind somit seine Scheiben und die Erinnerungen an seine Live-Konzerte, die stets memorable Ereignisse waren.
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