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22.01.2010
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Minne Graw - Ausgeträumt

Minne Graw - Ausgeträumt
Sireena/Broken Silence
Format: CD

In den 70ern, als die Welt noch in Ordnung war und sowohl politisch wie auch musikalisch ganz einfach in Gut und Böse unterteilt werden konnte, gab es Bands wie zum Beispiel Ougenweide, an die sich heutzutage nur noch hartgesottene Althippies erinnern können. Ougenweide waren so etwas wie die deutsche Fraktion des Mittelalter-Pop wie er z.B. im UK von Steeleye Span ins Leben gerufen wurde. Dabei ging es darum, folkloristisches Liedgut mit Mitteln der elektrischen Musik in die damalige Jetztzeit zu hieven. In den 80ern wollte das auch niemand mehr hören. Ougenweide lösten sich auf und Frontfrau Minne Graw hing künstlerisch zwischen allen Stühlen. Sie spielte das nun erstmals vorliegende Material 1985 ein, um auszuloten, was möglich war - und musste feststellen, dass nichts möglich war.

Damals wollte diese eigenartige und eigenwillige Mixtur aus liturgisch angehauchter Musik mit mehrstimmigem (selbstfabriziertem) Gesang, naiven Deutschpop-Texten, Prog-Rock, New Wave und nicht zuletzt unkonventionellen Bläsern niemand hören - geschweige denn veröffentlichen. (Mit dem Folk-Background von Ougenweide hatte das Ganze nämlich nichts zu tun.) Heutzutage klingt das beinahe aufregend. Einfach deswegen, weil zwischenzeitlich niemand auf die Idee kam, o.a. Elemente in dieser Art miteinander zu verquicken (Mary Timony ausdrücklich ausgenommen - aber die kommt ja nun aus einer ganz anderen Ecke). Auf perverse Weise klingt das Ganze somit sogar ziemlich zeitlos - auch wenn die musikalischen Wurzeln für diese Mischung bereits 25 Jahre zurück liegen. Schade eigentlich, dass sich das Ganze nun nicht mehr irgendwo einordnen lässt, weil die Sache sozusagen vorerst mal ausgestorben ist.



-Ullrich Maurer-


 

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