Junge Pop-Sängerinnen sind insofern etwas Feines (zumindest für deren Entdecker und Förderer) als das hier, eine gewisse Grundtalentiertheit vorausgesetzt, quasi unbeschrieben Blätter nach Belieben gefüllt werden können. Das ist bei der 15-jährigen Leandra Gamine nicht anders. Das Pfund, mit dem hier gewuchert hätte werden können, ist Leandras jazzig-bluesige Gesangsstimme, die - wie in der Branche üblich - eigentlich viel reifer und älter klingt, als die Protagonistin eigentlich ist. Leider erkannte Produzent Fritz Garner nicht, dass sich Leandras Stimme eher eben für Blues und Jazz geeignet hätte (damit kann man ja auch nicht so gut verdienen), sondern setzte lieber auf das Prinzip: Für jeden etwas. So komponierter er Leandra dann - der Reihe nach - Tango, Americana, Ami-Pop, Country, Soundtrack-Mucke, Disco und Retro-Pop-Nummern dahin - die sich allesamt uninteressant im Mid-Tempo-Bereich bewegen und von geradezu flachen Melodiebögen und regelrecht enttäuschenden Refrains gekrönt werden. Schlimmer noch: Sie lassen der Interpretin kaum Möglichkeiten, sich stimmlich zu entfalten. Das führt dazu, dass die via der Arrangements angedeuteten Vielseitigkeit nichts Rechtes wird - denn weder gibt es stilistisch eine klare Linie, noch ist die Scheibe wirklich abwechslungsreich. Das ist insofern alles nicht koscher, als dass Leandra der Bio nach als Jazzerin begann. Schade - hier wurde viel Potential falsch kanalisiert und zumindest die Chance auf eine musikalisch interessante Scheibe vergeben. Ob die Sache funktioniert, Leandra so als Pop-Künstlerin zu etablieren, darf bezweifelt werden - denn dafür fehlen einfach die möglichen Hits. Was bleibt ist ordentlich gesungenes Material und eine beeindruckende Stimme. Ach ja: Die Texte sind auch ganz schlimm. Hoffentlich schreibt Leandra demnächst eigene Songs...