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28.08.2009
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Joe Henry - Blood From Stars

Joe Henry - Blood From Stars
Anti/Indigo
Format: CD

Joe Henry zu unterstellen, er würde auf seinem elften Studioalbum keine neuen Wege gehen, wäre sicherlich falsch. Dennoch kann man sich bisweilen nicht des Eindrucks erwehren, dass der amerikanische Ausnahmekünstler nun das vereint, was sein experimentelles, polarisierendes 2003er Album "Tiny Voices" und das wesentlich versöhnlichere, Roots-orientierte Nachfolgewerk "Civilians" vier Jahre später vorgezeichnet haben.

Mit letzterer Platte teilt "Blood From Stars" die Songorientierung, die sich vor allem in einigen von Henrys schönsten, elegischsten Balladen überhaupt manifestiert, gleichzeitig ist das streckenweise hypnotisch anmutende Album in puncto Sounddesign üppiger ausgefallen als der Vorgänger. Bei vielen Stücken begnügt sich Henry fast mit der Rolle des musikalischen Direktors, lässt Jazzer Jason Moran die instrumentale Ouvertüre "Light No Lamp When The Sound Comes Down" intonieren, gibt Gitarrist Marc Ribot gleich mehrfach die Chance, sich so richtig auszutoben, überträgt Chocolate Genius-Sänger Marc Anthony Thompson eine gewichtige Rolle beim souligen Highlight "Death To The Storm" und richtet das Spotlight auch auf seinen inzwischen mehrfach ausgezeichneten 17-jährigen Sohn Levon, der einige beeindruckende Saxofonsoli beisteuert. Die klangliche Nähe zu den bluesigen Spätwerken Bob Dylans, die aus "Civilians" ein solches Meisterwerk gemacht hat, ist auch auf "Blood From Stars" auszumachen, dazu gesellen sich - neben vielen anderen, subtil eingestreuten Elementen - scheinbar spontane, herrlich unsortierte Jazz-Anleihen, an denen sicher auch Tom Waits seine helle Freude gehabt hätte. Das Schönste daran: Der Spagat zwischen Experiment und Eingängigkeit gelingt auf beeindruckende Weise.



-Carsten Wohlfeld-


 

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